TD_Screen: Madisonpostal
In den ersten beiden Teilen habe ich ein paar Runden mit heftigem Beschuss ausgehalten und darob rumgejammert. Bei Tom Clancy’s The Division wäre mir der Beschuss lieber gewesen, statt einer reinen Präsentation. Es fühlt sich doch anders an, darüber zu schreiben, wenn man den Controller selbst in der Hand hatte. Dem Spiel wird jedenfalls, seit es 2013 auf der E3 angekündigt wurde, in meinem Umfeld gerne mit einer gewissen Erwartungsfreude entgegengesehen.

Für ein Spiel unter dem Label Tom Clancy ist es ein eher ungewöhnlicher Titel, denn es spielt in näherer Zukunft und dreht sich um Pandemie und Anarchie. Zu Clancy als Autor, der 2013 starb, hätte es nicht gepasst. Auch, wenn er ohnehin nie wirklich etwas mit den Spielen zu tun hatte, sondern lediglich seinen Namen dafür hergab. Seine Bücher waren im Grunde immer in der Jetzt-Zeit angesiedelt. Sie waren enorm spannend, ich habe viele gelesen. Allerdings wurden sie zunehmend anstrengend in ihrem amerikanischen Hurra-Patriotismus.

Die Story von The Division liest sich fürchterlich hanbeüchen, aber Zusammenfassungen für die Presse haben halt auch selten literarischen Wert. In der Pressemeldung klingt das so:

Der schwarze Freitag. Eine verheerende Pandemie fegt über New York City hinweg. Die Basisversorgung der Stadt fällt nach und nach aus. Bereits nach wenigen Tagen ohne Nahrung und Wasser verfällt die Gesellschaft in Chaos. Die eigenständige Spezialeinheit The Division ist alarmiert. Die Agenten führen ein nahezu gewöhnliches Leben unter uns und sind dazu ausgebildet unabhängig zu operieren und die Gesellschaft zu retten. Wenn die Gesellschaft versagt beginnt Ihre Mission.

Halten wir fest: Der Freitag ist nur in der Realität toll, weil es bei Twitter Empfehlungen gibt und das Wochenende folgt. An der Börse und im Spiel läuft es freitags gerne mal schief. Eine verheerende Pandemie fegte also über New York hinweg, aber was nur? Schweinegrippe? Fußpilz und keiner kann mehr laufen? Magen-Darm? Man weiß es nicht. Jedenfalls sind also Essen und Trinken aus, McDonalds am Ende, KFC geht die Hühnchen-Panade aus, Katastrophe. Wie lange das mit „einige Zeit“ so war, bis das Chaos endlich starten kann – man weiß auch das nicht. Glücklicherweise gibt es ja die eigenständige Spezialeinheit, die bislang total unauffällig und total gewöhnlich unter uns lebte. Man fragt sich kurz, ganz kurz, was genau das bedeutet. Haben die Einheiten gemütlich daheim gesessen und die 27. Staffel Homeland geguckt? Waren sie zum Teambuilding im Klettergarten? Ist doch egal, retten Sie gefälligst endlich die Welt!

TD_Screen: Megamap

Was natürlich zuerst auffällt: The Division ist ein Topmodell. Es sieht ganz enorm gut aus. Alleine das Menü oder die Übersichtskarte sind mit ganz feinem Pinsel gemacht. Natürlich sollte jedes Spiele-Menü stimmig sein und nicht völlig grottig aussehen, aber es fällt schon auf, das hier offensichtlich etwas mehr Augenmerk auf eine originelle und stimmige Optik gelegt wurde.

Auch wenn The Division wie ein Shooter aussieht, hat es eine starke MMO-Elemente. Das ist ja gerade Trend, siehe Destiny. Letzteres wirkt allerdings gegen den Story-Unsinn von The Division wie ein literarisches Schwergewicht. Vielleicht, weil es sich gar nicht erst einen derartigen Hintergrund zusammenschwurbelt. Auch die offizielle Website von The Division verrät nicht mehr.
Steven Ruygrok vom Examiner schreibt: „One of the biggest points that Massive wants to remain quiet about is the game’s plot. They’ve already shared big points about the game’s setting and starting point, but from there players will need to uncover things for themselves.“

Die ganze Geschichte in allen Details verlangt ja nun niemand, aber die erwähnten Zeilen dürften nicht mal den Kurs „Kreatives Schreiben“ einer kleinstädtischen Volkshochschule überzeugen.

Zurück zu dem, was bekannt ist. Die dynamische, persistente Spielwelt bietet Raum zur Erkundung und Weiterentwicklung – MMO lässt grüßen. Laut Eigenbeschreibung handelt es sich übrigens um ein „Online-Open-World-RPG“. Ihr schließt euch mit anderen Mitgliedern der Einheit zusammen, um Mission zu erledigen, die die Ordnung wiederherstellen, die Quelle des Virus ausfindig machen und New York zurückerobern sollen. Dabei könnt ihr Gegner plündern und damit die Ausrüstung verbessern. Gegenstände wie Rucksack und Waffen lassen sich individualisieren, genauso wie der eigene Lebensweg. Was interessant klingt: Dabei trägt der Spieler die Entscheidung, ob er trägt zur Heilung der Stadt beiträgt oder sie tiefer ins Chaos stürzt. Klar, wenn alle brav dem Guten zuarbeiten würden, wäre das Spiel kein Online-RPG, sondern nach 20 Stunden vorbei.

In der kurzen Mission, die ich sehen kann, eilt das Team durch eine U-Bahn-Station, die mit Überwachungs-kameras ausgestattet ist. Die Bilder, die diese machen, lassen sich wie eine Art Geister-Image über das Bild legen. Wie feine Umrisse zeigen sie, welche Menschen sich hier kürzlich aufhielten und liefern weitere Informationen über sie.

TD_Screen: Echo

Das sieht beeindruckend und bedrückend aus. Das Ganze nennt sich ECHO-Fähigkeit und muss selbstredend gewinnbringend eingesetzt werden. Beispielsweise, um die Pandemie zu verstehen oder Informationen der Umgebung zu liefern, um geheime Schätze aufzuspüren. Es ist gleichzeitig auch beeindruckend unheimlich, aber ob das Spiel diesen Effekt narrativ nutzt, bleibt noch offen.

Tageszeit und die Wetterbedingungen sollen eine wichtige Rolle spielen und die Umgebung kann dazu genutzt werden, um Gegner in Hinterhalte zu locken und sich strategischen Vorteile im Kampf zu verschaffen. Außerdem sollen Spieler Freunden vom Tablet aus in Echtzeit helfen und dem Spiel beitreten können.
Aus der Vogelperspektive sollt ihr die Gefechte im Auge behalten können, eure Freunde im Kampf heilen und „einen Regen der Zerstörung auf ihre Feinde niederprasseln zu lassen.“

Das zeigt man bei der Präsentation auch, es bleibt aber für mich schwierig zu beurteilen, wie und ob sich das auswirkt. Das die Kämpfe erstaunlich brutal wirken, im Vergleich zu anderen Shootern, liegt am Einsatz von Drohnen. Man kann Gegner (NPCs), die sich hartnäckig in Deckung halten, mit Drohnen gewissermaßen herauszerren, festhalten und dann erschießen. Dagegen wirkt Call of Duty wie ein harmloses Völkerballspiel.

The Divisions soll erst 2015 (PS4, XBox one & PC) erscheinen und bis dahin ist es noch eine Weile hin. Die kurze Präsentation zeigt jedenfalls ganz sicher, dass The Division die Messlatte für das Erscheinungsbild weiter nach oben legt. Was es spielerisch und erzählerisch zu bieten hat, muss sich noch zeigen.

Gamescom-Diary, Teil 3: Unter Drohnen
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2 Kommentare zu „Gamescom-Diary, Teil 3: Unter Drohnen

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