Heavy Rain: Ethan (Bild: Sony Computer Entertainment)

Gestern habe ich mir auf Sonys Pressetour Heavy Rain näher angeschaut und auch mal den Controller in die Hand genommen. Ersteindruck: Vielversprechend!
Bei den meisten Spielen, die als „interaktiver Film“ angepriesen werden, ist man ja meist doch eher enttäuscht. Da können die Grafik und das Motion Capturing noch so gut sein: Letztlich muss man doch ständig Knöpfe drücken, langatmige Rätsel lösen oder Dialoge durchklicken, um sich dann eine achtminütige Cutscene anzusehen. Heavy Rain macht es besser.

Kurz zur Geschichte: Ein Stadt an der Ostküste Amerikas wird von einem Serienkiller heimgesucht. Seine Opfer werden immer vier Tage nach ihrem Verschwinden gefunden: Ertränkt in Regenwasser – daher auch der Titel Heavy Rain. Alle Opfer haben eine Blume auf der Brust und eine Origamifigur in der Hand. Als das jüngste Opfer verschwindet, wissen die Ermittler jedenfalls nur eins: Sie haben vier Tage Zeit, den Mörder zu finden. Vier Charaktere sind ihm auf den Fersen, die der Spieler abwechselnd steuert. Ethan Mars, der Vater des gerade verschwundenen Opfers, Madison Paige, eine junge Fotografin, der ehrgeizige Profiler Norman Jayden und der ältliche Privatdetektiv Scott Shelby.

Heavy Rain: Madison (Bild: Sony Computer Entertainment)

Die Steuerung ist etwas anders, als man es gewohnt ist. Meist ist ja der rechte Stick zum laufen und mit dem linken dreht man die Kamera. Bei Heavy Rain drückt man zum Laufen die untere rechte Schultertaste. Mit einer Drehung des linken Stick dreht die Figur den Kopf und läuft dann in die entsprechende Richtung. Sehr interessante Idee: Mit der linken oberen Schultertaste kann man einige Schlüsselwörter einblenden, die ähnlich einer Tag-Cloud im Bild schweben. Mit den Tasten rechts wählt man aus, was wichtig erscheint. So kann sich Madison z.B. entscheiden, ob sie Ethan hilft oder ihn nur rüde anraunzt. Das ist vom Grundprinzip vielleicht nicht neu, aber sehr smooth umgesetzt. Das Spieltempo ist eher gemächlich, was nicht bedeutet, dass nicht Hochspannung aufkäme.

In einer Szene, wo man Ethan steuert, geht dieser einem Hinweis in einem Abbruchhaus nach. Er findet eine Videobotschaft mit einer perfiden Aufgabe: Er soll sich vor laufender Webcam ein Fingerglied abschneiden, dann bekäme er einen Hinweis auf den Verbleib des Sohnes. Er hat sechs Minuten Zeit – Echtzeit wohlgemerkt. Dabei kommt wieder die Tag Cloud ins Spiel, die seine Gedanken anzeigt und gleichzeitig auch die Handlungsoptionen: Versuchen, einfach abhauen, es tun? Im Übrigen: Der Spieler muss das nicht tun, dass Spiel geht trotzdem weiter, auch wenn er sich entscheidet, das grausige Spiel nicht mitzuspielen. Er bekommt dann diesen Hinweis nicht, die Handlung läuft – mit entsprechenden Konsequenzen – aber weiter. Heavy Rain bekommt übrigens eine Freigabe ab 16 Jahren. Denn die eben beschriebene grausige Szene wird nicht in allen Einzelheiten gezeigt. Es geht mehr um die Grundstimmung, Ethans Notlage und seine Ängste. Die eigentliche Tat ist eine Cutscene. Es gibt viele, oft recht kurze Videosequenzen, die aber so nahtlos ins Spielgeschehen eingebaut sind, dass man nie wirklich Distanz hat.

Heavy Rain: Ethan
Heavy Rain: Ethan in der Mall (Bild: Sony Computer Entertainment)

Wenn man mit etwas interagieren kann, wird die passende Tastenbewegung kurz angezeigt. Beispielsweise den rechten Stick halb drehen oder hoch/runter bewegen. Auch das ist elegant gelöst, ohne aufwändiges Interface. Der Bildschirm bleibt großflächig für das Geschehen reserviert. Jede Entscheidung hat Auswirkungen, Charaktere können sterben. So sieht nicht jeder Spieler jedes Kapitel. Je nach seiner Entscheidung fallen auch einige weg. Stirbt Ethan, wie beispielsweise bei uns geschehen, taucht dieser Charakter später nicht mehr auf, das Spiel geht aber weiter – nächstes Kapitel. Die Kapitel sollen dann trotzdem nahtlos aneinander passen. Ob das funktioniert, wird sich zeigen. Die Spieldauer liegt bei etwa 9 Stunden. Gespeichert wird übrigens nur automatisch nach einem Kapitel. Das hält die Spannung. Immerhin kann man später einzelne Kapitel nochmal spielen und eventuell einen Fehler ausbügeln und zu einem anderen Ende kommen.

Neunzig Minuten dauert der Termin im Sony-Tourbus. Genug Zeit, um sehr, sehr neugierig auf Heavy Rain zu werden. Das Spiel erscheint am 26. Februar, exklusiv für die PS3.

Heavy Rain am Horizont
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