Lisanne & James, die Macher von Indie Game - The Movie

Gesagt hat’s: Lisanne Pajot. Lisanne und ihr Freund James Swirsky sind zwei Dokumentarfilmer aus Winnipeg. Über Monate hinweg haben sie die Macher der Indiegames FEZ, Super Meatboy und Braid portraitiert. Das Ergebnis ist ein unglaublich intensiver, emotionaler Dokumentarfilm über Menschen, die den altbekannten Kampf führen, das eigene Herzblut-Projekt zu stemmen.

Ich habe diesen Post schon vor einigen Wochen mal angefangen, aber aus Zeitmangel nicht zu ende geschrieben. Das hole ich hiermit nach und verweise zudem auf die Pixelmacher-Ausgabe, in der wir Lisanne und James zu ihrer Doku befragt haben.
Weiter im Kontext, also in Sachen emotionaler Dokfilm über kreativer Prozesse: Ähnliche Emotionen kennt man auch vom Entstehungsprozess bei Filmen oder Romanen. Mit einem Unterschied: Es gibt keine Doku, die sich dem Prozess des Game Designs widmet. Jedenfalls nicht in dieser Art. Die Dokumentation „Indie Game – The Movie“ ist auf dem Sundance Film-Festival ausgezeichnet worden und sorgt zur Zeit für enorm viel Aufsehen. Der amerikanisch Kabelsender HBO plant, daraus eine dramatische Serie machen. Es scheint, als wären dank Lisanne und James die oft belächelten „Nerds“ auf einmal als das wahrgenommen, was sie auch sind: Kreative mit einer Vision.

Das sich Lisanne und James auf Indie-Entwickler konzentrieren, liegt an deren Herangehensweise. Die allermeisten Indie-Games sind sehr viel persönlicher, als Blockbuster-Produktionen. Das liegt natürlich in der Natur der Sache: Die Teams sind kleiner und die einzelnen Einflüsse daher stärker. Und die meisten entscheiden sich (auch gezwungenermaßen) für das Indie-Dasein, gerade weil sie etwas ganz Bestimmtes umsetzen wollen. Lisanne hat für das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Kanada gearbeitet und kennt auch die GDC aus Mediensicht. Der Besuch des Independent Games Festivals auf der GDC ließ sie auf die Idee kommen, einen Film über Entwickler zu machen.

Nun ist es nicht ganz einfach (bzw. attraktiv für die Kamera), Menschen zu portraitieren, die die meiste Zeit vor einem Rechner verbringen. Lisanne und James haben ihre Protagonisten also dort auch viel wegholen müssen. Das ist die große Leistung der beiden Dokfilmer: Sie haben es geschafft, dass die Menschen in ihrem Film sehr offen reden. Die Filmemacher rücken ihnen aber auch nicht so auf die Pelle, dass man sich fremdschämen muss. Im Grunde ist das Ganze, auch wenn es der Titel suggeriert, kein Film über Videospiele. Es ist ein Film über Menschen, die unter finanziellem und emotionalem Druck an einer Idee arbeiten.

Am reserviertesten wirkt noch Jonathan Blow, der Macher von Braid. Die beiden Jungs von Super Meat Boy leiden immerhin im Team. Am eindringlichsten wirkt aber Phil Fish, (Polytron, „FEZ“) der ganz allgemein ein Typ ist, der polarisiert. Was ein bisschen daran liegt, dass er gelegentlich dazu neigt, erst zu reden und dann zu denken. Die Spezies des gemeinen Web- und Foren-Trolls wittert solche Typen bereits, bevor deren Gedanke von Synapsen zu Synapse springt (Übertreibung verdeutlicht) und reagiert auf die altbekannte Weise. Indem sie sie kübelweise mit Schmähungen und Beschimpfungen überschüttet. Phil spricht darüber im Film und leistete sich im Anschluss an die Premiere in San Francisco gleich den nächsten Faux Pas: Nach dem Film lobte ihn ein Japaner für sein Spiel, das eine Hommage an japanische Videospiel-Klassiker ist. Und verband das mit der Frage, was er über heutige Spiele aus Japan denkt. Phils Antwort: „They suck“. Das zog schnell Kreise über den Abend hinaus, in dieses Internet und damit nahm die oben beschriebene Spezies Witterung auf.

Das Phil arrogant sei, war noch die harmloseste Reaktion. Ich habe ihn vor Ort danach gefragt und er gab freimütig zu, dass ihm die erwähnte Aussage so rausgerutscht sei. Er habe aber auch in der gleichen Sekunde realisiert, dass das nicht sehr höflich sei. Er habe natürlich übertrieben, damit aber sagen wollen, dass er Innovatives aus Japan vermisst. Was im übrigen etwas sei, was auch große japanische Entwickler so ausgesprochen haben, erklärte er. Dazu könnte man natürlich anmerken, dass die sich eine solch provokante Aussage vielleicht eher leisten können. Phil erzählte, er habe sich sofort im Anschluss entschuldigt, weil ihm klar gewesen sei, wie das wirken musste. Nur: Die anschließende Entschuldigung fand ihren Weg nicht ins Netz. Phil ist vermutlich nicht gerade der geborene Marketing-Experte, aber mir persönlich sind die gesandstrahlten Aussagen aus Marketing-Experten-Mündern ohnehin nicht sonderlich sympathisch. Dann lieber jemand, der auch mal daneben haut. In dieser Hinsicht wird Phil sicherlich noch dazu lernen. Könnte aber schade sein.

Das der Film über Phil Fish (FEZ), Jonathan Blow (Braid), Tommy Refenes und Edmund McMillan (Super Meat Boy) wird es vermutlich eher nicht in deutsche Kinos schaffen. Man kann den Film aber natürlich auf DVD erwerben. Lohnt sich!

„Jedes Spiel ist ein Wunder“
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