Nachrichten-für-Youtube Löst das Internet das Fernsehen ab? Dieser Frage gehen wir in Folge zwei unserer Reportage-Serie nach. Dafür sind wir bei TubeOne in Köln zu Besuch. Der Names dieses Multichannel-Networks wird euch weniger sagen, als z.B. Mediakraft – die ja zuletzt wegen der mehr oder weniger lautstarken Abgänge von LeFloid und Unge Schlagzeilen machten. Tatsächlich sind die ein ziemlich dicker Fisch: nach eigenen Angaben (Stand Februar 2014) erreichen sie mit ihren Partnern monatlich 145 Mio. Video Views und fast 20 Mio. Fans auf verschiedenen Social-Media-Plattformen wie YouTube und Facebook. Das bedeutet statistisch, dass TubeOne jeden zweiten Deutschen zwischen 15 und 35 Jahren erreicht. Diese Angaben sind über ein Jahr alt – sie dürften inzwischen deutlich höher liegen. Bei TubeOne tummeln sich DagiBee, die Aussenseiter und seit Januar ApeCrime.

TubeOne ist nicht leicht zu finden: kein Firmenschild weist auf ihre Anwesenheit hin. Der Grund für die Geheimniskrämerei ist schnell erklärt: Es heißt schließlich nicht umsonst „Youtube-Stars“. Seitdem das Ding mit den Boygroups weitgehend durch ist, konzentrieren sich Teenies eben auf Youtuber. Ist ja auch egal, ob einem später die jugendliche Verehrung der Backstreet Boys oder von Dagibee peinlich sind. Die Verehrung mancher Fans ist dem ein oder anderen bereits ein bisschen viel: LeFloid zog von Köln nach Berlin, wo es dann doch noch etwas mehr Rückzugsräume für ihn gibt. Sich ständig durch Trauben von Fans in die Räumlichkeiten vorzukämpfen möchte man jedenfalls bei TubeOne lieber nicht.

LeNews statt der Tagesschau
Was ist denn jetzt mit dem Fernsehen und dem Internet? Fakt ist, für viele, vor allem junge Leute, ist das Fernsehen längst keine alleinige Informationsquelle mehr. Unter Umständen überhaupt keine. Uns was für frühere Generationen Boybands oder Viva-Moderatoren waren, dass sind heute eben Youtuber: Stars. Auf die man hört, die man nachahmt und bewundert. Und so wie Nachrichten im TV einen gewissen Standard etabliert haben (Zielgruppe, Auftreten, Look, Ton und Haltung), entstand das gleiche ganz automatisch auch bei Youtube. Die großen Stars schneiden ihre Videos alle ähnlich (ohne Jumpcuts geht grade gar nichts) und auch ihre Ansprache und Haltung ähneln sich – so sehr sich womöglich die Fans der einzelnen Stars unterscheiden mögen. Genauso ähneln sich auch Nachrichtenbeiträge im Fernsehen: Auch da klingen Reporter alle recht ähnlich. Memo, Sebastian & ich machen mal eben eine improvisierte Redaktionskonferenz, suchen eine Nachrichtenmeldung des Tages (Lehrerstreiks in NRW) aus und schreiben einen kurzen Text. Und dann ab vor die Kamera. Dann drehen wir das ganze mit Dima von den Aussenseitern auf links: Sebastian nimmt mit Dima die gleiche Newsmeldung auf. Und zwar so, wie Dima es machen würde.

Auch wenn sich Fernsehen und YouTube in den genannten Punkten wie Zielgruppen, Ansprache etc unterscheiden: Sie haben natürlich handwerkliche Gemeinsamkeiten. Und auch wenn Youtuber wie Dima andere Begrifflichkeiten verwenden, arbeiten sie doch nach den gleichen Maßstäben. Sie achten auf Qualität und guten Schnitt. Und Dima beweist Sebastian, dass er ein sauberes Gespür für Nachrichten hat. Die News über die Lehrerstreiks in NRW, die Sebastian erst mal nach seiner journalistischen Gewohnheit aufbereitet, nimmt er textlich und inhaltlich auseinander. Für die Youtube-Zielgruppe sind andere Punkte wichtig. Nämlich nicht so sehr WARUM sondern WO die Schule ausfällt. Das ganze noch mit einem Witz garniert, fertig ist eine relevante Nachrichtenmeldung im Youtube-Stil. Es ist wirklich ganz gut geworden, finden wir. Findet auch Dima, sagt aber ganz offen, weshalb Sebastian womöglich doch nicht zum ganz großen Konkurrenten von ihm, LeFloid oder Dagibee werden wird. Aber das würde ich hier nie vorwegnehmen…
Sebastians Kollabo-Clip mit Dima legen wir Stephan vor, der für die TubeOne-Partner zuständig ist. „Nuss im Netz“ wäre doch ein spitzenmäßger Channelname. Was Stephan sagt: Am 6. Mai um 18 Uhr in 3sat.

YouTube: Ruhm, Reichweite, rollender Rubel?
Kurz und desillusionierend zusammengefasst, funktioniert das YT-Star-Ding nicht so, dass ihr euch vor die Webcam setzt, das 8-Zillionste Let’s Play oder Schminkvideo macht und einen Haufen Geld verdient. Und selbst wenn ihr eine tolle Idee habt und eure Videos wirklich gut sind: Ohne Netzwerk geht ihr höchstwahrscheinlich unter. Bei TubeOne könnt ihr euch nicht bewerben. Falls ein Channel für sie interessant wäre – eine gewisse Reichweite muss der dann schon mitbringen – würde er den TubeOne-Künstlern vorgelegt. Sagen die, yo, coole Sache, werden sie ihn bewerben. So läuft das mit dem Youtube-Ruhm.
Das man als Youtube-Star reich werden kann, scheint vielen gesichert. Fünfstellige Summen kann man monatlich verdienen, sagt Youtuber Philipp Steuer hier. Youtube hält sich bedeckt, wenn man nachfragt. Das hat die Zeit 2013 getan und bekam zur Antwort:

Die deutsche YouTube-Vertreterin Mounira Latrache sagt nur so viel: „Tausende YouTuber weltweit verdienen mittlerweile sechsstellige Beträge im Jahr.“

Wir bauen unsere Lichtlein ab, werfen uns ins Auto (juhu, ich fahre!) und brummen nach Mainz zurück. Feierabend! In Episode 3 dieses Making Of wird folgen: Noch mehr exotische Reiseziele (fuck yeah, Hannover!), ein Anwalt, 3 Typen, 1 Bloggerin und ein Tatort-Abend in der Kneipe.

Making Of, No. 2: Netzkultur-Reportage
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Ein Kommentar zu „Making Of, No. 2: Netzkultur-Reportage

  • April 12, 2015 um 12:42 pm Uhr
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