Interview mit Community-Manager Vaneck im Blizzard Europa Headquarter nahe Paris

Zu Besuch bei Blizzard Europa. Da Blizzard zum französischen Vivendi-Konzern gehört, logiert das europäische Team in Paris. Allerdings nicht mit Blick auf den Eifelturm, sondern eher unromantisch in einem Industriegebiet von Vélizy. Trotzdem ist ein Besuch in den unscheinbaren Bürogebäuden sehr spannend.

700 Menschen aus 24 Nationen wuseln durch das mehrstöckige Hochhaus, in dem konstant weitere Räumlichkeiten angemietet werden mussten, seit man hier 2004 einzog. Und da wo die meisten Blizzard-Mitarbeiter wohnen, gibt es bereits Happy Hours speziell für sie. Üblicherweise unterhält man sich hier englisch, allerdings gibt es sogar einen Französisch-Lehrer für den, der will.
Julia, die PR-Dame, führt mich durch die Räumlichkeiten. Die Konferenzräume tragen hübsche Namen wie „Naxxramas“ oder „Outlands“.
In einer großen, aufgeräumten Gemeinschaftsküche gibt’s ein Sofa, plus Xbox 360 und Wii. Wii Sports scheint auch hier, genau wie in der neues-Redaktion, ziemlich gut anzukommen.
Alles drehen dürfen wir nicht, aber Büro-Räume sind natürlich auch nicht unbedingt spannend. Spannend ist aber, was in manchen passiert. Bei den Gamemastern zum Beispiel (wo wir dann auch drehen können). Hier sitzen eine Menge Leute die wild auf ihrer Tastatur herumhacken. Hier arbeitet die geheime Macht von WoW, die Gamemaster. Es ist Nachmittag, etwa 16 Uhr, jetzt arbeiten hier am meisten Leute. Die Spieler kommen langsam von der Arbeit, der Schule, der Uni und loggen sich ein.
Mit einem Tool können die Jungs (Mädels gibt’s nur wenige) auf alles Wichtige zugreifen, die Tickets lesen und beantworten und – natürlich – durchs Spiel wandeln. Die Gamemaster sind zwar praktisch immer unsichtbar, aber es könnte vorkommen, dass man einen GM sieht. Der trägt dann eine Robe in auffällig leuchtenden blau-schwarz. Sollte zum Beispiel jemand neben einer Leiche auf den Rückkehrer warten, um ihn jedes Mal direkt wieder ins digitale Nirvana zu befördern, könnte dieser Jemand Ärger bekommen. Und einen Gamemaster treffen. Es scheint aber recht selten zu sein, dass direkt sichtbar ins Spiel eingegriffen wird, zumeist geschieht das unsichtbar im Hintergrund. Und auch nur der betroffene Spieler sieht den GM.
Das soll auch so sein, erzählt Community Manager Marc Olbertz, besser bekannt als Vaneck, im Interview. „Die GMs sollen den Spielern bei Problemen helfen, aber sie sind nicht Teil des Spiels.“
Auf einer der Monitore flitzt ein GM durch eine Instanz. Flitzen trifft es in Etwa, denn er bewegt sich zwar zu Fuß, aber in einer Art „Fast Motion“. Die Monster lässt er links liegen und sie ihn: Auch für die NPCs ist der GM unsichtbar.
Die Oberhoheit über die etwa 50-60 GMs hat an diesem Nachmittag Erin. „Ich habe den Jungs gesagt, sie sollen sich benehmen“, grinst sie, „ich hoffe, es fängt keiner plötzlich an zu kichern.“
Da kann sie beruhigt sein, es bleibt friedlich, während Kameramann Didier mit der Kamera zwischen den Tischen entlang wandelt. Immer von wachsamen Augen verfolgt, denn was auf den Monitoren zu sehen ist, dürfen wir nicht filmen. Schließlich sind hier auch Accountdaten und ähnliches zu sehen, was nicht für Kameras bestimmt ist.
Währenddessen halten wir uns im Hintergrund, wir sollen schließlich nicht im Bild zu sehen sein. Das sieht immer etwas dämlich aus, herumstehende Redakteure oder Kamera-Stative haben im Bild nix zu suchen. Ich nutze die Gelegenheit zu einem Schwätzchen mit Ober-GM Erin und erzähle von meinem einzigen Ticket, dass ich je geschrieben habe. Ich bin nämlich mal als Irrwisch über den Rand von Teldrasil gestolpert und Rund um Runde um die Insel geschlichen, ohne mich wiederbeleben zu können. Erin lunzt wissend über ihre Brille: „Am Wasserfall?“ Öhm, jup… Ich bin also immerhin nicht der einzige Trottel, dem das schon mal passiert ist.
Kameramann Didiers Sohn spielt ebenfalls WoW, wie sich herausstellt. In seinem charmant-französisch gefärbten Englisch meint er augenrollend: „’e is an addict!“. Mit gespieltem Entsetzen zucken alle anwesenden Blizzards zusammen: „Don’t say the word!“
Ups, jetzt bloß keinen Fettnapf erwischen. Zum Glück versteht man hier aber Spaß.
Der Dreh bei Blizzard in Paris ist gegen 18 Uhr vorbei, ich mache mich auf den Weg ins Hotel. Am nächsten Tag geht’s zurück.

Der nächste Bericht wird dann aus L.A. kommen. Hier dürfen wir ins Blizzard-Mutterschiff, in Irvine. Darauf freue ich mich besonders, denn ich kann mit zwei der drei Gründer sprechen: Frank Pearce und Mike Morhaime. Außerdem mit WoW Lead-Producer Shane Dabiri.
Watch out…

Making of, Teil 2: Zu Besuch bei Blizzard
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