Max im Kugelhagel. Das ist wie gehabt.

Unter meinen drei All Time Favorites würden der erste Teil von Max Payne immer auftauchen. Es hatte eine knackige Dramaturgie, von Anfang bis Ende. Eine Geschichte, von der ich wirklich wissen wollte, wie sie ausgeht. Es erzeugte jederzeit die richtige Atmosphäre und die Art und Weise, wie es in Kapitel verpackt war, ist bis heute nicht mehr so gut gemacht worden. Das Voice Acting war hervorragend, die Stimme passend, die Kapitel-Aufteilung innovativ und stimmig. Der zweite Teil war im Grunde ein weiteres langes Kapitel von Teil eins. Zu Verantworten hat das ganze das finnische Entwicklerstudio Remedy. Mit Alan Wake waren sie zwar wohl nicht mehr ganz so erfolgreich, genug spannende und gute Ansätze hatte aber auch dieses Spiel noch in überdurchschnittlicher Weise. Nun hat Rockstar Max in die Finger bekommen und Max Payne 3 abgeliefert. Also, mein Eindruck…

… nach kurzem Anspielen: Max Payne ist nun ein ganz normales Videospiel. Schade. Aber der Reihe nach.

1. DVD einlegen, Update laden, die Augen rollen, weil die PS3 Spiele mit lautstarkem Rumpeln installiert. Auf einer Konsole. Egal.

2. Die Musik. Hervorragend, ich erkenne sie sofort wieder. Auch Max rauchige, abgetörnte Stimme ist noch, wie ich sie in Erinnerung habe.

3. Die Grabsteine seiner kleinen Familie tauchen auf. Mein persönlicher Rückblicksfilm läuft ab. Remedy hatte eine gute, solide Ausgangsstory geschaffen, rund um die fiktive Designerdroge Valkyr, in die Max Paynes Frau zufällig hinein geriet und deswegen ermordet wurde. Ich bin bei Teil eins relativ schnell nicht einfach nur in die Action geworfen worden, sondern auch in die Geschichte hineingezogen worden. Jeder Actionfilm ist auf dem Papier eine eher simple Geschichte, die durch starke Charaktere, die richtige Dosis Action und Atmosphäre zum Leben erwacht. Das hat auch Remedy solide geschafft.

4. Es folgt eine ewig lange Cutscene, bei der man recht unvermittelt in die Action entlassen wird. Soweit, so gelungen. Etwas unfreiwillig komisch ist die Ansage meines Partners zu Beginn: „Deckst du diese Ebene ab? Viel Glück!“ Sprichts und läuft alleine weiter. Das ist wie in diese Horror-B-Movies, bei denen einer sagt, uh, gefährlich hier. Wir sollten uns aufteilen. Jedesmal möchte in in Richtung TV schreien: NEIN! Das ist eine Scheiß-Idee! Aber gut. Was dem Film recht ist, soll dem Videospiel billig sein.
Ein Freund in Hamburg hat einige Tage vorher begonnen zu spielen. Er gibt durch: „Spiele auf mittlerem Schwierigkeitsgrad und leichter Zielhilfe. Bin gerade 20 Mal gestorben.“ Daraufhin entscheide ich spontan, auf den leichten Schwierigkeitsgrad inklusive starker Zielhilfe zu setzen.

5. Das Szenario ist eine ausgelassene Party von Max‘ reichem Boss, bei der einige wichtige Personen vorgestellt werden. Unvermittelt platzen maskierte Bewaffnete herein und schnappen sich Max‘ Auftraggeber samt junger Gattin. Es folgt eine wilde Verfolgungsjagd und die erste Schießerei, die natürlich eher Tutorial-Charakter hat. Die Bullet-Time habe ich seinerzeit am PC nicht benutzt. Ich fand die Slow-Motion-Flugnummern von Max mehr verwirrend, als wirklich hilfreich. Ein solider Kugelhagel in normaler Geschwindigkeit in Richtung der Gegner tats auch. An der Konsole sieht die Sache aber mal ganz anders aus. Da ist das ganze wesentlich hilfreicher. Ich befürchte, ich werde auch gar nicht ohne auskommen. Die Steuerung finde ich ganz spontan. Zum Kotzen. Füchterlich. Grauenvolles Gefrickel.

6. Blut. BLUT! Blutig gehts zu, wo immer Max Payne auftaucht. Das zelebriert Rockstar auch sehr konsequent. Wann immer der letzte Gegner im Abschnitt das Zeitliche segnet, wird das wie gewohnt inszeniert. Und zwar wie in einem alten Western, in der guten alten einsamer-Rächer-landet-finalen-Treffer-Manier. Ich brauche das nicht unbedingt, aber immerhin weiß ich dann, das wars jetzt hier erst mal. Die erste Geiselnahme kann ich in der Tiefgarage verhindern. Das Einsatzkommando kommt natürlich zuverlässig, als alles vorbei ist. Max hat nun erst mal Feierabend und tut zu Hause das, was Max eben so tut. Er säuft sich einen an und kotzt dann ins Spülbecken. Typisch. Eine Frau hätte sich noch ins Bad geschleppt und dort Klodeckel UND Brille hochgeklappt. Geschenkt.

7. Am nächsten Tag sind alle geretteten Entführungsopfer wieder mopsfidel und die junge Gattin geht mit Schwester und Schwager in die Großraum-Disse. Ja. Mensch, was für ein Ding: Da kommen doch glatt schon wieder gefühlt 100 maskierte Gangster, die sich die Klienten von Max schnappen. Alles auf Anfang, nur mit mehr Gegnern. Ich renne also diesen Heinis hinterher, gucke zu, wie sich meinen Gesundheitsanzeige rot färbt und erkenne, ich muss schnell schießen, dummerweise genauer zielen und habe ganz allgemein keine Zeit. Die Dramaturgie sieht nicht vor, dass ich mich mit unnötigen Ermittlungen aufhalte, auch wenn es hier und da etwas zu untersuchen gibt. Ich weiß an dieser Stelle aber nicht, ob das nun wichtig ist, oder nicht.

8. Ich bin etwas genervt. Das Fadenkreuz ist ein winziger weißer Punkt, der im flackernden Discolicht auffällt wie ein grünes Blatt im Wald. Also quasi nicht. Ich schalte um auf „waffenspezifisches“ Fadenkreuz. Ich erfahre zwar in den Einstellungsmöglichkeiten nicht, wie das genau aussieht, aber schlimmer kanns kaum sein. Es ist dann auch etwas besser. Die Abschnitte sind hier noch eher kurz. Das Raumende markiert meist auch das Abschnittsende. Ich verliere aber gerne mal beim letzten Gegner Nerven und Geduld und werfe mich eher so a la General Blücher in die Schlacht. Das klappt nicht immer. Nicht immer so gut.

9. Ich ballere mich weiter durch. Und frage mich, warum hier eigentlich so viele unbeteiligte Tote herumliegen. Die gefühlte Hundertschaft schwerbewaffneter Gangster sollte sich mit den Gästen eigentlich nicht aufhalten. Die sind schlecht angezogen, aber unbewaffnet und sehen nicht so aus, als wollten sie Gegenwehr leisten. Die Schirmchen in ihren Drinks sind zwar spitz, aber vermutlich keine ernsthafte Gefahr. Der Freund in Hamburg meint: Die Munition müsse wohl weg. Das ist ein Grund, den man auch mal so stehen lassen kann. Ich habe an dieser Stelle einfach mal keine Lust mehr.

Zwei Abende Max Payne 3. Womöglich reicht mir das.

Max Payne is no more
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Ein Kommentar zu „Max Payne is no more

  • Juni 8, 2012 um 12:09 pm Uhr
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    Na, weiterspielen, wird besser (und ist auch nicht so lang). Man merkt aber schon stark, dass Remedy eine Sorte Spiel gut kann und Rockstar eben eine andere.

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Und jetzt ihr!

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