125 Jahre alt würde John Ronald Reuel Tolkien heute. Der Engländer, dessen Vornamen meistens nur mit der Abkürzung Dschay Ahr Ahr (ja, genauso!) angegeben wird, ist maßgeblich für unser Bild von Orks, Elfen & Konsorten verantwortlich. Sein Einfluss findet sich in Pen & Paper-Rollenspielen genauso, wie in MMOs. Wir kriechen auf der Suche nach Schätzen durch Dungeons, wie Bilbo mit den Zwergen im Hobbit.

Und für mich hat er den Grundstein für mein Faible für Fantasy gelegt. Irgendwann in der 7. Klasse gab’s mal eine Lese-Projektwoche und wir bekamen in Kleingruppen Bücher zugeteilt, die wir lesen und dann vorstellen sollten. Und wir bekamen… nicht den Hobbit. Sondern ein Buch, dessen Handlung ich jederzeit nacherzählen könnte, dessen Titel ich aber nicht mehr weiß. Es war doof.  Junge Frau in unbefriedigender Beziehung, wird ungewollt schwanger und treibt ab. Genau die Lektüre, die man mit 13 nur mittelmäßig fantastisch (sorry ;-)) findet. Eine andere Gruppe bekam den Hobbit und… fand ihn doof. Ich habe mir das Buch angesehen und verschlungen. Und dann anschließend den Herrn der Ringe.  Letzteres gehört zu den Büchern, die ich tatsächlich mehrmals gelesen habe.

Tolkien wurde in Südafrika geboren, genauer gesagt in Bloemfontein – am 3. Januar 1892. Mit drei ging die Mutter mit John und seinem Bruder zurück nach England, wo er aufwuchs. Mit grade mal 32 wurde er 1925 Professor für englische Philologie in Oxford. Er galt bald international als einer der angesehensten Philologen. Seine besondere Vorliebe galt den alten nordischen Sprachen und das liest man natürlich an allen Ecken und Enden in seinen Hobbit-Büchern. All seine Bücher findet man hier bei Klett-Cotta. Offengestanden fand ich außer dem Hobbit und dem Herrn der Ringe fast alles andere nur mäßig interessant. Für mich war der Tonfall von, beispielsweise, dem  Silmarillion, ziemliches schwurbelig. Und auch die Kinder Hurins gingen nicht so recht an mich. Den genannten Büchern ging irgendwie die Dramatik und die Lebendigkeit ab. Aber auf seine Hobbit-Hauptwerke lasse ich nichts kommen!

Die Kollegen der 3sat Kulturzeit haben übrigens ein ganz interessantes Interview mit dem Tolkien-Experten Frank Weinreich geführt. Könnt ihr hier nachlesen. Er findet, Mittelerde stelle

…einen vollkommen durchdachten Kosmos dar, mit schlüssiger Geologie, Biologie, vor allem aber einem geschlossenen mythischen Hintergrund und stimmigen Kulturen. Das ist eine Welt, die als Schöpfung überzeugt und zum Erkunden einlädt, weshalb auch die langen Landschafts- und Geschichtsbeschreibungen selbst heute im Zeitalter der handybildschirmkonformen Kurztexte anscheinend nicht abschrecken können.

Quelle: Kulturzeit.de

Ein erstes Drehbuch hatte Tolkien in den 60er Jahren erbost abgelehnt, erzählt Weinreich im Interview. Und zwar mit einer Liste von Anforderungen, die ein Film erfüllen müsse:

Wenn man diese Liste durchgeht, die besonders darauf besteht, dass der hintergründige Geist des Werkes gewahrt bleiben müsse, dann kann man sagen, dass Jackson mit seiner „Ring“-Erzählung eine Menge richtig gemacht hat. Insbesondere die Bildgewalt, mit der Jackson Mittelerde entstehen lässt, hätte den Weltenschöpfer Tolkien mit mancher gravierender Storyschwäche sicher so versöhnt, dass er den Film wahrscheinlich gemocht hätte. Was diesen hypertrophierten Metzel-Hobbit angeht, den Jackson in ganz lockerer Anlehnung an die Buchvorlage gedreht hat, so bezweifle ich, dass sich Tolkien auch nur Teil Eins zu Ende angeschaut hätte.

Quelle: Kulturzeit.de

Der Verlag Klett-Cotta feiert natürlich auch – und zwar mit ein paar schicken Neuauflagen bzw. Neuausgaben diverser Werke. Und wenn ihr bis zum 30. Januar originelle Geburtstagsgrüße einschickt, gibt’s was zu gewinnen. Mehr Info hier.

Die Deutschen haben sich ja etwas schwergetan, was Tolkien betrifft. Der Hobbit erscheint in England 1937, in Deutschland 1956, fast zwanzig Jahre später. Die ersten beiden Bände des Herrn der Ringe erscheinen in England 1954, der dritte Band 1955. 1968 erwirbt der Ernst Klett Verlag in Stuttgart die Rechte am Herrn der Ringe, nachdem alle renommierten deutschen Verlage das Buch abgelehnt hatten. Die Bände 1 und 2 des Herrn der Ringe erscheinen dann 1969, Band 3 im Jahr 1970.
Immerhin: Hierzulande gibt es seit Ende der Neunziger die Tolkiengesellschaft. Der Zweck des Vereins ist die Förderung von Kunst und Kultur. Er fördert die wissenschaftliche Erschließung und die Verbreitung der Werke von Professor John Ronald Reuel Tolkien. Die Deutsche Tolkiengesellschaft bietet sogar eine App für Tolkien- und allgemein Fantasy-Fans, die über Bücher, Filme, Spiele & Events zum Thema informiert.

Außerdem empfehle ich an dieser Stelle noch das Buch Drachenväter, das ganz wunderbar die Geschichte des Rollenspiels aufarbeitet. Mit schönen Bildern auch. Ich empfahl das Buch hier schon mal.

 

 

Mein Tolkien
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Ein Kommentar zu „Mein Tolkien

  • Juli 28, 2017 um 8:21 pm Uhr
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    Hi,
    danke für deine schönen Worte.
    Ich durfte Tolkien zwar erst später, aber wenigstens noch vor der verfilmung des Herrn der Ringe entdecken, habe dann aber auch alles verschlungen.
    Vor allem wurde mir nach dem Herrn der Ringe erst klar, warum einem in so vielen Rollenspielen und Fantasiegeschichten die immer gleichen Völker begegnen.

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