Reporter trifft Youtuber: Sebastian lässt sich von Youtuber Dima erzählen, wie der Nachrichten fürs Netz gestaltet.
Reporter trifft Youtuber: Sebastian lässt sich von Youtuber Dima erzählen, wie der Nachrichten fürs Netz gestaltet.

Es heißt wieder: Klappe! Wir haben gerade die Dreharbeiten für eine 4-teilige Reportagereihe begonnen. Und da wir mit zwei DSLR-Kameras drehen, hat die gute alte Klappe wieder Konjunktur. Ohne sie wirds später im Schnitt schwierig, beide synchron zu ziehen. Die nächsten zwei Wochen werden wir fast ununterbrochen unterwegs sein, letzte Woche gings los. Was wir machen trug den Arbeitstitel „Klick!“. Die vier Teile werden nun jeweils nach ihrem Thema benannt werden, aber davon später mehr.

Was wir machen ist ein halbstündiges Reportage- und Gesprächsformat. Die Idee ist es, komplexe Phänomene der Netzkultur für jeden begreifbar zu machen, allerdings nicht auf herkömmliche Art als Technik- oder Ratgeber-Magazin. Stattdessen soll ein Reporter, der netz-affin ist, sich auf den Weg machen, einer bestimmten Fragestellung nachgehen oder einem Phänomen nachspüren. Papier und das Internet sind geduldig, vielleicht sehen die einzelnen Reportagen doch ein bisschen anders aus oder fühlen sich anders an, als wir wollen. Nichtsdestotrotz haben wir uns Gedanken gemacht und ein wohlfeil formuliertes Konzept-Papier vorgelegt. Und darin planen wir Folgendes:

Technisierung, Globalisierung, Vernetzung: Die Welt hat sich weitergedreht. Was bewegt das Internet? Und warum geht mich das was an? Wir erkunden für den Zuschauer diese rasante Entwicklung, ordnen ein, vergleiche und interpretieren. Damit das geht, vereint wir fremde Kulturen: Kunst trifft auf
Kopierbarkeit, Information trifft auf Marktwert, Lieschen Müller trifft auf NSA.
Wir sind dabei. Wir warten nicht, bis die wichtigen Dinge geschehen. Wir beobachten gegenwärtige Entwicklungen und drehen sie weiter. Wir gehen nach vorne, suchen direkt Kontakt mit Machern oder Betroffenen, konfrontieren, polarisieren, aber immer mit Respekt und sanfter Hand. Wir sind persönlich. Wir sind alle Teil der vernetzten Welt, ob wir es merken oder nicht: wir zeigen, was die großen globalen Zusammenhänge mit der Lebensrealität der Zuschauer zu tun haben.
Wir erzählen in schönen Bildern. Unsere Themen sind oft abstrakt. Wir wollen sie erfahrbar machen. Wir erzählen emotional, lassen Bilder sprechen und geben dem Zuschauer Raum für Emotion. Die Gesprächspartner sollen sorgfältig in Szene gesetzt werden. Wir präsentieren die Interviews stilistisch hochwertig und nicht beliebig. Wir sind positiv. Wir haben keine Angst vor dem Netz. Wir fürchten nicht das Ende der Kultur, sondern sind gespannt auf die Zukunft. Doch zum Einordnen gehört auch die Kritik: wir kritisieren die Fehlentwicklungen, die das Netz zu einem schlechten Ort für unsere Zukunft machen.

Folge 1: Wieviel Netz braucht der Mensch?
Das Netz ist theoretisch für alle da, doch längst nicht alle sind „drin“. Manche Menschen sind unfreiwillig offline, andere freiwillig, viele lieben das Netz für seine Möglichkeiten und ein gewisser Prozentsatz weist ein „problematisches Nutzungsverhalten“ auf, wie Fachleute es formulieren. Das Internet ist da und wird auch nicht mehr weggehen, soviel steht fest. Totalverweigerung hat immer mal wieder Konjunktur, wovon Buchtitel wie „Das Glück der Unerreichbarkeit“ zeugen. Andererseits ist das Netz auch hilfreiches Werkzeug zur Kommunikation und Teilhabe. Wir schicken den Netz-Reporter Sebastian 25 Stunden in die virtuelle Realität: Hält er das durch, wäre es der Weltrekord. Danach wird er so fertig sein, dass wir ihn in den Offline-Urlaub schicken müssen. Natürlich nicht ohne unsere Kamera und ICH darf ja twittern. Harr. Danach verpassen wir ihm einen Workshop in einem „Slow Media“-Institut.

Folge 2: Löst das Internet das Fernsehen ab?
Wer schaut noch Fern auf der guten alten Röhre? Wer kauft sich morgens noch eine Tageszeitung oder sucht auf seinem UKW Radio die richtige Frequenz? Egal, wie viele es sind – es werden immer weniger. Das Netz löst immer mehr und mehr Informationslieferanten ab. Kein Wunder – es ist bequemer von zu Hause alles auf dem iPad machen zu können, als an allen Fronten Informationen und Unterhaltung zusammentragen zu müssen. Wir sprechen mit Youtubern, Podcastern, Online-Journalisten und den Nutzern, die bestimmen werden, wie übermorgen die Medienlandschaft aussehen wird. Sebastian besucht die Rocketbeans, die Macher von Gameone, die seit kurzem via Twitch 24-Stunden-Online-Fernsehen machen. In der Rocketbeans-Talkrunde „Almost Daily“ redet Sebastian mit den Machern darüber, wie und wo Fernsehen und Internet zusammenwachsen. Mit Youtuber Dima zusammen bürstet Sebastian seinen Sprecher-Stil auf YouTube-tauglich und fragt nach Dimas Mediennutzung. Diese Folge endet mit einem Tatort-Abend in der Kneipe: Auf den Krimi-Klassiker können sich selbst coole Netzpeople noch einlassen – die Ausstrahlung am Sonntagabend wird wie nur wenig andere Fernsehformate im Netz live betwittert, belästert und diskutiert.

Folge 3: Wie angreifbar macht uns das Netz?
Viele Warner & Mahner werden nicht müde, darauf zu verweisen, dass populistische Bewegungen ohne Twitter, Facebook und YouTube deutlich weniger Nährboden finden und IS-Terroristen nicht ohne weiteres deutsche Schüler rekrutieren würden. Aber sind diese Mechanismen, sich Gleichgesinnte zu suchen und sich in der Masse zu verstecken, nicht immer schon dagewesen? Sicher ist: Das Netz potenziert solche Impulse. Doch ist das ein Grund, den Stecker zu ziehen? Jeglichen eMail-Verkehr mitzulesen? Und mehr Überwachungskameras zu installieren, wie die CDU auf ihrem letzten Parteitag beschloss? Sebastian fragt Ex-Piratin und Netzfreiheit-Befürworterin Marina Weisband, wie sie mit Angriffen und Diskussionen im Netz umgeht. Außerdem checkt er seinen guten Ruf im Netz und castet mit einer Younow-Nutzerin.

Folge 4: Bestraft uns das deutsche Netz?
Es ist zum Alltag geworden, amerikanische Serien im Netz zu ziehen oder Musik über Youtube zu hören. Man könnte allerdings den Eindruck bekommen, dass die Rechteverwerter diesem Alltag oft meilenweit hinterherhinken. Warum eigentlich? Wer im Netz zieht und teilt läuft Gefahr von Abmahnanwälten in Grund und Boden gestampft zu werden. Sebastian schaut in einer Anwaltskanzlei vorbei und besucht deutsche Platten-Labels, die versuchen, zu retten, was zu retten ist, während ihre Kunden die digitale Kultur leben. Wir fragen Youtube nach ihrem munteren Einsatz der Sperrtafel und die Gema nach ihrem Problem damit. Außerdem geht Sebastian Karaoke singen mit einem Musik-Journalisten und remixen mit einer Berliner DJane, um sie nach ihrer Sicht der Dinge zu fragen. Das Thema ist emotional, es gibt zu erzählen und noch mehr zu erfragen.

Laufen sollen die vier Teile parallel zur Republica in 3sat. Am 5. – 8. Mai jeweils um 18 Uhr. Wir beschäftigen uns in den vier Teilen mit den vier wichtigsten Themenkomplexen, die unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren in Sachen Netz auf Trab halten werden. In den folgenden Wochen werde ich an dieser Stelle immer wieder kurze (mehr oder weniger, ich neige zur Länge…) Berichte von den Drehs posten, Fotos und von unseren Erlebnissen.

Produziert wird das Ganze vom kleinstmöglichen Pixelmacher-Kernteam: Memo, Sebastian & mir.

On the road: Netzkultur-Reportage

Ein Kommentar zu „On the road: Netzkultur-Reportage

  • März 12, 2015 um 8:28 pm Uhr
    Permalink

    Hallo Valentina,

    viel Erfolg für Deinen Dreh!

    Kollegialer Gruß nach Mainz
    Stefan Neudeck

    (der mit der Kappe)

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