Batman Arkham City (Bild: Warner)
Batman Arkham City (Bild: Warner)

Das Tolle an Batman im Vergleich mit Superman sei, dass er ein ganz normaler Typ sei, niemand mit Superkräften, sagt Paul Dini. Er muss es wissen, denn der Amerikaner hat für beide Superhelden gearbeitet. Genau genommen hat er ihnen Geschichten auf den superheldenhaft-gestählten Leib geschrieben. Für Warner Brothers schrieb und produzierte Dini zum Beispiel Batman Beyond. Für den legendären Comic-Verlag DC ist er Autor unzähliger Batman-, Superman- oder The League of Justice-Comics.

Dini ist auch Autor der Geschichte von Batman Arkham Asylum. Das Videospiel aus den Rocksteady Studios erschien 2009 und schaffte es zum Überraschungshit. Rocksteady reduzierte die Umgebung nahezu kammerspielhaft auf eine Kulisse (das Arkham Asylum) und schuf in Kombination mit hervorragendem Soundtrack und Vertonung ein perfekt-düsteres Action-Drama.

bac_artwork_gothamalleyAm 18. Oktober erscheint nun Batman Arkham City. Das „City“ im Titel verdeutlicht: Die Kulisse ist ein wenig größer geworden. Dabei sei BAC nicht das größte Open World Game aller Zeiten, aber womöglich das detailreichste, erzählt Dax Ginn bei der Demonstration vergangenen Mittwoch in London. Nun weiß man ja, dass bei PR- und Marketing-Leuten klappern noch sehr viel mehr zum Handwerk gehört, als bei den Kreativen, die in Großraumbüros an Gameplay-Mechanik oder Animation schrauben. In der Tat wirkt Arkham City erstmal großartig: Düster, chaotisch, dreckig, eng, endlose Bauten drängen sich bis zum Horizont. Man habe für Hardcore-Fans auch genügend Details eingebaut, die nur ebensolche finden werden.

Auf Details zu achten habe ich bei der kurzen Anspielrunde allerdings nicht viel Zeit: ich habe schließlich den ein oder anderen Auftrag zu erfüllen. Ich beginne als Catwoman, die in bekannt-engem Outfit auf eine Gruppe Gegner trifft. Das Kampfsystem ist erfreulich einfach und intuitiv: Letztlich drückt man im Wechsel X und B – wenn man das in der richtigen Kombination tut, bringt man hübsche Kombos zustande. B ist in diesem Fall Catwomans Peitsche, mit X gibt’s Fausthiebe und Kicks. Ist einer der Gegner mit blauen Blitzen gekennzeichnet, heißt es Y zum kontern drücken.
Die Passage mit Catwoman, die ich anspielen kann, ist allerdings die kürzeste – sie spielt wohl auch insgesamt die deutlich kleinere Rolle.
Weitaus mehr Zeit verbringt man in Batmans Cape. Auch er kämpft mit den beschriebenen Buttons, aber hat natürlich andere Fähigkeiten, so dass der Kampf sich auch anders anfühlt. Die Animation ist großartig: Batman kämpft ausgesprochen athletisch, fast tänzerisch und nutzt die Umgebung geschickt, um die Köpfe unglücklicher Gegner weichzuklopfen. Da hat das Rocksteady Animationsteam offensichtlich noch einiges draufgelegt.

bac_linelaunchWas ganz großartig und gelungen ist, ist die Atmosphäre, vor allem als Batman. Rocksteady schafft es, ihn derart als überlegt vorgehenden und menschlich wirkenden Kämpfer darzustellen, das ich als Spieler das spüre. Wenn Batman sein Greifhakenseil wirft und man auf den nächsten Gargoyle zu sitzen kommt, die Lage unter sich überblickt und kurz den tuschelnden Wachen zuhört, fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie ein einsamer Kämpfer. Dazu trägt die hervorragende Steuerung bei, die ausgesprochen intuitiv ist. Nichts wäre schlimmer, als bei den Gleitflügen oder Seilaktionen von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer, ständig die Finger am Controller verkrampfen zu müssen.
Dabei hat man immer unterschiedliche Optionen, wie man vorgehen möchte. In einer Szene muss Batman einen Gegenstand unter einem havarierten Auto herausfischen. Das kann man mit Anlauf und einem flachen Schlittern unter dem Auto durch erwischen oder mit einem gezielten Wurf der Batclaw. Auch mit Gegnern kann man unterschiedlich „umgehen“. Es bleibt einem auch nicht viel anderes übrig, denn in Arkham Citys braun- und blaugrauer verrotteter Düsternis warten an jeder Ecke Gangs voller abgedrehter Schläger. So merkt man schnell, das es ratsam ist, von erhöhter Position oder im sicheren „Detective Mode“ die Lage zu checken. Welche Gegner kann man umgehen, wo verstecken sich noch Wachen? Letzteres ist nützlich, denn Batman kann durch wacklige Wände schlagen und so Gegner erledigen, die von vorne kaum schaffbar wären. Im Detective Mode erscheinen gelb markierte Gegner sichtbar hinter ansonsten soliden Wänden. Im Detective Mode gibt es allerdings keine Navigation wie Kompass oder Wegpunkte, er ist nur für die Untersuchung der Umgebung sinnvoll und gedacht. Vermutlich auch aus Gründen des Balancing.

Batman FigurineArkham City soll dem Spieler mehr Freiheit geben als Arkham Asylum, das auf eine einzige Location, einen ständig lauernden starken Gegner sowie Batman und seine Fähigkeiten setzte. Letzteres bleibe auch in Arkham City erhalten, so Dax Ginn, aber eben mit deutlich mehr Freiraum und Handlungsorten. 5 Mal größer als Arkham Asylum sei Arkham City, kündigte Rocksteady an.

Manchmal lohnt es sich alleine deshalb, abwartend vorzugehen, weil es unterschiedliche Dialoge gibt. Wartet man (bevor man eine Blendgranate zündet und verschwindet) noch eine Weile ab, werden die Gegner, die mich in einem Gebäude bedrohen, ausgesprochen nervös. Sie sollen mich mit Waffengewalt aufhalten und bedrohen mich erst mal verbal. Bewege ich mich nicht, sondern bleibe ruhig stehen, fangen sie an, hektisch zu tuscheln. Was tut Batman? Schießen wir? Jetzt? Wer, alle? Das ist witzig, ohne albern zu sein. So etwas gelingt für mein Gefühl Europäern oft besser, als Amerikanern, deren Humor oft etwas platt wirkt.
Die handfesten Prügeleien, in die Batman sich oft verwickelt sieht, machen definitiv Spaß, dank der intuitiven Steuerung. Manchmal muss man sich aber zurückhalten: In einer Szene ist einer meiner Gegner leuchtend grün markiert: Er besitzt Informationen, die man ihm entlocken muss. Und wer redet schon flüssig, wenn er einen Kinnhaken von Batman bekommt?
Batman betätigt sich daneben auch in solider Detetiv-Arbeit. In einer Szene, in der ich gerade heldenhaft Catwoman gerettet habe, fällt ein Schuss durchs Fenster. In Gestalt von Batman muss ich nun das Einschussloch finden, um die Position des Schützen herauszufinden. Man kann auch den Funk der Gegner checken und so immer wieder wichtige Informationen aufschnappen oder sogar einen Shortcut zur nächsten Nebenmission erfahren. Es wechseln also immer wieder actionreiche Passagen mit konzentrierten, ruhigen Abschnitten – mit sehr stimmigem Flow.

Es gibt Haupt- und Nebenmissionen, die man über eine Karte checken kann. Man erschließt sich die Umgebung vor allem über Maps, die nach und nach gefunden bzw. freigeschaltet werden. 25 Stunden Gameplay kündigte Dax Ginn an, durch die Side Missions kommen nochmal 40 Stunden dazu. Weiteres Plus sind die Challenges, die man mit Freunden zusammen absolvieren kann. Beispielsweise das „Roof Rumble“: In 4 Runden sind in Gestalt von Batman oder Catwoman eine größere Gruppe Gegner zu erledigen – hübsche und effektive Kombos sind für die Höchstpunktzahl gefragt. Damit kann man sich dann auch noch mal eine ganze Weile vergnügen. Spielzeit zu erwähnen ist ja bei Spiele-Vorstellungen auch absolut Pflicht. Wäre das also abgearbeitet. Ich frage mich bei solchen Angaben immer nur: Wann zum Kuckuck soll ich das schaffen?

Rocksteady StudiosAuch wenn eine Anspielsession natürlich keine finale und absolut konsensfähige Beurteilung zulässt: Ich würde behaupten wollen, Batman Arkham City wird gut. Richtig gut. Sollte ich noch einige der berühmt-berüchtigten Features aufzählen? Na gut: Es gibt Haue. Jede Menge davon. Anscheinend aber nur eine Peitsche und eine Batclaw. Wummen: Diverse. Gegner: Ziemlich viele. Bekannte (Riddler, Two Face, Penguin) und (noch) Unbekannte. Reicht das? Den Rest könnt ihr ja dann am 18. Oktober selbst checken 😉

Paul Dini findet übrigens, Superman habe im Vergleich mit Batman die cooleren Gegner. Oton: „Lex Luthor? Pfff!“

Super, man!
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Ein Kommentar zu „Super, man!

  • September 14, 2011 um 9:40 am Uhr
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    Ja, ich habe den erste Teil schon gemocht und Arkham City war mein Spiel der Gamescom 2011. Noch vor Guild Wars 2 – und das will etwas heißen.

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