Heutzutags haben die Leute ja alle keinen Benimm mehr. Azeroth dagegen ist ein Hort der Hilfsbereitschaft und Höflichkeit. Jedenfalls verglichen mit anderen Online-Spielen. Wo man auf einem durchschnittlichen Battlefield-Server wüst beschimpft wird oder bei einem Halo-Match wild durcheinander geschrieen wird, geht es in der Welt auf den Blizzard-Servern ziemlich gediegen zu. Nicht, dass es nicht ebenfalls zu heftigen Gefechten kommen könnte. Aber im normalen Spielverlauf mit diversen Quests sind die meisten Spieler so überaus hilfsbereit, dass es schon fast verdächtig ist.
Der beste Freund von allen beispielsweise, profitiert davon enorm. Während ich Trottel immer verzweifelt Questgeber- oder -gegenstände suche, fragt sich Mondschatten immer durch. Solange bis ihm, entweder: Jemand Bescheid sagt. Oder: ihn hinbringt. Oder aber ihm den Questgegenstand schickt. Auch schon vorgekommen.
Neulich zum Beispiel, es galt, ein Amulett zu finden, das zur Wassergestalt verhilft. Druiden sind nämlich Gestaltwandler und als Robbe fühlt man sich unter Wasser pudelwohl. Da sitzt er nun auf seiner Insel, der kleine Mondschatten und findet die Stelle im Meer nicht, wo die Schatzkiste zu finden ist. Ein freundlicher anderer Nachtelf hilft weiter. „Warte hier, ich guck mal, wo das Ding war und hole Dich dann!“ Ich kanns nicht fassen, was für ein Service. Wieso latsche ich eigentlich immer auf kurzen Gnomenbeinen durch die Gegend? Jedenfalls geleitet der freundliche Nachtelf Jazariel den besten Freund von allen direkt zur Kiste. Um danach direkt in den einzigen Elite-Riffhai weit und breit zu schwimmen. Der alle zwei zum Abendessen verspeist. Also wirklich blöd.
Nach dem obligatorischen Fußmarsch vom Friedhof zu ihren sterbliche Überresten bedankt man sich höflich und zieht seiner Wege.
„Stufe 18“, kommt ein Triumphschrei von MEINEM Schreibtisch. Grrr, ich wurde überrundet, aber wartet nur. Ich komme noch ganz groß raus! Ich bin nicht klein!