Kürzlich bin ich mal über die gerade vergünstigte App „Zombies, Run“ gestolpert. Seitdem stolpere ich röchelnd durch den Wald, während hinter mir Zombies herröcheln. Ein Riesen-Spaß…
„Zombies, Run“ ist eine Lauf-App. Und ein Hörbuch. Und ein Spiel. Vermutlich deshalb kostet es auch satte 5,99 Euro. Es lohnt sich aber, weil das ganze wirklich motiviert. Im Grunde ist das ganze ein interaktives Hörbuch in Kombination mit Intervall-Lauf-Training.
Und so funktionierts: Man kann zwischen Story- und Supply-Missions wählen, zunächst aber stehen nur erstere zur Auswahl. Eure Rolle ist die von „Runner 5“. Einige Monate nachdem eine Seuche ausbrach, die anscheinend halb England (Sprachausgabe englisch!) in Zombies verwandelt hat, versucht ihr als Läufer auf verschiedenen Missionen eine kleine Basis mit Überlebenden zu versorgen und aufzubauen. Benzin ist knapp, daher bleibt nichts anderes, als laufen. Und wenn man Zombies „trifft“, empfiehlt es sich, ein bisschen schneller zu laufen. Die Missionen dauern entweder 25 – 30 Minuten oder knapp eine Stunde: Das kann man in den Einstellungen wählen, je nach gewünschter Intensität des Lauftrainings. Und noch etwas kann man wählen: Zombie Chases. Kopfhörer rein, „Start Mission“ klicken und ab dann muss man das Handy gar nicht mehr anfassen.
Glühbirnen, Unterhosen, Sport-BHs
Man sammelt automatisch Items auf, das wird angesagt. Das kann von Munition über USB-Keys oder Batterien ganz nützliches Zeug sein. Lustigerweise sammelt man aber auch Unterhosen, T-Shirts und… Sports Bras ein. Keine normalen BHs, nur Sports Bras. Nun gut. Schadet sicher nicht. Es gibt auf eurer Basis nämlich auch eine Recreation Area, da kann das sicher die ein oder andere Dame brauchen. Und die weiblichen Läufer natürlich. Dieses und andere Items kann man nach dem Lauf zu Hause auf die einzelnen Gebäude von Abel Township verteilen. Die Gebäude werden damit aufgewertet, heißt, sie leveln nach oben. Das sieht man dann auch optisch: Die Gebäude machen dann so eine Siedler-mäßige Veränderung durch.
Man kann im Codex zu jedem einzelnen Item etwas nachlesen, was allerdings oft eher komisch als hilfreich ist. So ist auch die ganze Geschichte immer ein bisschen ironisch erzählt. Die einzelnen Charaktere verteilen gerne mal Spitzen gegeneinander, was man in den Walkie Talkie-Konversationen hören kann. Dann gibt es einen hastig aufgebauten Radio-Sender, der die Überlebenden mit wichtigen Infos versorgt. Die beiden Moderatoren Jack und Eugene sind selten einer Meinung, machen mal blöde Witze oder man erfährt nebenbei ein bisschen was in Sachen Story. Zum Beispiel, dass der Major, der in Abel Town das militärische Sagen hat, doch langsam ein bisschen zum Diktator werde. Woraufhin einer der beiden Moderatoren nervös unterbricht und stattdessen Musik einspielt. Ihr könnt zusätzlich Musik nach Wahl hören: Dazu wählt man vor dem Laufstart eine Playlist aus. In kurzen Clips wird es dann einen Teil der Story erzählt, dann kommt wieder ein Titel eurer Playlist. In den Missionen muss man zum Beispiel einen abgestürzten Heli untersuchen, Benzin in nahen Ruinen holen, ein verloren gegangenes Kind retten und ähnliches. Entweder seid ihr alleine unterwegs, dann hört ihr immer nur die Stimme aus der Basis über Walkie, die euch leitet und die auch sehen kann, was vor sich geht. Manchmal ist auch ein anderer Runner dabei. Aktiv tun muss man wie gesagt nichts, eure Begleiter oder die Stimme über das Walkie geben durch, was passiert. Alles andere wäre auch seltsam. Es reicht, wenn ich an Leuten vorbeilaufe und genau in diesem Moment kommt: „Warning, Zombies detected!“. Meistens stöhne ich verzweifelt auf. Oder ich schreie meinen Hund an, der irgendwo rumtrödelt, während ich um mein Leben renne. Das kann Passanten schon mal verwirren.
Warning: Zombies detected!
Bei eingestellten Zombie Chases ertönt nämlich nach Zufallsmodus eine computergesteuerte Stimme, die euch ein „Warning, Zombies detetcted“ ins Ohr knarzt. Dann ertönen Beep-Geräusche in einem bestimmten Rythmus. Dann heißt es, deutlich schneller laufen. Wenn ihr langsamer werdet, werden die Beep-Geräusche schneller und der Zombie-Detector warnt: Zombies, 15 Meters! Ich kann nur sagen, ICH renne! Ohne Zombies, zum Beispiel mit Laufuhr am Handgelenk, würde ich niemals freiwillig Intervall-Training machen. Das ist eigentlich zum Kotzen. Mit den röchelnden Zombies und piepsendem Warner auf dem Ohr ist es aber ausgesprochen, nun ja, auch wenns komisch klingt: motivierend. Wenn die Zombies euch erwischen, lasst ihr automatisch gesammelte Items fallen. Die Missionen ist also eigentlich nicht gescheitert und ihr tot. Trotzdem renne ich. Ich will mich einfach nicht erwischen lassen. Die Sprints dauern laut Anleitung bis zu einer Minute. So lange musste ich glücklicherweise noch nicht sprinten. Glücklicherweise, denn eine Minute Vollgas ist verdammt lange und zerstörend. Ich bin mehr so der Mario Gomez… Mir reichen 30 Sekunden, danach muss ich manchmal erst mal ein paar Schritte gehen. Das Tempo der Sprints hängt von eurem Grundtempo ab. Wenn ihr natürlich schon sehr schnell lauft, sind die Sprints eben noch schneller. Man muss ein bisschen experimentieren, um sein Tempo zu finden. Das geht aber ganz gut, da die Beeps im Grunde dazu anhalten, einigermaßen gleichmäßig zu laufen.
Mal hatte ich 4 Zombie Chases auf 6 km, heute dann wieder nur 3 auf 8 km. Gerade das Zufallsprinzip macht es aber spannend.
Mission completed!
Wenn eine Mission abgeschlossen ist, wird das angesagt. Danach startet der Radio-Mode, bei dem zwischen den Songs eurer Playlist immer mal wieder die beiden Jungs von Radio Abel Witze machen, Überlebenstipps ansagen oder kleine Stories vom Beginn der Zombie-Seuche erzählen. Außerdem sammelt ihr weiter Items ein, die sich dann später auf eurer Basis verteilen lassen. Wollt ihr keine Story hören, gibt es reine Supply-Missions, bei denen es neben eurer Playlist nur Radio-Moderationen oder kurze Ansagen gibt und ihr regelmäßig Items aufsammelt. Nach und nach sollt ihr über die Story-Missions mehr über die mysteriöse Zombie-Seuche oder die geheimnisvollen Pläne der Anführer der Überlebenden erfahren. Dazu kann man manche Items genauer untersuchen, die beispielsweise zu realen Websites führen.
Das ganze war mal ein Kickstarter-Projekt. Die App für iOs gibts schon länger, kürzlich erschien sie auch für Android. Das ganze funktioniert übrigens bei jeder Geschwindigkeit, man kann also theoretisch auch spazierengehen. Und dann eben bei den Zombies Chases mit ein bisschen mehr Speed. Das habe ich noch nicht ausprobiert, aber es ist ja eine gute Option. Seit dem letzten Update vor einigen Tagen gibt es auch eine Website, auf der man sich registrieren kann, um seine Läufe online zu stellen. Zuvor konnte man schon einen Lauf bei Twitter oder Facebook posten. Mit der Website kann man auf einer Karte sehen, wo und was passierte, wie schnell man bei den Sprints war oder bei welchen Songs man schneller oder langsamer war.
Fazit: Sehr oft sind Apps, die alles mögliche gleichzeitig sein wollen, Mist. In diesem Fall also interaktives Hörbuch, Lauf-App und Spiel. „Zombies, Run“ ist kein Mist. Es lohnt sich, auch wenns ein bisschen teurer ist. Es lohnt auch, immer mal auf den Blog der Macher zu gucken, wo man noch mehr Hintergrund nachlesen kann. Und man erfährt, was die Macher noch so vorhaben. Die Geschichte im Spiel stammt übrigens von der englischen Autorin Naomi Alderman. Die App selbst stammt von Six to Start. Angucken kann man sich das ganze übrigens in diesem Video: