…und zwar den ganzen Tag. Dreh von 9 bis 18:30. Na gut, Default-Bürozeiten für die meisten. Die richtige Mischung für den Tag: Ein Kameramann, ein Assistent, eine Kabelhilfe und eine Redakteurin mit einem Plan. Theoretisch zumindest.

Teil drei des Tagebuchs tippe ich zwar jetzt, um halb zwei mit dem iBook auf dem Kopfkissen, aber hochladen werde ich ihn erst morgen. Ich weigere mich, diesem verrückten Provider unendlich viel Geld in den Rachen zu werfen. Für den Betrag einer DSL-Flatrate darf ich im Hotel 15 Minuten online gehen. Aber jetzt zum Wesentlichen:

Mein schöner Garten: Viva Pinata

Der Drehtag startet mit Chris Kimmel von Rare, der uns einen schönen Überblick über Viva Pinata gibt. Das hat auf der E3 schon einen sehr guten Eindruck gemacht. Einige Kollegen fanden es eher langweilig, aber umgekehrt geht mir das mit diesen unzähligen, gesichtslosen Actionsuenarien so.
Viva Pinata soll in Richtung 6 – 10 Jährige gehen, sagt Chris. Aber mich würde wundern, wenn das nicht eher von 6 – 60 gehen würde. Man beginnt mit einm kleinen Flecken Land. Unaufgräumt, mit Unkraut und Steinen. Begrüßt werden wir von der niedlichen „Leafos“, einem Blatt mit Beinen. Ich fürchte, aus lauter Schlafmangel schreibe ich nicht gerade besonders elegante Sätze. Es ist eben ein laufendes Blatt, liegt ja schon im Namen. Als erstes bekommen wir einen Spaten. Damit wird erstmal der Unkrautdschungel gelichtet. Zur Belohnung gibt’s irgendwann ein Tütchen Grassamen. Das Zeug wächst wie Hulle und schwups, kommen ein paar schwarz-weisse Würmchen in den Garten gewandert. Sobald es ein bisschen netter wird, bekommen die Würmchen Farbe und nach und nach kommen eine Grasschlange und ein Vogel dazu. Ingesamt wird es über 60 Pinatas geben. Die Namen werden Original bleiben, obwohl sich wohl vielen die Wortspiele nicht unbedingt erschliessen werden. Die Schlange beispielsweise heisst Syrpent, ein Mix aus dem englischen Wort für Schlange (serpent) und dem Wort für Sirup (Syrup). Weil, Pinatas sind ja Pappmache-Tiere mit Süssigkeiten.
Viva Pinata ist ein zuckersüßes Spiel, auch wenn die Idee vielleicht nicht revolutionär ist. Animal Crossing lässt grüßen. Aber das Rad neu erfinden kann und muss ja auch niemand. Ich freue mich drauf, weil bisher einfach ein paar Alternativ-Titel auf der 360 fehlen.

Wii bitte!

Danach geht’s zu Ubisoft und zwei Interviews. Einmal mit Loic Gounon von Ubisoft Montpellier zum neuen Rayman. Das Spiel ist ein bunter Reigen abgedrehter Minispielchen, wie gestern schon beschrieben. Mit niedliechen Disney-Stil kann man die Kids von heute nicht mehr fesseln, meint der sympathische Franzose. Die guckten ja nun lieber Shrek und Monster AG. Und deshalb gibt es demnächst durchgedrehte Karnickel und einen abggedrehten Rayman.
Interview zwei machen wir mit Stephanie Langlois zu Red Steel. Das scheint noch immer die E3-Version zu sein und wirkte auch noch etwas unrund. Das ganze Potential des Action-Titels lässt sich nur schwer beurteilen. Stephanie beschreibt die Rolle des Hauptcharakters aber ganz interessant. Kein knallharten Held, sondern ein Durchschnittstyp, der es mit der japanischen Mafia zu tun bekommt. Mal sehen, was daraus noch wird.

Keine Kameras bitte!

Der nächste Termin führt uns zu Take2. Hier sitzt die Entwickler-Legende Sid Meier entspannt im Sessel und plaudert – vermutlich über seinen Railroad Tycoon.
PC ist Benzis Bereich und ich schaue mir Dungeon Siege für die PSP an. Laut Jochen von Take 2 keine simple Portierung, sondern eigens für die Taschen-Playstation kreiert. Das ganze wirkt sehr rund und wir drehen eine ganze Ecke davon. Daneben werfen wir einen Blick auf Family Guy, dem Spiel zur gleichnamigen Cartoonserie. Ob wir das auch zeigen dürfen, ist allerdings noch nicht klar, weil rechtliche Freigaben dafür noch ausstehen. GTA für die PSP wollte ich eigentlich unbedingt sehen und filmen, aber irgendwie ist mir mal wieder entfallen, dass Rockstar Games nicht umsonst so heissen. No camera please! Daneben läuft Basketball, traditionell in Deutschland kein ganz so großes Thema, neben dem übermächtigen Fußball. Aber auf der 360 in HD ein Augenschmaus.

Die Moves Deines Lebens

Weiter gehts zu Sony und den B-Boys von den Flying Steps. Die Jungs sind eine der bekanntesten und besten Crews in Deutschland. Sie promoten nicht nur das Spiel B-Boy, sondern sind auch am Entstehungsprozess beteiligt. Flying Steps’ Benni stand für das Motion Capturing zur Verfügung. Mit ihm machen wir ein kurzes Interview zur Qualität des Spiels und der Entstehung. Klar hats viel Spaß gemacht, aber Benni wirkt ehrlich enthusiastisch und stolz auf „sein“ Spiel. Die Entwickler von Freestyle Games scheinen ebenfalls eine nette und unkomplizierte Truppe zu sein. Wir sprechen später noch mit Chris Lee, dem Commercial Director. Er erinnert sich noch gut ans Motion Capturing. Seine Lieblingsgeschichte: Benni habe unglaubliche 47 Headspins gemacht, etwa 30 Leute standen mit offenen Mündern drumherum. Die begeisterten Lobeshymnen habe der aber unwillig weggewischt: Das war nicht optimal, er müsse das noch mal machen…

Wii noch mal?!

Nach den Ubisoft’schen Wii-Titeln geht’s noch mal zu Nintendo, wo wir uns noch einiges mehr aus dem Spaß-Portfolio der Wii anschauen. Zum Beispiel Wario Ware: Smooth Moves. In rasanter Geschwindigkeit sind vollkommen unsinnige Dinge zu tun: Schlüssel drehen, Linien zeichnen, Murmeln einlochen, Kurbeln drehen… was immer man an wildem Gefuchtel mit dem Controller veranstalten kann, wird gemacht. Über 200 schnelle, kurze Bewegungsabläufe sind per Controller umzusetzen. Die bunt-schräge Minispielsammlung ist das perfekte Partyspiel. Irgendeiner muss nur anfangen, sich zum Affen zu machen 😉
Tony Hawk’s Downhill Jam ist Activisions Beitrag für die neue Spass-Konsole. Grafisch nicht unbedingt ein Highlight, wenn man den Trailer von Tony Hawk auf der PS3 gesehen hat. Aber es spielt sich schon sehr gut, im Gegensatz zu einigen anderen Spielen, wo die Steuerung noch hakelt.
Für den Nintendo DS gibt es inzwischen bereits eine ganze Latte an Titeln. Am Nintendo-Stand ist übrigens alles DS. Der durchgestylte, in Wii-weiss gehalten Stand beherbergt nur DS-Titel. Was die Besucher nicht im Mindestens zu stören scheint. Viele jüngere Spieler und überdurchschnittliche Frauen und Mädchen tummeln sich hier. Genauso genommen ist kaum ein Durchkommen zwischen konzentriert DS-spielenden Zockern. Eine kleinen Umfrage unter den probespielenden Massen ergibt kaum Unzufriedenheit über die fehlende Wii. Eine vielleicht Elfjährige meint zum Thema: „Früher oder später kommts sowieso“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Wir drehen noch ein bisschen zum English Training auf dem DS. Hier gibt’s eine Reihe Übungen zu Grammatik und Grund-Wortschatz. Die Schrifterkennung, die bei Dr. Kawashimas Gehirnjogging ein ziemliches Desaster ist, funktioniert hier nahezu einwandfrei.

Aufschlag Virtua Tennis 3

So langsam wird mal wieder die Zeit knapp und wir rollen unsere Equipment weiter zu Sega. Virtua Tennis 3 für die PS3 steht auf dem Zettel. Rasant viel ist es ohnehin nicht, was für die PS3 spielbar zu testen ist. VT3 ist grafisch sehr gut, nahezu final und spielt sich bekannt intuitiv.

Wir beschließen den Drehtag mit Microsofts Boris Schneider-Johne. Der ist aber kurz vor Messeschluss noch gut gelaunt und wir drehen noch ein bisschen Zubehör für die Xbox 360. Lenkrad, drahtloses Headset und HD-DVD- Player.
Im Interview geht’s unter anderem um das Phänomen Xbox Live Arcade.
Der Erfolg der simplen Arcade-Games auf der NextGen Konsole ist schon irgendwie schräg. Da haben die Leute eine HD-fähige Konsole im Wohnzimmer und zocken Tetris-Klone und Spielhallen-Oldies. Was haben wir nicht zum Teil die Köpfe geschüttelt, über die Arcade-Idee. Aber der Erfolg hat selbst Boris ein bisschen überrascht, sagt er.

Fotos vom Tag wie immer hier.

So und jetzt werde ich ins Koma fallen. Direkt in die REM-Phase eintreten. 2:55 Uhr. Ich pfeife auf den Gurkenkönig und Tippfehler. Gute Nacht.

GC-Tagebuch, Tag 3: Eine Redakteurin dreht durch
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Und jetzt ihr!

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