E3 2013

Nach einigen Jahren der E3-Abstinenz war ich dieses Jahr mal wieder dort. Das Ergebnis nannten wir die „A-Seite„. Und natürlich gibts auch eine „B-Seite„, von meinem Kollegen Memo. Wir dachten, in einem Jahr, in dem gleich zwei neue Konsolen erscheinen, könnte das eine spannende Veranstaltung werden. Spannend wars irgendwie… auch. Klar war aber von Anfang an: Eine Fleischwerdung der kulturellen Bedeutung von Videospielen ist die E3 nicht. Diese von der Industrie finanzierte und gesteuerte Messe ist weder eine Berlinale noch ein Sundance der Videospiele. Auch GDC-like Talk-Runden über die Schattenseiten des Business finden hier nicht statt. Hier ist alles Hochglanz,“awesome” und alle Großartige selbstredend in jedes Publishers „DNA“. Die E3 ist aber eine Art Schrittmacher für den Rest des Jahres und so gesehen ein wichtiges Ereignis, für das die Akkreditierungs-Zeremonie sich anfühlt, als wolle man bei einem Briefing im Situation Room des Weißen Hauses dabei sein…

Konsolen-Kampf
Einen Tag bevor der Showfloor der E3 öffnet, finden die Pressekonferenzen der Hard- und Software-Riesen statt. Da waren natürlich primär Microsoft und Sony interessant. Den Anfang machte Microsoft, ganz früh morgens, als alle noch ziemlich müde waren. Und wir erst. Eigentlich sollte es um 9:30 Uhr erst losgehen, aber weil der Platz für die Kamera-Teams nach dem „first come first serve“-Prinzip vergeben wird, riet man uns, doch um 7 Uhr dort zu sein. Also Abfahrt um 6:30 Uhr Uhr. Ein Traum.

Auf dem ersten XBoxOne-Event im Mai war die Konsole vorwiegend als Media-Center vorgestellt worden. Dafür gabs ja nun eine ordentliche Klatsche und ein erheiterndes Video.

Das man eine Konsole nicht mit allen daran hängenden Features, Specs und Services zu einem allerersten Event vorstellt, ist völlig klar. Und das MS versucht, das zunehmend fragmentierte Wohnzimmer-Entertainment auf seine Konsole ziehen zu wollen (TV, Spielen, Filme, Social-Gedöns und was-weiß-ich-noch) ist verständlich und auch keine völlig blöde Strategie. Letztlich tut Sony nichts anderes. Nur besonders clever promotet haben sie die nicht. Zur E3 war aber nun klar, dass das anders werden würde: „This is an exciting day for our team! And as we’ve been promising, it’s all about the games!“ jubilierte man zur Eröffnung. Diesmal wollte MS klarstellen: Ja, die XBox One ist eine Spielekonsole!

Zum Beispiel für Metal Gear Solid V, das sich nun endlich zur Open World öffnet. Das Snake in leichtem Sitz (englische Reitweise) aber mit Western-mäßigem langen Zügel durch die Wüste galoppiert, will ich mal in Echt sehen. Da fällt jeder vom Pferd. Und das die Feinde ihn nicht wahrnehmen, wenn er sich Karl May-mäßig halbseitig auf einer Seite runterhängen lässt, wage ich auch milde anzuprangern. Geschenkt. Der Titel eröffnete eine relativ knackige Übersicht – mit Fokus auf die Spiele für die XBoxOne.

Und dann: Die Demo zum Comeback des Beat’m Ups “Killer Instinct”. Auf der Bühne spielte – selten genug – eine Frau mit. Was eine stinknormale Versus-Partie hätte sein können, endete mit etwas, was viele Zuschauer als “Rape Joke” klassifizierten:

Sie: „Ich kann nicht mal richtig blocken, du bist zu schnell!“

Er: „Los gehts, lass es einfach zu, es wird bald vorbei sein!“

Ein angeblich spontanes Geplänkel und nicht abgesprochen. Aber vielleicht signifikant für eine Branche, der selbst die hartleibigsten Spieler schon mal Sexismus vorwarfen. Immerhin: Microsoft hat kurz danach klargestellt: Der Kommentar sei unangemessen gewesen und man entschuldige sich dafür.

Die Empörungs- und Lästerwellen schwappten jedenfalls munter weiter. Die Möglichkeiten des Kinect-Sensors sind technisch beeindruckend, aber viele fühlen sich ziemlich durchleuchtet. Und das sorgte angesichts von Prism & Co für extremes Unbehagen. Auch die angekündigten Restriktionen durch den DRM-Kopierschutz sorgten für großen Unmut.

Ich habe mich auf dem Showfloor umgehört und unter anderem mit Xavier Dorsey gesprochen, einer der Leute hinter der Website „4 Brothers In A Basement„. Er hält das alles vor allem für unfair: „die Firmen schieben die Verantwortung auf uns Konsumenten, die Spieler ab, statt an die kommerziellen Weiterverkäufer zu gehen. Sie sollten bei Gamestop, Amazon, Ebay ihren Anteil an gebrauchten Spielen holen, nicht bei uns Spielern, die schon 60 Dollar ausgegeben haben und jetzt noch mal 30 Dollar plus 10 weitere wegen des DRM zahlen sollen. Ich denke, das ist sehr unfair. Microsoft und die XBox One werden so nicht gewinnen, den Zug macht Sony!“

Sony hatte schon genug Shitstorm hinter sich und war entsprechend vorbereitet. Nicht nur Show-mäßig setzten die Japaner noch mal eins drauf.
Die Begrüßung des Sony-CEOs Jack Tretton sorgte aus meiner Warte gleich für den nächsten Wtf-Moment des Tages: „Ich muss meine Präsentation immer damit beginnen, diejenigen zu erwähnen, die sich bereits Freitag für dieses Event in die Schlange gestellt haben.“ Natürlich ist klar, dass die geschätzt 2000 Leute im Saal nicht alle Journalisten sein können. Hart gesagt: Man lädt sich Jubel-Volk ein, weil die Journaille ohnehin keine Zeit hätte, das zu übernehmen. Die schreiben nämlich üblicherweise mit. Oder drehen. Oder twittern. Was ich auch getan hätte, wenn Sony ein WLAN angeboten hätte, wie Microsoft auf seiner Pressekonferenz.

Das der frenetische Applaus auf den großen Pressekonferenzen von Fans kommt, ist ein Beleg dafür, wie eng die Branche mit ihren Fans verzahnt ist – mehr als jede andere der Unterhaltungsindustrie. Pressekonferenz meets Fan-Festival. Was nicht ausschließt, dass auch Journalisten Fans sein können. Vorlieben zu ahben ist auch nicht das Problem. Schließlich haben auch Sport-Journalisten einen Lieblingsverein, berichten aber auch über die gesamte Bundesliga. Schwierig wird es für mich, wenn offensichtlich kaum noch kritisch hingeguckt wird. Grenzenloser Jubel im Saal war vorherrschend, egal um was es ging.

Dabei gab es durchaus einiges zu kritisieren: Vorgestellt wurden fast nur Spiele, die man schon kannte.Richtig spannend wurde es nur ausnahmsweise – wie bei der Vorstellung von “The Order”. Endlich mal kein Reboot, kein Se- und kein Prequel. Das Action-Adventure besitzt einen ordentlichen Schuss Steampunk und spielt in einer Art alternativen Realität im viktorianischen London Zeit.

Der größte Knaller waren aber diese beiden Ansagen: Nämlich der Kampf-Preis von 399 Euro und die Ankündigung, dass die PS4 uneingeschränkt die Nutzung von gebrauchten Spielen zulässt und es keinerlei Online-Zwang gibt. Aus Spieler-Sicht nichts Schlechtes, im Gegenteil. Aber es ist vor allem auf den Punkt platzierte PR – in Reaktion auf Microsoft. Das hielt die wenigsten Fachbesucher davon ab, Sony auf der Stelle für die einzig “Guten” zu halten.

Ivan Glaze (Superbot Entertainment): „Persönlich, als Fan, möchte ich in der Lage sein, mit meinen Spielen und meiner Konsole zu machen, was ich will. Und die PS4 gibt mir diese Flexibilität, wo ich einen günstigeren Preis zahle, auf dem neusten Stand bin und mit Spielen machen kann was ich will. Wenn ich damit durch bin, kann ich sie an meine Brüder weitergeben, damit sie sie auch spielen können. Das wird großartig.“

Damit behält Sony aber einfach den Status Quo bei. Digitale Verkäufe sind ein weit wichtigerer Markt und da ist nix mit tauschen. Jetzt nicht und vermutlich auch in Zukunft nicht.

Trotzdem geriet Microsoft schwer unter Beschuss und ruderte eine Woche später zurück. Per Statement auf der Website hieß es: Eine ständige Onlineverbindung wird NICHT nötig sein und Spiele auf Datenträgern lassen sich weiterhin verkaufen, verleihen oder mieten. Allerdings: Sowohl Microsoft als auch Sony lassen die Tür einen Spaltbreit offen: Publisher können immer noch einen eigenen DRM nutzen.

Peter Molyneux, Ex-Creative Director der Microsoft Game Studios Europa, stichelte: Sony und Microsoft wirkten wie zwei verfeindete Studentenverbindungen, die ihre Strategie nach der der anderen ausrichten. Trotzdem würde ich sagen: Immerhin hat Microsoft reagiert und das ziemlich schnell. Man erinnere sich bitte noch an den Aufschrei, als Steam startete und das Desaster um Half Life 2. Die Spieler haben zwar getobt, am Ende aber doch gekauft. Wirklich erfolgreiche Boykotte habe ich persönlich keine in Erinnerung. Technologisch geben und nehmen sich Xbox One und PS4 nicht viel, auch wenn Hardcore-Fans und Techies Stunden damit zubringen Specs und Stats zu vergleichen. Mal ehrlich: Niemand boykottiert ernsthaft die Xbox One. Gekauft wird einfach das billigere Gerät. Punkt. Das ist kein Boykott.

Moment mal: was mwar eigentlich mit Nintendo? Die hatten gar nicht erst eine Pressekonferenz abgehalten. Die Wii U ist raus und alles wartet auf Spiele, die die Konsole auch verkaufen.

Xavier Dorsey (4 Brothers In A Basement): „Viele Spieler begannen mit Nintendo-Konsolen. Für sie ist es etwas ärgerlich, dass Nintendo keine Pressekonferenz abgehalten hat. Die Spiele sind immer noch toll – es ist nur so, dass eher alte Spiele für heute portiert werden. Spieler wollen neue Sachen von Nintendo sehen, wir wollen mehr Innovation, keine Gimmicks. Im Moment glauben wir, dass das Wii Pad nicht besonders gut genutzt wird. Es ist entweder eine Karte oder Inventar und wir wollen anderes mit dem Gamepad sehen. Wir wollen bessere Spiele, etwas für Hardcore-Spieler von Nintendo.“

TOP 5
Am liebsten bessere Spiele für alle und auf allen Plattformen, wie wärs damit? Ich habe eine Top 5 gemacht, Hardcore bis Indie, von Next Gen bis same Gen. Die vergibt selbstredend eine Menge Vorschuss-Lorbeeren. Die meisten Spiele kann man nämlich kaum anspielen. Aus zeitlichen Gründen oder weil es gar nicht erst die Möglichkeit dazu gibt.

Ausnahme: Platz 5. Das konnte man locker anspielen, weil total simpel und außerdem am Stand der Indie-Leute, wo man auch ohne Termin mal eben was angucken kann. Glow Tag funktioniert so: Man steckt den Move-Controller mit dem Trigger nach außen in die Gesäßtasche, startet die Spielrunde (am Mac, am PC, PS3 & PS$) und dann einfach auf den Hintern hauen, der leuchtet. Wer bis Ende der Runde nicht erwischt wird, hat gewonnen.
Das ist natürlich nichts anderes als Fangen spielen, zumal man praktisch keinen Bildschirm für das eigentliche Spiel braucht. Das ist völlig bescheuert und macht unglaublich viel Spaß. Ich schwörs!

Der Kopf dahinter ist Stephen Morris (Greenfly Studios) und kommt aus Manchester. Greenfly Studios sind auch verantwortlich für Quick Draw, ein weiteres spaßiges Move-Spiel.

Platz vier vergebe ich an Rayman Legends. Das habe ich auf der Gamescom letztes Jahr erstmals ausprobiert, damals wars ein exklusiver Wii U-Titel. Nun wird es viel später erscheinen, weil’s ein Multiplattform-Spiel wird. Das sagt so einiges aus, über die Wii U. So richtig rund läuft es nicht. Obwohl für mich gerade Rayman zeigt, dass das Wii-Pad für mehr gut ist, als nur für Karten oder Inventar. Teamplay läuft mit dem Wii-Pad nämlich richtig gut und sehr intuitiv: Ihr unterstützt in Gestalt des Frosches Murphy eure Mitspieler auf dem Touchscreen. Per Fingertipp aktiviert ihr Schalter oder haltet Gegner fest. Unverändert gut: Aus jeder Pore des Spiels scheint der Humor mit französischem Akzent zu strömen. In jedem Fall strömte französischer Akzent in Höchsttempo aus dem Munde von Emile Morel (Ubisoft): „Als erstes muss es uns zum lachen bringen, wenn wir einen neuen Character erschaffen, ein neues Level oder etwas ähnliches. Es muss das Team zum Lachen bringen, das bringt einen positiven Effekt für das Team und wir wissen, die meisten Leute werden es mögen. Wir mögen diese Identität, dieses schräge Gefühl bei Rayman und Humor ist wirklich wichtig. Es gibt viele Spiele, in denen man nur herumrennt, alles umbringt und Sachen zerstört. Das ist okay, dieses Spiele spiele ich auch, aber ich finde es wichtig, dass das Spiel anders ist. Daher gehen wir besonders verstärkt in die Richtung, um sicherzustellen, dass alles verrückter, schräger ist und Leute zum lachen bringt.

Mein Platz Nummer drei: Below – vom kanadischen Indie-Studio Capybara Games. Es ist ein Schurken-Adventure mit einem winzigen Protagonisten vor einer riesiger Umgebung. In der offenen Welt sollt ihr euch auf die Suche nach Beute machen. Dabei kämpft ihr gegen den KI-Charakter Darkness, der mit Hilfe von Kinect den Spielverlauf und das Level-Design anhand der Raumumgebung im Wohnzimmer verändern soll. Ebenso spannend wie irritierend: In Below gibt es keine Hinweise, keinen Dialog und keinen Text. Below gefällt, weil es aus der Masse heraussticht. Und gute Musik hat.

BELOW – HORIZON TRAILER from CAPY on Vimeo.

Platz 2: Der Name Bungie ist untrennbar mit der Halo-Serie verbunden. Seit fast sechs Jahren schon arbeitet man hier aber an etwas ganz neuen: Destiny. Destiny ist ein persistentes Online-Universum, ein First Person Shooter mit Rollenspiel-Elementen. Ihr seid Hüter der letzten Stadt auf der Erde und habt es mit außerirdischer Angreifern zu tun. Klingt banal, und möglicherweise lassen wir uns von der schieren Bilderwucht blenden, aber: Ich war durchaus beeindruckt.
Deswegen darf der Bungie-Boss Pete Parsons auch mal was längliches zu der Arbeit an Destiny sagen. Und er sagte dies hier:

„Nun, im Kern machen wir einen Shooter, etwas was wir wirklich gut können. Aber hier integrieren wir Magie, Weltraum-Magie, verschiedene Charakter-Typen und sehr viel mehr social features als zuvor. Daneben investieren wir viel darin, dass du deinen Charakter über lange Zeit aufbauen und wachsen lassen kannst. Das alles ist sehr, sehr herausfordernd, wenn man es richtig machen will. Daneben müssen wir die Welt selbst bauen, wie soll sie sein, wie soll sie aussehen. Damit verbringen wir viel Zeit. Wir haben uns Fantasy angesehen, wir lieben Ritter, Magie und riesige Kreaturen. Aber wir stehen auch auf Science Fiction und so sagten wir, hey, lasst uns das zusammenbringen. Am Ende haben wir nun etwas, dass wir mystische Science Fiction nennen.“

Wer es vorzieht kann auch alleine auf Entdeckung gehen. Doch in dieser Welt soll vor allem das Mehrspieler-Erlebnis gefeiert werden, zum Beispiel mit public combat events.Vor allem auf den Next Gen-Konsolen wird das Second Screen-Gaming immer wichtiger. Eine “Companion”-App fürs Smartphone soll Spieler auch unterwegs mit dem Destiny-Universum verbinden. Pete Parsons: „Das spannende an den neuen Konsolen ist, nimm’ mal die PlayStation 4, dass sie verstehen, dass es nicht nur darum geht, Bilder auf den Schirm zu bringen, sondern auch um das Socializing, das Zusammenbringen von Leuten und darum, ihnen die richtigen Werkzeuge zu geben, damit sie zusammen spielen können. Darauf sind wir aus, wenn es darum geht, die nächste Generation Shooter zu machen.

Beim Ranking unangefochten auf meinem Platz eins landet “Murdered” (Square Enix/Airtight Games). In dieser Detektiv-Geschichte ermittelt ihr im Mordfall an euch selbst! Das klingt wie Story von Ghost – Nachricht von Sam. Darauf ein klares und deutlich: jein. Murdered ist jedenfalls sehr, sehr, sehr viel cooler! Und tatsächlich entstand diese Geschichte beim Brainstormen und angelehnt an Stirb Langsam. Was auch irgendwie schräg klingt. Jedenfalls warf wohl einer der Entwickler in die Runde, was wäre, wenn John McClane gestorben wäre. Hätte er aufgegeben? Nein, er hätte weiter entwickelt.

Murdered Fate_Screenshot. Bild: Square Enix
Murdered Fate_Screenshot. Bild: Square Enix

Zur Story von Murdered: Ronan O’Connor ist ein Polizist – mit nicht ganz lupenreiner Vergangenheit. Die Geschichte beginnt mit dem Mord an ihm selbst. Wir hätten übrigens gerne mehr gezeigt, als nur den AnnouncementTrailer. Das war leider noch nicht drin. Vertraut uns aber wenn wir sagen: Die Entwickler von Airtight Games haben einen sehr coolen Helden geschaffen – weil die Autoren ihn und uns mit einer bewegten Geschichte versorgen.

Senior Design Producer Eric Studer (Airtight Games):Ronan ist sozusagen auf der falschen Seite der Straße aufgewachsen, seine Eltern waren schon kriminell. Als er aufwuchs entschied er sich irgendwann, ehrlich zu werden. Er wollte kein Leben in der Kriminalität. Also bringt er das in Ordnung, er verliebt sich und er wird Polizist. Aber er nutzt seine kriminelle Vergangenheit für seine Arbeit als Ermittler, denn sie erlaubt ihm, Tatorte anders zu beurteilen.Als Geist hat Ronan besondere Fähigkeiten, die er lernen muss zu nutzen. Waffen stehen nicht zur Verfügung. Das gibt den Entwicklern ziemlich spannende Möglichkeiten in Sachen Gameplay. Gabs übrigens mit “Ghost
Trick” schon mal so ähnlich auf dem DS.

Murdered zeigt, dass man Next Gen nicht braucht, um eine gute Geschichte zu erzählen. Und ein besonderer Twist mehr zählt, als ein riesiges Waffenarsenal oder Fuhrpark.

Eric Studer (Airtight Games):“Wir hatten verschiedene Prototypen – am Ende gefiel uns am besten die Richtung, in die wir jetzt gehen. Und zwar ein Schwerpunkt auf untersuchen und entdecken, eher als ein Hervorheben von Gewalt. Wir wollen die Spieler mit der Geschichte fesseln und der Welt, die wir erschaffen.“

Virtual Reality ist zurück
Wir alle lieben es, Geschichten erzählt zu bekommen, die uns in magische oder fremde Welten eintauchen lassen – egal in welchen Medium. Ein alter Traum: WIRKLICH in diese Welt eintauchen zu können…
Virtual Reality ist zurück: Zuletzt beinahe totgesagt beweist nun Oculus Rift: es geht doch.
Das SciFy-MMO EVE Online ist eines der beeindruckenden Beispiele, was mit dem Headset möglich ist – obwohl das sogar noch im Prototyp-Status ist. EVE VR nennt sich die Tech-Demo, die man am Stand von CCP Games ausprobieren konnte.

Jarem Archer & Johann Lyewsang sind für das Gaming- und Gadget-Portal Untitled Network auf der E3 und die beiden habe ich abgefangen, als sie völlig geflashed gerade die Headsets abgesetzt haben. Jarem fand: „Eines der Dinge die es so real machen ist, dass das Cockpit wirklich direkt vor deinem Kopf ist, selbst das Glas: Du guckst hoch und meinst du berührst es gleich mit deinem Kopf. Das ist ein ganz anderes Level von eintauchen in die Welt, wegen des Gefühls der Tiefe, das macht einen riesigen Unterschied.“

Ich hatte ja den Eindruck, dass sich viele Entwickler und Fachbesucher sehr viel mehr von VR begeistern ließen, als von diesem ganzen Next gen-Ding. Johann von Untitled Network meint: „Ich traf viele Leute, die das hier spannender finden als alles andere, weil Virtual Reality nun endlich da ist, wo man es in Filmen schon lange sehen konnte. Was man nur in Science Fiction sah und dachte, das wird nie Realität. Das ist es jetzt – dank Oculus Rift und EVE VR wird das fantastisch.“

Kurze Momente von Seekrankheit sind allerdings nicht ausgeschlossen. Gelegentlich hatte ich beim ausprobieren schon mal das Gefühl, mir wird gleich übel. Allerdings ist im Weltraum irgendwie sowieso alles so… durcheinander.

Spiele werden für das Headset 2 x gerechnet und dann so verzerrt, dass ein weites Feld entsteht. Die Linsen wandeln das ganze dann in ein Bild, dass unser Gehirn versteht. Für Spiele besonders entscheidend: Die Latenz. Möglichst gering bis nicht vorhanden sollte sie sein. Da ist Oculus Rift noch nicht perfekt, aber nahe dran.

Hilmar Petursson ist CEO vom CCP Games und er war trotz aller Faszination durchaus etwas skeptisch: „Wir sind nicht sicher, was es EVE Online bringen kann. Was wir mit EVE VR haben ist eine Art fantastischer Ausblick in die Zukunft. Wie es sich aber bei EVE Online integrieren lässt, müssen wir noch herausfinden. Ganz sicher ist das Potential riesig. Wenn man Oculus Rift trägt und ich erinnere mich, als ich das zum ertsen Mal getan habe, guckte ich mich erst mal um und dachte, alles klar, aber dann sah ich an mir herunter und dachte, Moment mal, dieses T-Shirt trage ich nicht, huch, das bin ich gar nicht. Und diese natürliche Reaktion, dich selbst als virtuelle Person wahrzunehmen, darin liegt Großes.“

Virtual Reality ist eine Geschichte voll teurem Technik-Schrott. Eins davon: Segas Headset für Mega Drive, vorgestellt 1991. Die Technik machte ständig Schwierigkeiten und das Headset sollte nie erscheinen.
Oder das Atari-Headset einige Jahre später. Dem es ähnlich erging wie Sega.
Z800 3DVisor erschien 2005 und ist sogar noch auf dem Markt. Mit 1800 Dollar ist es aber viel zu teuer für den Massenmarkt.

Der grade mal 20 Jahre alte Oculus Rift-Erfinder Palmer Luckey scheint tatsächlich den langersehnten Durchbruch geschafft zu haben. Auf den Erfolg darf Herr Luckey in den USA noch nicht mal einen heben.

Palmer Luckey schlurft in Flipflops, die Nase dicht über dem Smartphone, zu unserem Interview-Termin. Und sagt: „Virtual Reality hat in der Vergangenheit nie funktioniert, weil die Technologie dafür nicht bereit war. Erst jetzt haben wir hochauflösende Bildschirme, sehr leistungsstarke Computer und hoch-präzise aber erschwingliche Bewegungserfassung und all das braucht man dafür. Erst jetzt können Leute sagen, oh, all das was wir in den Achtzigern und Neunzigern für möglich hielten, funktioniert.“

Bei aller Begeisterung für das Headset auf dem Showfloor: Selbst Palmer Luckey spricht nicht von „perfektem“ VR: „Perfekte virtuelle Realität würde bedeuten, all die bisher bekannten Sensoren zum umgehen und direkt im Gehirn anzudocken. Aber das ist mehr ein medizinischer Vorstoß, denn ein technischer und wir sind weit davon entfernt zu verstehen, wie genau der menschliche Körper und das Gehirn funktionieren, um da nur in die Nähe zu kommen. Aber ich denke, wir kommen dahin, das wir sehr gute VR in wenigen Jahren haben werden.“

Kriegsspielzeug für Jungs
Wo immer wir waren: Das Thema Virtual Reality elektrisierte die ganze E3. Naja, fast die ganze. Viktor Kislyi aus Minsk hatte davon noch nie gehört. Eigentlich wollte ich jeden Interview-Partner danach fragen, weil soviele darüber reden und ich noch ein paar Stimmen sammeln wollte. Herr Kislyi hat davon aber so rein gar nichts mitbekommen. Soviel zum Hype. Er ist seine ganz eigene Erfolgsgeschichte.

Diese Wargaming-Thematik finde ich deswegen spannend, weil das ganze im Grunde ohne große Marketing-Offensive ( zu Beginn jedenfalls) populär wurde. Und ohne jegliche öffentlich Wahrnehmung. Wir springen mal kurz von L.A. nach Minsk in Weißrussland. Hier hat man ein sehr positives Militär-Bild – nicht nur aufgrund der jüngeren Geschichte. Die hart erkämpfte Befreiung von deutscher Besatzung im 2. Weltkrieg ist noch heute überall präsent.

1998 gründete Viktor Kyslyi in Minsk die Firma Wargaming, spezialisiert auf Militärstragie. Die Vorliebe für dieses Genre erklärt er so: „Jede Stadt im europäischen Teil der Sowjet Union hat einen Panzer als Monument, denn es war ein bedeutender Krieg. Es gibt viele, tausende, Filme über den 2. Weltkrieg. Es ist unmöglich, als Junge aufzuwachsen, und das zu verpassen. Obendrein spielt Schach eine große Rolle und mein Vater steckte mit mit sieben in die Kinder-Schachschule, statt in die Musikschule, worüber ich sehr glücklich war. Wenn du Schach spielst, ist das wie ein Kriegsspiel und so fing alles an. Jungs lieben Kriegsspielzeug.“

Sehr viele Jungs lieben das, auch die erwachsenen. Ohne großes Marketing geschweige denn öffentliche Wahrnehmung hat World of Tanks bis heute 60 Millionen registrierte Spieler. Anders als viele andere Onlinespiele muss man nicht lange Stunden vor dem Rechner verbringen, gerade die kurzen Mehrspieler-Partien machen das Spiel für viele so anziehend. Zudem ist es Free2Play. Was wiederum kein unumstrittenes Modell ist. Es bedeutet in der Praxis oft, dass man unendlich viel Geld versenken kann oder im kostenlosen Spiel schnell keinen Spaß mehr hat.

Stolz wie Bolle sagt Voktor Kislyi dazu: „Das nennen wir Raketenwissenschaft. Free to play oder free to win scheint einfach, aber man braucht eine Menge gute Ideen um das asiatische Modell, das mehr “pay to win” ist, für das westliche Publikum, Russen, Europäer, Deutsche, Amerikaner anzupassen. Deswegen haben wir 1600 Leute in der Firma und einige Tausend sind Game Designer, die jeden Tag daran arbeiten, die richtige Balance zu finden. Es gibt nicht die eine magische Formel, es ist tägliche Arbeit.“

Bislang hat Wargaming anscheinend immer die richtige Formel gefunden. Jedenfalls spricht der Erfolg dafür. Bei 1600 Mitarbeitern weltweit wird es womöglich nicht bleiben. In Entwicklung ist eine ganze Teamplay-MMOReihe: World of Warships wurde gerade angekündigt, World of Warplanes ist in der Beta-Phase. Die drei auf Clan-Ebene miteinander verbundenen Titel sollen ein gemeinsames Spieleuniversum bilden. Friede sei mit euch, Jungs!

„White, male, straight“
Auf der E3 gibt es auch Bereiche, die weit weniger Glamour versprühen, als der ganze Rest. Wie der kleine Bereich der Indie-Entwickler, ganz am Rande des Showfloors. Wo es oft einfach nur um eine Idee geht.Auch wenn der größte Teil der E3 auf die Zielgruppe weiß, männlich, straight gebürstet ist, sind die Spieler natürlich keine derart homogene Gruppe.
Die Spiele spiegeln das kaum wieder: Noch immer sind gut geschriebene Geschichten, weniger stereotype Figuren und gute Frauenrollen eine Seltenheit. Homosexualität in Spielen erst recht. Das fühlt sich spätestens dann seltsam an, wenn Videospiele ein wichtiger Teil der eigenen Freizeitkultur sind, aber die restliche Lebenswelt nicht dazu passt.

So jedenfalls ging es Matt Conn aus San Francisco, der sich selbst als Geek beschreibt und für den der erste E3-Besuch ein lang gehegter Traum war. Als der vor einigen Jahren endlich wahr wurde, ging es ihm, wie oben beschrieben. Der Showfloor spiegelt nicht wieder, dass es auch schwule Spieler gibt. Und Frauen die spielen. In der Industrie gibt es natürlich schon Frauen. Man kann sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass die vorrangig aber im PR-Bereich arbeiten. Ich war vor Jahren mal auf einem Forza-Event von Microsoft. Als einzige Frau, abgesehen von der PR und dem Catering. Sehr schräg irgendwie. Sehr lesenswert übrigens dieser Gamasutra-Post mit dem hübschen Titel „5 Gender Moments from E3 2013“. Da wundert man sich nicht, warum die Industrie unter Umständen auch kein sehr beliebter Arbeitsplatz ist.

Zurück zu Matt. Er plant und organisiert eine eigene Convention für Themen wie Minderheiten oder Sexismus in Spielen und der Spiele-Industrie.
Ist man schon als Nerd womöglich Außenseiter genug, ist am es als schwuler Teenager erst recht: „Ich fühlte mich sehr alleine, als ich aufwuchs, denn als schwuler Geek war es hart eine eigene soziale Gruppe zu finden. Die schwulen und lesbischen Gruppen waren sehr feindlich gegenüber Leuten, die nicht in ihre Vorstellung passten, die eher nerdy und geeky sind – weil sie sich von der Gesellschaft als ganzes abgelehnt fühlten. Sie hatte ihre eigene Art von Vorurteilen. Es scheint, als müsse es einen Platz geben für Leute wie mich und andere schwule Geeks um sich sicher zu fühlen, andere schwule Geeks zu treffen, ihren Freund mitzubringen und sich ganz offen schwul oder lesbisch zu zeigen ohne sich Sorgen machen zu müssen, wie sie sich darstellen.“

Anmerkung am Rande: Matt verwendet das Wort „queer“, was ein bisschen charmanter klingt als schwul, aber nicht ohne weiteres zu übersetzen ist. Die Idee für eine solche Convention wurde fast durchgängig positiv aufgenommen und eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne finanziert die Veranstaltung. Erfolgreich erzürnt hat man damit die üblichen Verdächtigen, die Westboro Baptist Church. Im Video doziert ein verkniffen dreinschauender Herr darüber, dass es irgendwie bedenklich sei, das „während unsere Pflanzen vertrocknen und sterben unter Gottes strafender Hand, wir lernen ob der Masterchief in pinkfarbenem Bademantel in der Barracke rumläuft oder Ms. Pacman für den pinkfarbenen Geist Pacman verlässt. Werden wir herausfinden, das der wahre Grund für Sonic, all diese Ringe zu brauchen, der ist, seine SchmuckSammlung zu vervollständigen? Oder das Mario und Luigi nicht wirklich Brüder sind?“

Matts Antwort für GaymerX auf diese Fragen lautete: ja, ja, ja und, zur Hölle, nein! Vermutlich ist es die einzig richtige Reaktion, den Herrn mit Humor zu begegnen. Hier das Video nochmal zum selber lachen:

Bei GaymerX soll es nicht alleine um Spieler, sondern auch um die Industrie selbst gehen: Auch hier gibt es selbstredend “queer geeks” und ein Problembewusstein. In einer Videobotschaft von Xbox Live-Mitarbeitern gab es jede Menge moralische Unterstützung.

Matt schwebt eine Art sicherer Hafen vor, eine Möglichkeit, „diese Themen in einem breiteren Umfang in der Spiele-Industrie zu diskutieren: Warum gibt es keine schwulen Charaktere in AAA-Spielen? Wie bekommen wir mehr homosexuelle Entwickler in der Spiele-Industrie? Wie bauen wir mehr Inhalte ein, die sich mit Homosexualität, Frauen und Minderheiten beschäftigen? Ich denke, über viele dieser Dinge wird in kleinen Teilen auf bestimmten Veranstaltungen schon gesprochen und wir wollten eine Convention die sich ausschließlich darauf fokussiert, darauf wie sich die Spiele-Industrie hierbei vorwärts bewegt.“

Warum gibt es für solche Themen nicht auch Platz auf der E3? Videospiele verdienen mehr kluge, weibliche, andere Charaktere. Mehr Bandbreite, mehr Arthouse. Was in Filmen und Büchern und der jeweils dazugehörigen Industrie geht, sollte auch bei Videospielen drin sein. Dann wäre auch das Fachpublikum auf der E3 nicht vorwiegend männlich
und Booth Babes müssten nicht sinnlos in Kameras lächeln. Letztere Damen hat man immerhin ziemlich zensiert. Heißt, ganz schlimme Auswüchse findet man hier nicht mehr. Dafür muss man dann nach Köln auf die Gamescom, wo meiner Erfahrung nach vor allem die Hardware-Hersteller mit knappst-gewandeten Damen nach Aufmerksamkeit schreien.

3 Tage E3 mit Pressekonferenzen, Showfloor-Gedränge und vielen vielen Marketing-Aussagen sind schon ein bisschen Survival Horror. Mit den beiden halbstündigen Reportagen, die wir in L.A. gedreht haben, waren wir am Ende ganz zufrieden, aber letztlich lohnt sich so etwas wie die B-Seite doch noch mehr. Die drei Tage Showfloor und ei Tag für Pressekonferenzen zum Dreh zu nutzen ist viel Gerenne und Gehetze. Wenn man aber etwas Hintergründiges, auch teilweise etwas Nachdenklicheres machen möchte, kann man sich das tatsächlich schenken. Kein Entwickler sagt, was er wirklich denkt. Ein Interview habe ich tatsächlich abgekürzt, weil einfach nichts als Marketing-Worthülsen kamen oder Fragen (die völlig harmlos waren) gar nicht beantwortet wurden. Ich glaube, die E3 kann man sich getrost schenken. Es reicht, wenn man sich Pressekonferenzen und Trailer im Netz anschaut: Sehr viel mehr bekommt man oft vor Ort auch nicht zu sehen. Vermutlich macht es für uns mehr Sinn, Veranstaltungen wie die GDC, SXSW oder auch die Pax zu besuchen. Oder zumindest mehr Zeit noch abseits des Showfloor zu verbringen. Was Memos B-Seite von der E3 ja auch tut.

Die beiden E3-Reportagen findet ihr wie eingangs schon erwähnt und verlinkt in den Mediatheken von 3sat und ZDF. Schaut sie euch an und sagt gerne, was ihr denkt.

„It’s in our DNA“
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