Nintendo Switch (Bild: Nintendo)

Juhu, ein Preview-Event vor meiner Haustür! Und dazu noch global zeitgleich. Also ich hin. Erwartung? Insgeheim erwarte ich von Nintendo seit der Wii irgendwie immer was ganz Großes. Es ist das iPhone-Syndrom: Das war so revolutionär, dass man danach bei jeder Ankündigung  immer gleich eine stylische Mondrakete für zu Hause erwartete. Man bekam allerdings tendenziell nur Verbesserungen und Variationen. Jetzt sind Verbesserungen und Variationen durchaus nicht Schlimmes – sie können ein sehr gutes Ding zu einem noch bessern oder gar zu einem Super-Ding machen. Und wie ist das bei Nintendo Switch?

Hui oder Pfui?

Ich würde sagen: es liegt zwischen der Wii (grandios) und der Wii U (meh). An Switch gefällt mir ganz grundsätzlich mal die Hardware, im Vergleich zur Wii U.  Zum einen ist es eine smarte Idee, dass ich das Ding zur mobilen Konsole machen kann. Das so entstandene Handheld liegt gut in der Hand und ist weit weg von dem etwas sehr plastikhaften, was das Handheld der Wii U hatte. Und vor allem habe ich nicht gefühlt 17 Einzelteile rumfliegen, wie bei der Wii U. Bei letzterer schob ich das Dockingteil des Handhelds (war natürlich immer leer), diverse weitere Plastikhalterungen für die eigentliche Konsole, das Handheld selbst und natürlich die Wiimotes auf meinem TV-Rack herum. Irgendwo war immer was im Weg. Neulich habe ich die Wii wieder angeschlossen. Die Wii U steht in der Redaktion, weil da immerhin der Store besser bedienbar ist und es immer wieder gute Indie-Games für das Ding gibt (Stichwort: Typoman).

Was zum Spielen

Nintendo bringt zum Switch-Start die wirklich guten Titel von der Wii U, wie z.B. Splatoon in einer Neuauflage bzw. Teil 2. Außerdem: wenn Nintendo irgendwas beherrscht, dann sehr spaßige Party- bzw. Minispiel-Sammlungen. 1,2 Switch heißt es bei Switch: Gegeneinander Kühe melken, schneller den Colt ziehen, Posen nachahmen, Schlösser knacken. Das ist großer Spaß, der meist schnell zu verstehen ist. Man muss dafür nicht mal auf den Bildschirm schauen, denn das läuft ganz simpel über Audio: Es kommt einfach ein Countdown oder ein Beat oder was auch immer zum jeweiligen Spiel passt. Keine große Erklärungen nötig, einfach losspielen. Das große Problem der Wii U war nämlich aus meiner Sicht, dass das ganz selten so war. Zu viele Spiele musste man länglich erklären oder per trial & error rumprobieren, bis man die Idee dahinter wirklich verstand bzw. man soviel Flow hatte, dass das Ganze Spaß machte. Und das lag nicht mal daran, dass die Spiele (wie Nintendoland) total doof gewesen wären, aber die Hürde war doch deutlich höher, als bei der Wii. Das mag erfahrene Spieler nicht abhalten oder abschrecken, hatte aber ganz sicher auf breitere Spielerzielgruppen keine begeisternde Wirkung. Am Ende war die Wii U einfach lange nicht so erfolgreich, wie ihre Vorgängerin.

Switch macht es oft, aber nicht immer besser.  Arms ist ein Spiel, bei dem man sich mit ausfahrbaren Armen gegenseitig auf die Glocke haut – poetischer kann ich es nicht ausdrücken. Das macht sehr viel Spaß, aber man stellt dabei fest, dass man auf den ziemlichen kleinen Controllerchen namens Joy-Con (das Pendant zur Wiimote) eine unglaubliche Menge von Buttons findet. Oben, seitlich, links und rechts. Man braucht da einfach, bis man sich merkt, welcher Button für welche Spezialfähigkeit da ist. Für Wii-Spiele brauchte man meist nur 2 Buttons und das war’s.

Selbstverständlich gibt es auch ein Mario Kart für Switch und zwar in der Ausgabe Mario Kart 8 Deluxe. Bis zu acht Spieler können über die lokale, kabellose Verbindung zusammen spielen. Außer den üblichen Verdächtigen sitzen in den Karts neue Helden, wie die Tintenkleckse aus Splatoon, König Buu Huu, Knochentrocken und Bowser Jr. Diverse Modi wurden generalüberholt (der Schlachtmodus z.B.) und es gibt neue Strecken. Es lenkt sich übrigens sehr viel leichter, was mir auffiel. Ich wollte es meinem Training auf der Wii U zuschreiben, aber es gibt tatsächlich einen „neuen Lenk-Assistenten, der es Anfängern erleichtert, zu fahren und dabei in der Spur zu bleiben, selbst wenn ihr Vehikel 200 ccm unter der Haube hat.“  Der war wohl aktiviert… Über meine Platzierung in den zwei Rennen, die ich fuhr, möchte ich nicht sprechen, aber ich blieb meistens in der Spur.

Was auffällt und zwar generell: Das Tracking beziehungsweise die Bewegungssteuerung funktioniert sehr gut. Viiiel besser als bei die Wii U, wo das immer noch oft hakelig war. Gerade war eben beschriebenen Arms schien mir das deutlich.

 

Von Helden & Prinzessinnen

Ich habe noch Has Been Heroes ausprobiert, ein Strategiespiel mit Rundentaktik und Rollenspiel-Elementen, was mich mit hübscher Optik angelockt hat – siehe Bild. Es stammt vom finnischen Studio Frozenbyte. Hier finde ich aber, dass das auf der Konsole nur so semi-gut zu spielen ist. Man muss mit ein paar gealterten Helden (daher „has been) zwei Prinzessinnen zur Schule geleiten. Die Helden stehen in Reihen untereinander links, von rechts kommen die Gegner. Man kann jeweils nur einen der Helden auswählen und den dann gegen den Gegner in dessen Reihe antreten lassen. Ich musste dafür aber jedesmal schauen, welcher Button welcher Reihe zugeordnet ist. Das befeuert nicht gerade Spielspaß und Flow, möchte ich sagen. Dabei will ich das Spiel mögen, denn es sieht wirklich gut aus und ein Indie-Ding auf der Switch macht sich auch gut. Aber mal ehrlich: Gealterte Helden retten junge Prinzessinnen? Eigentlich müssten die beiden Mädels die gealterten Helden über die Straße geleiten und den Rest  selbst machen.

Has Been Heroes Screenshot (Bild: Frozenbyte)

Letztes Spiel was ich ausprobiert habe und daher hier zumindest kurz erwähnen möchte: Splatoon 2. Splatoon 2 ist genauso viel Fun wie gehabt, die Idee ist und bleibt fein. Es gibt neue Level, neue Modi und neue Waffen wie die zweihändigen Duo-Kleckser. Das klingt schon, als möchte man die auch im Büro benutzen. Für mehr Farbe und so.

Fazit-Schmazit

Wie eingangs gespoilert: Licht und Schatten. Wenn die Konsole am 3. März erscheint, wird sich in den Monaten danach zeigen, was geht: Kommen genug gute Ideen auch von anderen Studios? Bei der Wii U erlahmte das recht fix oder Spiele kamen dann doch nicht exklusiv raus (Rayman beispielsweise). Die Gamepro hat eine hier Liste aller Switch-Titel zusammengetragen.

Der Preis: Der wird für die USA mit 299 Dollar abgegeben – man darf wohl von rund 300 Euro ausgehen. Hm. Das ist zwar nicht galaktisch teuer, aber schon eine gewisse Hürde. Anders als bei der Wii U mit dem Extra-Handheld ist das Konzept nicht so speziell und damit auch einfacher. Dafür wirkt es halt nicht so irre originell.

Die Switch-Idee, eine Konsole für unterwegs und zu Hause zu haben, die als dritte Möglichkeit auch eine Art Tabletop-Modus für zwei Spieler hat, ist dufte. Switch kommt mit vergleichsweise weniger Geraffel aus, und die wirklich tauglichsten der bekannten Spiele sind dafür zu haben. Und wenn sich im Indie-Bereich noch etwas tut, wovon ich einfach mal ausgehe, dann kann das hübsch werden.

Mir gefiel was ich sah, die Mehrzahl der ausprobierten Spiele sind wirklich ganz spaßige Unterhaltung. Aber wie sagte mir vor Ort ein sogenannter Branchen-Insider: „Wenn du ein Date hast und sagst hinterher darüber, war ganz witzig, dann war’s halt nicht soo toll.“ Ich denke, Switch ist ein notwendiger Entwicklungsschritt für einen Konsolen-Anbieter, der weiter mitspielen will. Die XBox One und die PS4 sind beides gute Konsolen, die aber oft nicht so wahnsinnig unterscheidbar sind. Als dritter im Bunde auch noch 4K und VR-Kram? Kann man machen. Oder man überlegt sich etwas besonderes. Und das ist für Switch die Idee, gleichzeitig eine mobile und stationäre Konsole zu haben. Vergessen wir das mit der Mondrakete.

Nintendo Switch: Licht & Schatten
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Ein Kommentar zu „Nintendo Switch: Licht & Schatten

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