Erinnert sich noch jemand an Luzie, der Schrecken der Straße? Ja, nein, vielleicht? Egal. Da gab’s jedenfalls zwei Knetmännchen namens Friedrich & Friedrich. Die fand ich toll. Daher blieb ich auch sofort an Armikrog hängen.
Was ist Armikrog?
Armikrog ist ein Point’n Click-Adventure in einem Knet-Universum. Dafür wurden sehr aufwendig echte Knetfiguren, in echten Kulissen in Stop Motion Technik animiert. Der Rest ist Unity. Das heißt, es gibt sowohl echte Lichtsetzung als auch welche via Unity. Das Adventure gibt’s für alle Next gen Konsolen und via Steam. Point’n Click auf der Konsole klingt gruselig, aber ich fand es auf der PS4 sehr gut spielbar. Dazu tragen smarte Lösungen bei, wie beispielsweise für das Inventar: Tommynaut hat ein paar Superhelden-Features und stopft Fundstücke einfach unter die Jacke. Da verschwinden sie und werden beim Klick auf das richtige Objekt einfach automatisch hervorgeholt. Man muss also kein riesiges Inventar voller Gegenstände managen und jeweils neu durchforsten. Viel Charme macht aus aus, dass Armikrog eine englische Sprachausgabe hat und deutsche Untertitel. Das ist natürlich einfacher für die Macher, aber ich finde das generell die bessere Variante. Jedenfalls bei englischen Titeln. Zugegebenermaßen sieht es bei anderen Sprachen bei mir auch nicht mehr so doll aus.
Die Macher heißen Ed Schofield und Mike Dietz und sind Gründer der Pencil Test Studios. Wie auch immer sie das rechnen, aber laut eigener Aussagen blicken sie auf etwa 9000 Jahre Erfahrung in Sachen Spieleentwicklung zurück. Das Studio ist ist spezialisiert auf Animationen – vor allem auch für Filme und Werbung.
Armikrog ist ein Kickstarter-Projekt, das gerade (23. August) erschienen ist. 18.126 Unterstützer haben immerhin 974.578 $ beigetragen, um das Projekt zu verwirklichen. Das ging in der Projektphase glatt an mir vorbei, aber als es mir jüngst in die Inbox fiel, fand ich den Look ist so charmant, dass ich einfach neugierig war. Gesagt, gerätselt. Vielleicht empfinden das Rätsel-Enthusiasten anders, aber ich finde, Armikrog liefert schon ein paar harte Nüsse. Eigentlich spielt sich vieles in relativ reduzierter Umgebung ab, aber genau das macht es bisweilen schwierig, herauszufinden, was man in welcher Reihenfolge tun muss.
Worum geht’s?
Ach ja, Story. Also: Der Raumschiff-Pilot Tommynaut ist unterwegs mit seinem außerirdischem Weltraum-Hund, dem blinden Beak Beak. Und ja, das ist mit Schnabel Schnabel zu übersetzen. Sie sind auf einer Mission: Ihr Heimatplanet hat die für Planeten üblichen, total gravierenden Planeten-Probleme mit irgendwelchen fehlenden Ressourcen. Selbige sollen woanders beschafft werden. Die beiden stranden auf einem fremden Planeten und landen in einer Festung namens Armikrog. Die Festung sieht aus, als wäre darin etwas fürchterlich schief gelaufen. Tommynaut & Beak Beak müssen das Geheimnis von Armikrog enträtseln und seine Bewohner zu altem Glanz zurück verhelfen.
Wie spielt es sich?
Verzwickt. Jetzt bin ich natürlich stinkfaul und meine Leidenschaft für das Medium Spiel ist weit größer, als mein Talent, aber das ist ja hinlänglich bekannt. Aber manches Mal hätte ich Probleme lieber mit der Schusswaffe gelöst, so genervt war ich. Es gibt kein Tutorial oder wie auch immer geartete Hilfestellungen Hilfestellungen. Tatsächlich hatte ich mich irgendwann derart verfranzt, das ich dachte, das muss ich noch mal machen. Also Neustart und mittels Video- und Text-Walkthroughs die schwierigsten Klippen umschifft. Wenn man die Grundstruktur gerafft hat, wird einem natürlich klar, welche Ereignisse relevant sind oder welche Entdeckungen man sich unbedingt merken muss. Nur zieht sich vieles – je nach Spieltempo – relativ weit auseinander. Beispielsweise entdeckt man im ersten Level verschiedene Wandbilder, die ganz am Ende richtig kombiniert werden müssen. Nur weiß man das natürlich nicht. Und merken kann man die sich auch schlecht – da hilft nur abfotografieren. Die Walkthroughs haben mich dabei wahnsinnig gemacht. Manche Spieler capturen beim Spielen praktisch ihre gesamten Fehlversuche, so dass das Walkthrough zu einem Best of Trial & Error wird. Andere gehen in komplett anderer Reihenfolge vor. Am Ende half mir da am ehsten dieser hier. Witzige und intuitiv zu handhabende Idee ist der Wechsel zwischen Tommynaut und Beak Beak. Der im Übrigen auch nie wirklich angeteasert wird – das muss man einfach herausfinden. In meinem Fall durch wildes was-passiert-im-Spiel-wenn-ich-alle-Controllertasten-mal-drücke? Immer wieder gibt es kurze Einsätze für den Alien-Hund, der aufgrund seiner Größe an andere Ort kommt. Allerdings ist auch das nicht immer 100% logisch: Warum einzig Beak Beak den Handteller-großen roten Knopf drücken kann, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes rätselhaft.
Was sagen die Macher so?
Das Indie-Games Ding ist eines mit viel Konkurrenz und viel Risiko. Um aufzufallen, muss man schon sehr besonders sein und das kann ins Auge gehen, wie die Menschen bei Pencil Test Studios sehr genau wissen:
The greatest games stand out because they do something different, and they do it really well. It’s a risky proposition, because if you try something different and you miss, you usually miss big. That’s why you see so many big budget sequels and lookalike games, because no traditional publisher wants to risk tens of millions of dollars on some funky looking game made out of clay. The other big thing you get with indie games is passion. People making these smaller games aren’t in it to get rich, they’re in it because they’re making a game they have to make, they’re compelled to make it at all costs. That kind of passion shows in the finished product, you can feel it as you play a game.
Und wie isses so?
Schön. Humorvoll. Detailverliebt. Gut vertont. Verzwickt. Mit Knet-Kerlen UND Plüschmonstern! Aber es verlangt Geduld und Durchhaltevermögen. Das kann nerven und aufhalten, wo man sich doch so gerne vom Knet-Charme einwickeln lassen möchte. Wer gerne rätselt und auch vor Fleißarbeit nicht zurückschreckt: Go for it!