Mein etwas ketzerischer Titel bezieht sich auf einen Artikel, den ich heute morgen bei Bitmob.com las. Autor Matthew Mason glaubt nicht daran, dass Move oder Kinect ein ähnlicher Erfolg vergönnt sein wird, wie Nintendos Wii-Konsole. Zwar fände er beide Ideen interessant, aber das diese Hardware den Weg in sein oder viele andere Wohnzimmer fände, sei fürs erste unwahrscheinlich, schreibt er in seinem Blog. Warum?

Schlicht zu teuer seien beide Technologien. 100 Dollar, die noch mal zusätzlich zum Preis der eigentlichen Konsole – rund 300 Dollar – oben drauf kämen, seien nicht nur eine Einstiegshürde, sondern eine „Berliner Mauer“. Bekanntlich hat Nintendo mit seiner ebenso bezahlbaren wie innovativen Wii auch Menschen gewonnen, die vorher keinen Controller freiwillig in die Hand genommen hätten. Stichwort „neue Zielgruppen“. Von diesem Kuchen möchten Sony und Microsoft verständlicherweise etwas ab haben. Zwar sei das ein Stückweit Spekulation, aber Familienvater Matthew – der sich auf seinem Blog einen „unverbesserlichen Spiele-Enthusiasten“ nennt – glaubt das mit seiner eigenen Situation belegen zu können: Zwei berufstätige Eltern, drei Söhne, diverse Rechnungen und ein Haus abzuzahlen. Da bleibt nicht viel übrig; jedenfalls nicht soviel, um willenlos in Technik zu investieren.

Das Wii-Erlebnis gibts sozusagen direkt aus der Verpackung: Konsole, Controller, Spiel, fertig. Es ist tatsächlich nicht ganz von der Hand zu weisen, das Nintendo eine clevere Strategie gefahren ist. Die Wii brachte nicht nur eine innovative Technologie mit, inklusive war auch gleich das passende Spiel mit Langzeit-Spielspaß-Garantie. Und: Von Anfang an mussten alle Entwickler, die Spiele für dieses System kreierten, sich auf die Spezialitäten der Konsole einstellen. Playstation und XBox sind leistungsstarke Konsolen mit großer Rechnerleistung, hochauflösenden Bildern, Blockbuster-Spieleangebot, also im Grunde Rundrum-Sorglos-Multimedia-Kisten. Was ja nun nicht schlecht ist, aber wer alles kann, erreicht nicht notwendigerweise mehr als die üblichen Verdächtigen. Bei der Wii ist die intuitive Steuerung mehr als nur Perpherie, sie ist das Herz des ganzen und als Käufer weiß man was man hat.

So geht Blogger Mason davon aus, dass die meisten Entwickler Move und Kinect als Peripherie ansehen und auch so behandeln werden. Außerdem besäßen seiner Erfahrung nach noch immer nicht so viele Leute einen HD-Fernseher, so dass die Hightech-Features der Playstation und der XBox weit weniger ziehen. Matthew Mason glaubt, zudem, dass bisher kein Spiel die neuen Technologien so perfekt ausnutze, wie die Wii das von Beginn an konnte:

I personally own an Xbox 360, but even having jumped that hurdle, nothing about the Kinect compels me to pick it up. They can say „it’s not for me“ until they’re blue in the face, but nobody I know is going to want to have a me-too experience for what equates to $100 more than a Wii (a console and a Kinect). Also, I can’t think of a single piece of software that takes advantage of its unique hands-free gaming in an equally unique way.

Read more: Kinect and Move: Not Really for Families http://www.bitmob.com/articles/kinect-move-not-really-for-families#ixzz0v4LfvcsV

Mit Kinect könne man nicht mehr, als mit der mehrere Jahre alten EyeToy-Technologie der Playstation. Was er aber nicht als Lob für Sony verstanden wissen will: Deren bewegungssensitiver Controller mit dem sprechenden Namen Move sei ein Abklatsch der Wiimote, wenn auch ein technologisch verbesserter Abklatsch. Zudem auch noch unnötig kompliziert im Setup. Letztlich sei der Preis entscheidend. Und niemand den er kenne, würde 300 Dollar und mehr in die Hand nehmen, um „dieses Tennisspiel“ zuspielen, vom so viel zu hören sei. Eine Anspielung auf die Mund-zu-Mund-Propaganda, die Nintendos Konsole zum Tagesgespräch machte.

In der Tat ist an Masons Gedanken etwas dran. Nintendo hat einen großen Vorsprung, viele Konsolen wurden an vielen Weihnachtsfesten verschenkt. Familien (und um die geht es Mason), die sich so etwas ins Wohnzimmer gestellt haben, werden kaum eine weitere Konsole mit allem Drumherum kaufen. Allerdings: Wenn man Kinect ausprobiert, kann man nicht behaupten, dass es keinen Spaß macht. Wobei die wenigsten, die Kinect bisher ausprobieren konnten (mich eingeschlossen) mehr als ein einziges Spiel spielen konnten. Auf der Gamescom wird das natürlich etwas anders aussehen und möglicherweise wird das auch meine Meinung noch mal ändern. Ubisoft beispielsweise zeigt zwei Titel für Kinect: Your Shape – Fitness Evolved und Motionsports. Die Trailer sind zwar aufwendig produzieren, zeigen aber letztlich wenig vom eigentlichen Spiel – das muss man einfach erst mal in die Finger bekommen. Für Move kündigte Ubisoft „Racket Sports“ an, eine Sammlung diverser Schlägersportarten.

Konami kündigte insgesamt drei auf die neuen Technologien zugeschnittenen Spiele an. Für Kinect ist das einmal der Titel „Crossboard 7“, bei dem der Spieler mit Körperbewegung Crossboard-Rennen steuert. Zum anderen stellte Konami den Kinect-Titel „Sports Island Freedom“ in Aussicht, wo zehn sportliche Wettbewerbe wie zum Beispiel Beach Volleyball, Snowboard oder Paint Ball zu absolvieren sind. Ein erster Playstation Move Titel wird auf der Pressekonferenz angekündigt werden und soll dann auch spielbar sein.

Immerhin muss ich bei Kinect nicht unzählige weitere Controller kaufen. Das ganze besteht ja nur aus der Kamera – sollte diese 100 Euro nicht überschreiten und mit einem Spiel im Bundle zu haben sein, wäre das für mich schon kaufbar. Bei mir steht aber auch eine XBox im Wohnzimmer. Die Frage, die Mason in seinem Artikel mit „nein“ beantwortet, ist aber, werden bisherige Nicht-Gamer oder Familien tief in die Tasche greifen, um das ganze Paket plus Kinect zu kaufen?

Wie immer wird das wohl erst die Zukunft zeigen. Oder man fragt mal Paul

Kinect und Move: Keine Familien-Unterhaltung?
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