Manchmal läuft das mit den Quests wie Lottchen: Ein Quest nach dem anderen, davon sind auch noch viele wirklich witzig und unterhaltsam und am Ende hat man fast wie von selbst ein ganzes Level gut gemacht. Aber wer mein streng geheimes Tagebuch zufällig regelmäßig verfolgt weiß: Dies ist nicht die Geschichte eines reibungsloses Erfolgslebens in Azeroth…
Trotzdem: Auf die in den ersten Sätzen beschriebene Art läuft es ab und zu durchaus. Und so ist Gnomen-Magierin Nusspli kurz vor dem Level, mit dem man die Kaltwetterfluglizenz erwerben kann. Warum ICH eine Lizenz brauche, um meinen Greif „Fluffi“ (eine Schande, das man seine Reittiere nicht ganz offiziell mit Namen versehen kann) wieder aus dem Sack zu holen, begreife ich nicht ganz, by the way. Entweder ist das Federvieh physisch und psychisch in der Lage auch in der Kälte zu fliegen, oder ich brauche eben eine Schneegans. Egal, darum soll es hier nicht gehen.
Ich queste also gestern Abend so vor mich hin, derzeit bevorzugt in der Drachenöde, wo man mir versprach, es gäbe ein ganz tolles Video zum Abschluss. Wobei nicht alle Quests der Drachenöde mit Drachen zu tun haben. Da wäre zum Beispiel der Quest mit dem viel versprechenden Namen „Männergeheimnisse“. Dabei geht es allerdings nur darum, die Karte des Scharlachroten Ansturms aus dem entsprechenden Vorposten zu mopsen.
OTon von Visionär Zelig, dem Questgeber: „Im Nordosten der Feste Wintergarde befindet sich ein Außenposten des Scharlachroten Ansturms. Dort gibt es irgendwo eine Karte.“
Irgendwo, aha. Ich liebe solche genauen Angaben. Sofort in der nächsten WoW-Datenbank zu spicken ist allerdings uncool, finde ich, ein bisschen suchen muss drin sein. Man nimmt auch so etwas mit; guckt sich die Landschaft an, erkundet die Gegend, sammelt Erfahrungspunkte beim Stolpern über Gegner usw und so fort. Ich mache also den Vorposten des scharlachroten Ansturms Personalmäßig dem Erdboden gleich und finde… nichts! Zwei Türme gibt es und die sind leer – bis auf einige Arbeiter, die ich umgehend ins Pixel-Nirvana entlasse. Also gut, es ist an der Zeit zu spicken. Der Guide von Freier Bund hat den Quest noch nicht in der Datenbank. Buffed dagegen schon und die Kommentare besagen: Tisch im Turm, Karte drauf. Allerdings melden viele Kommentartoren auch gleich ein Problem: Kein Tisch im Turm. Reloggen hilft nicht, alle Gegner noch mal verhauen auch nicht. Die Datenbank von WOWHEAD zeigt sogar einen hübschen Screenshot, doch nach einem eingehenden Nach-Check bleibt es dabei: Kein Tisch, keine Karte. Nach einer halben Stunde gebe ich auf und wende mich dem nächsten Quest der Drachereihe zu: Auf rubinroten Schwingen.
Wieder einer dieser hübschen Quests, wo man aus der Luft agieren muss. Die Aufgabenbeschreibung ist in unnachahmlich nüchtern-sachlichen Tonfall formuliert, etwa wie für eine Gebrauchsanweisung zum Batteriewechsel der Fernbedienung. O(riginal)ton: „Signalisiert mit diesem Leuchtfeuer einem Bezwinger des Wyrmruhtempels, dass er neben Euch landen soll. Klettert dann auf seinen Rücken und fliegt gen Norden zu Galakronds Ruh. Sobald Ihr dort angelangt seid, befehlt Ihr dem Drachen, die Aasfresser der Geißel zu vernichten, die mit der Ausgrabung von Galakrond beschäftigt sind. Dann, sobald die Gegend gesäubert ist, fliegt Ihr zur Serpentine über Galakronds Ruhestätte, zerstört Großnekrolord Antiok und nehmt ihm die Sense ab, mit deren Hilfe er die Drachen beherrscht.“
Also eine Art Drachennahverkehrssystem. Königin Alexstrasza, die diesen Quest vergibt, hat erstaunlich wenig an, dafür dass sie im ewigen Eis auf dem Dach eines gefühlt 500-Meter-hohen Tempelturms steht. Gilden-Buddy Morphoiz erklärt via TS hilfsbereit, das sei sicher, weil Alexstrasza doch ein Drache sei und entsprechend heißblütig. In jedem Fall eine interessante Erklärung für den Bikini-Look der Drachenkönigin.
Ich bin naturgemäß durch die luftige Verhüllung nicht zu beeindrucken, schwinge mich auf den Schuppenflieger und lege los. Das wegbrutzeln der zerfledderten Aasfresser geht fix, fehlt nur noch Antiok. Die Ortsbeschreibung ist im Gegensatz zum vorigen Quest eindeutig: Die Serpentine ist nicht zu übersehen. Und der Gegner anscheinend auch nicht. Oben marschiert ein riesiger Kerl auf und ab. Beim anvisieren erscheint auch sein Name – es ist Thiassis Sturmblitz. Moment mal, so hieß der Kerl aber nicht, auf den ich angesetzt wurde? Morphoiz meint, es sei vielleicht die Aushilfe. Das dürfte zwar wenig wahrscheinlich sein, aber ich beschließe, ihn vorsichtshalber umzuklopfen. Leider klappt das nicht so richtig gut und zu allem Überfluss streikt im unpassendsten Moment der öffentliche Drachenahverkehr: „Ich wurde nach Wyrmruh zurückbeordert. Macht es gut, Partner!“ Sprichts und wirft mich ab. Immerhin mit Fallschirm, aber so behandelt man niemanden, der einen wichtigen Auftrag hat. An einer fehlenden Monats- oder Jahreskarte für den ÖDNV kann es wohl kaum liegen. Mit dem Leuchtfeuer pfeife ich einen neuen Drachen herbei und ziehe meine Kreise, auf der Seuche nach dem Großnekrolord. Irgendwann sehe ich, der Kerl brüllt doch ab und an Unflätiges durch die Gegend, muss hier also irgendwo stecken. Da fällt mir der praktische Zielbefehl ein: Mit /target und dem Namen muss sich der Kerl doch anvisieren lassen. Tut er auch.
Er sitzt auf der Aushilfe…! Für jemanden, der Groß-Nekrolord ist, ist er also eher klein. Ich, mein schuppiger Untersatz und mein flüssiger Freund, der Wasserelementar, schreiten also endlich zu Tat. Antioks Sense ist mein und ich kriege mein Video. Leider nur als Stummfilm, weil der Ton bei den Videos bei mir irgendwie nicht funktionieren will. Prima!
Danach finde ich mich auf einem Schlachtfeld – muss irgendwie mit der für mich unhörbaren Story im Video zu tun haben – wieder und kriege von der Drachenkönigin Alexstrasza einen neuen Auftrag. Diesmal ist es easy, nur ein Schild zu finden. Zudem wirkt nach all der Aufregung Alexstraszas Buff „Beschaulichkeit“ auf mich: „Eure gewaltätigen Tendenzen werden von der Präsens der Drachenkönigin beschwichtigt“. Ich finde zwar nicht, dass ich zu gewalttätigen Tendenzen neige, ich habe mich wirklich NUR EIN BISSCHEN AUFGEREGT, aber gut. Im Übrigen hat inzwischen Alexstrasza wesentlich mehr an und ist auch sehr viel dicker, weil in Drachengestalt.
Solchermaßen beschaulich klingt der Questabend aus. Und ich habe es mit Nusspli auf gut 70% des nächsten Levels geschafft. Fluffi bekommt bald wieder Ausflug!