So, nachdem unser Sichtgerät derzeit im Eimer ist und ich mein Roh-Material aus Barcelona nicht checken kann, kann ich stattdessen doch gleich mal den angekündigten Bericht anfangen. Los geht’s: Klassenfahrt der Spiele-Journalisten…
Mittwoch früh gings nach Barcelona und am Gate treffe ich auch gleich die „üblichen Verdächtigen“. In diesem Fall sind es Andreas von RTLII und Peter vom Loop Magazin. Diese Reisen zu Presse-Events haben immer so was von einer Klassenfahrt. Man trifft nette Kollegen, redet über seine Lieblingsspiele oder über Unsinn und das in jeder freien Minute. Wovon es aufgrund straffer Zeitpläne immer zu wenig gibt. In Barcelona angekommen haben wir aber tatsächlich noch knapp 3 Stunden Zeit bis zur Pressekonferenz und beschließen einen kleinen Strandausflug. Als Deutscher muss man Ende September glücklich sein um jeden Sonnenstrahl. Also traben ausser den Genannten noch zwei Kollegen von Giga Games mit. Wir landen in einem überteuerten Touristen-Strandcafé und müssen uns dann auch noch beeilen, wieder rechtzeitig zurückzukommen. Ich übernehme die Führung unseres kleinen Klassenausflugs. Allerdings nur, weil ich als einzige im Besitz eines Stadtplans bin. Die spielen alle nicht mit mir WoW und vertrauen mir…
Wir kommen nach einem halbstündigen Gewaltmarsch tatsächlich pünktlich an und fahren dann ins Nationaltheater zur Pressekonferenz. Und jetzt geht’s richtig los, mit wichtigen Infos:
One next thing: Die Pressekonferenz
Im Nationaltheater sitzen geschätzte 800 Journalisten in einem Riesen-Auditorium. Was folgt sind jede Menge Reden diverser Köpfe, angefangen mit Chris Lewis. Der kündigt unter anderem neue Arcade-Titel an. Darunter Sensible Soccer und Doom.
Es wurde natürlich viel geredet, angekündigt und mit Trailern um sich geworfen. Ich werde mir aber erlauben, hier nur das (subjektiv) Wichtigste zu erwähnen.
Das grafisch herausragende Gears of War soll am 17. November in Europa erscheinen. Von Deutschland ist nicht die Rede, aber da wird es wohl sicher nicht in der gesehen Version erscheinen. Würde mich zumindest wundern. Bei diesem Spiel bin ich gespalten: Ja, gut, sieht super aus, hat auch einen geiwssen Witz. Zwar wird in der Pressemeldung von einer „tiefschürfenden und verstörenden“ Story gesprochen, aber tapfere Menschlein gegen fiese Außerirdische, das klingt in meinen Ohren nach allem, aber tiefschürfend ist wohl eher die eingesetzte Kettensäge an der Wumme. Ich persönlich habe damit nicht unbedingt ein moralisches Problem, das ganze ist teilweise auch so arg übertrieben, dass man es nicht unbedingt ernst nimmt. Ich finde es eher langweilig…
Der HD DVD Player ist ja schon einige Zeit angekündigt, nun gabs endlich mal Preis und Verfügbarkeit. 199 Euro, zu haben ab November – das ist zu dem Zeitpunkt, zu dem eigentlich diese andere Konsole erscheinen sollte 😉
Man ist ja nun nach E3 und Games Convention ein wenig übersättigt und hat das meiste schon mal gesehen oder gehört. Aber als Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson auf die Bühne kam, waren doch alle begeistert. Im letzten Jahr wurde in Amsterdam der Halo-Film von Peter Jackson angekündigt, er selbst aber nur per Video zugespielt. Diesmal kam er leibhaftig und kündigte mit Vice President Peter Moore ein neues Studio namens WingNut Interactive an. WingNut Films ist bekanntlich Jacksons Filmproduktionsfirma. Der Regisseur wird an der Entwicklung neuer Kapitel für das Halo-Universum beteiligt sein. Peter Jackson ist ein erfolgreicher Regisseur und erfolgreichen Leuten sieht man ja verschwurbelte Aussagen gern nach. Jedenfalls erzählte der Gute etwas von einer völlig neuen Erfahrung, die kein Spiel, aber auch kein Film sein würde. Es war ein wenig schwer, sich darunter etwas vorzustellen. Wohl auch für Microsofts Peter Moore. Doch winkt im Gespräch später ab: Soll er mal machen, der Jackson, wir werden ja sehen. Mit anderen Worten, hat er’s auch nicht so genau verstanden, aber einem Oscar-Regisseur redet man einfach nicht rein. Der Halo-Film soll übrigens 2008 ins Kino kommen.
X06/Tag 2: Spielen und Fragen
Tag zwei dieser Xbox-Events ist traditionell für Entwickler-Präsentationen und Interviews vorgesehen.
Erster Entwickler-Termin ist Alone in the Dark, wo wir mal wieder nicht filmen dürfen. Was auf der 360 zu sehen ist, ist durchaus beeindruckend und von daher hätte ich es gerne gezeigt, im Beitrag. Die altehrwürdige Serie (1992) wird auf der 360 weg vom ursprünglichen Adventure-Charakter, hin zu mehr Action gehen. In den Worten von Producerin Nour Polloni heißt es „Action Survival Game“ statt wie bisher „Survival Horror Game“.
Schauplatz ist der Central Park in New York und Held der gute alte Edward Carnby. Der Central Park bietet jede Menge unterschiedliche Schauplätze auf einen Haufen: Alte Häuser, dunkle Waldstücke, einen Zoo und ungemütliche Tunnelsysteme. In der gezeigten Szenerie befindet sich Carnby in einem Haus am Rande des Parks, das mit viel Dramatik und Effekt auseinander bricht. Unbekannte Mächte reißen Wände ein, ziehen ihm den Boden weg und werfen ihm Mauerbrücken um die Ohren. Es blitzt und kracht und Carnby klettert und rennt um sein Leben. Dabei legt Entwickler Eden Games viel Wert auf Realismus. Beispiel: Selbstredend ist es in einem Grusel-Spiel gerne mal dunkel. Wenn Edward sich eine Stehlampe schnappt, um in eine finstere Ecke zu leuchten, geht der Lichtkegel eben nur so weit wie das Kabel der Lampe reicht.
Die Struktur des neuen Alone in the Darks lehnen die Macher an TV-Serien wie Lost, CSI oder 24 an. Es sind also einzelne Episoden, die am Anfang immer eine Zusammenfassung des bisher Geschehenen zeigen. Ähnliches haben die Macher von Max Payne bereits vor 5 Jahren gemacht und wo sind die gelandet? Auf dem Index. Aber dazu komme ich später.
Hoffentlich bleibt bei all dem Gerummse im 5. Teil nicht das Rätseln auf der Strecke, nur alles wegschnetzeln ist auf Dauer öde. Wie sich das ganze also spielt, wird man sehen. Vorerst gabs noch nicht allzu viele Infos zum Gameplay und das Spiel erscheint erst 2007.
Nächster Termin: CliffyB’s Gears of War. Ein Spiel, das schon im Vorfeld mit Auszeichnungen überhäuft wurde und sehnlichst erwartet wird. Ich habe es nur mal angespielt, da lässt sich zugegebenermaßen kein komplettes Bild vermitteln. Aber ganz subjektiv ist das nicht mein Spiel, glaube ich. Siehe oben…
CliffyB alias Cliff Bleszinski ist ein spaßiges Kerlchen, der vor Publikum zu Höchstform aufläuft. Niemand kann sich so schön über Kettensägen und optimale Kettensägen-Sounds freuen, wie Cliff. Die unvermeidliche Frage nach der Gewaltdarstellung in der Präsentation sieht er wie die meisten Amerikaner eher gelassen. Man könne ja auch Viva Pinata spielen…
Gute Idee, das mach’ ich doch gleich mal. Die Zeit bis zum nächsten Termin nutze ich, um endlich mal reinzuspielen. Ich habe mir Rare’s Viva Pinata schon ein paar Mal angesehen, kam aber nie dazu, selbst rein zu spielen. Also nehme ich die Schippe in die Hand und bearbeite meinen Garten. Der zufällig vorbeikommende Kollege von Giga Games ist etwas verwirrt: „Sag’ mal, was um Himmels willen machst Du da?“ Man darf aber, ob der Actionspiel-Dichte, gerne etwas verwirrt sein: Entweder hat man halt bei einem Videospiel eine Waffe in der Hand oder ein Lenkrad. Aber selten Spaten. Es sei denn, man haut sie jemanden über die Rübe. Wenige Minuten später habe ich zwei ständige Bewohner in meinem frisch ergrünten Schrebergärtchen: Zwei Würmchen, die ich Brutus und Cäsar nenne. Komm schon Cliffy, warum kann man in deinem Spiel nicht seine Lieblings-Gegner benennen? Oder die Waffe? Meine beiden Schnellfeuer-Gewehre Hanni und Hanni…
Nächster Termin: Bioshock
Aaalso, ich weiß nicht. Ich habe es auf der E3 schon gesehen, in Barcelona gabs neues Futter. Großartige Grafik, im Ansatz gute Hintergrundgeschichte, aber die neue Demo namens „Hunting the Big Daddy“ ist schon ziemlich schräg. Der Spieler landet in einer verlassenen Unterwasserstadt, voll gestopft mit altmodisch erscheinender Technik und 60er Jahre Mobiliar und Optik. Dass hier unten etwas nicht stimmt, merkt der Spieler auch ziemlich schnell. Es liegen einfach zu viele Leichen herum. Außerdem trifft man auf seltsame kleine Mädchen, die immer einen hartgesottenen Beschützer bei sich haben: Big Daddy. Die Stadt namens Rapture hat ein exzentrischer und ziemlich reicher Mensch als Refugium gebaut. Doch irgendwas ist schiefgelaufen: Die meisten Bewohner sind solide mutiert zu Unaussprechlichem. Ein Grund dafür heisst „Adam“. Adam ist eine aus Seeschnecken gewonnen Substanz, die es ermöglicht, die menschliche Zellenstruktur zu verändern. Doping, gewissermaßen, denn Adam macht leistungsfähiger. Allerdings werden in Rapture keine Radrennen gewonnen sondern mit Adam eher richtige Superkräfte generiert. Offensichtlich sind die Seeschnecken rar geworden, denn um die Substanz ist ein erbitterter Kampf ausgebrochen.
Klar möchte man hie einfach nur weg, aber erst mal bitte schön überleben. Ganz klar wurde nicht, ob das kleine Mädchen – Litte Sister – eines von vielen ist und ob es sich um Gegner handelt. Big Daddy ist jedenfalls einer und einer ziemlich harter. In der Demo wurde gezeigt, wie man Überwachunsgroboter modifiziert, um gegen den Klops anzutreten. Mit so etwas ähnlichem wie Jedi Mindtricks kann man ihm zusätzlich einiges an greifbarem Mobiliar um die Ohren werfen. Nachdem Big Daddy erledigt war, versteckt sich Little Sister und man sieht nur noch zwei Hände mit einem Metallrohr. Dann: Schwarzblende. Mein Tipp: Keinen Jugendfreigabe bzw. keine Alterkennzeichnung… dann schon eher für Gears of War – ohne Kettensäge.
Letzter Termin: Alan Wake
Erstmal treffe ich das ziemlich vergrätzte Kamerateam vor dem Raum von Remedy, dem man mal wieder das Filmen verboten hat. Mit strengem Blick wird mir dann noch vom „Wachhund“ mitgeteilt, ich sei 6 Minuten zu spät und könne jetzt nicht mehr in die Präsentation. Ich zähle langsam bis drei, und warte auf die nächste Demo, 15 Minuten später.
Abgesehen vom unfreundlichen Türsteher hat sich der Besuch gelohnt. Alan Wake kommt von den gleichen Publishern wie Max Payne, was auch am Wortspiel schon ablesbar ist. Alan Wake ist ein erfolgreicher Horrorschriftsteller, der erstens unter einer Schreibblockade, zweitens unter Alpträumen und drittens unter dem Verschwinden seiner Freundin leidet. Das ist nicht nur ein Menge Unerfreuliches, sondern erinnert stark an ein klassisches Stephen King Setting. Das geben die Entwickler nicht nur freimütig zu, sie bezeichnen King auch als wichtige Inspiration. Auch David Lynch ist eine sichtbare Inspiration. Twin Peaks ist nicht weit weg. Die Nächte dauern immer länger und Wakes Feind ist die Dunkelheit. Auch Alan Wake ist eine gebrochene Figur, wie Max Payne. Und auch hier wird in Episoden erzählt. Alone in the Dark hat wie erwähnt ähnliches vor, Max Payne hat das bereits 2001 gemacht. Wegen dem persönlichen Rachfeldzug des Protagonisten Max wurde das Spiel später indiziert. Heute würde das vermutlich nicht mehr passieren, es gibt ganz andere Spiele, vom Brutalitätsgehalt her. Aber vor fünf Jahren war die szenische Aufbereitung, die verstörenden Sequenzen, in denen der Polizist seine ermordete Familie findet und in einer Traumsequenz sein Baby weinen hört, offensichtlich regelrecht unerhört. Teil 2 bekam dann eine 18er Einstufung.
Die etwa 15minütige Präsentation war beeindruckend, das Spiel verspricht eine ähnlich fesselnde Atmosphäre wie Max Payne, soll aber weniger auf blutige Action setzen, sagte mir Remedy’s Sam Lake. Dafür wohl jede Menge Suspense und Grusel.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt. Zum Release ließ sich Remedy kein Wort entlocken, aber Ende 2007 scheint mir reell.
Damit ist X06 auch schon wieder rum und es heißt nur noch Zeit totschlagen, bis zum Rückflug. Die Konsolen wurden nämlich schneller wieder abgebaut, als wir gucken konnten. In ähnlicher Zusammensetzung wie beim Strandausflug, vertreiben wir uns die Zeit durch möglichst viel Unsinn reden. Schon alleine, weil wir über dieses Event ja total ernsthaft berichten werden. Christian von Golem hat die erste Nachtsession schon hinter sich und ist entsprechend angeschlagen. Ich habe es vergleichsweise bequem, meinen Bericht gibt’s erst nächste Woche. Also den in bewegten Bildern, versteht sich.