Shigeru Miyamoto ist der Vater von Super Mario und Zelda – und einer der konstantesten und prägendsten Persönlichkeiten in der Videospiel-Branche. Was man wesentlich weniger mitbekommt, also bei Entwicklern vom Schlage eines Peter Molyneux, der unermüdlich seine Visionen predigt. Mit Miyamoto redet man nicht allzu häufig. Jetzt hat es endlich geklappt und ich konnte ihn in London treffen. Nintendo hatte einige Pressevertreter eingeladen, Miyamotos Musik-Vision kennen zu lernen.
Wer Lost in Translation kennt, erinnert sich bestimmt an die Szene, wo der japanische Regisseur eine minutenlange Rede hält und die Übersetzerin dem Schauspieler mitteilt, er solle mehr lächeln. Und der Schauspieler fassungslos nachfragt, ob er wirklich NUR DAS gesagt habe… Nun, es kann auch umgekehrt sein. Miyamoto-San liefert ein 15-Sekunden-Statement ab und der Übersetzer spricht 5 Minuten lang. Wrauf ich mich fragte, hm, hat er wirklich DAS ALLES gesagt??
Da ich grade keinen Japanisch-Deutsch-Übersetzer zur Hand habe, hier nun Shigeru Miyamotos Antworten auf meine Fragen – die hoffe zumindest, sie sind größtenteils so auch von Miyamoto 😉

Valentina: Musikspiele sind ein Riesen-Trend, fast jeder Publisher bringt für fast jede Plattform etwas Musikalisches. Wo ist Wie Music anders als der Rest?

Miyamoto: Ich muss sagen, es ist eigentlich eine peinliche Situation für uns. Wir arbeiten schon seit Jahren an Wii Music und dann kam dieser Boom. Da könnte man natürlich sagen, oh, Nintendo macht das jetzt auch. Fakt ist aber, Wii Music ist ein völlig anderes Spiel als der ganze Rest. Was man sonst sieht, sind Spieler die versuchen, so präzise wie möglich zu sein, um den Highscore zu schlagen. Bei Wii Music ist das völlig anders. Das Spielziel von Wii Music ist es, Musik so darzubieten, wie es dir gefällt. Du musst dir keine Sorgen machen, ob du Fehler machst, denn wie auch immer die die Instrumente spielst, Wii Music hilft dir, so dass was immer du tust zu einer ganz besonderen Darbietung werden kann. In diesem Punkt ist es vielleicht gar nicht so anders, aber doch sehr viel näher dran an beispielsweise Karaoke. Bei Karaoke muss man sich nicht unbedingt Sorgen machen um seine Performance, man kann sich vielmehr frei ausdrücken.

Valentina: Man hat das Gefühl, dass Wii Music für Nintendo ein unglaublich wichtiger Titel ist, fast so wichtig wie der Launch der Konsole selbst.

Miyamoto: Tatsächlich habe ich selbst mehrere Jahre verschiedene Instrumente gespielt. Unglücklicherweise war ich mit keinem Instrument besonders gut, das war eine stressige Erfahrung für mich. Diese Erfahrung wurde zu einer Motivation für mich, mich sehr stark in die Entstehung von Wii Music einzubringen.

Valentina: Ich habe Sie 2006 bei der ersten Präsentation von Wii Music gesehen, da sah es aus wie eine Art Dirigentenspiel. Wie hat sich das Spiel denn während der Entwicklungszeit verändert?

Miyamoto: Wenn wir an einem Titel wie beispielsweise Super Mario Bros. arbeiten, entscheiden wird zunächst über das Basis-Konzept des Spiels, um dann Details hinzuzufügen, die es ins endgültige Format bringen. Bei Wii Music gab es einen anderen Hintergrund, der uns dazu brachte, an diesem Projekt zu arbeiten. Grundsätzlich wollten wir einfach eine Musik-Software für die Wii Konsole haben, da wir Familien vor der Konsole vereinen wollen – das geht mit Musik am besten. Außerdem dachten wir schon, als wir Form und Funktionalität der Controller festlegten, daraus könnte man Vorteile ziehen, z.B. um Musikinstrumente zu spielen.. Vor diesem Hintergrund starteten wir das Projekt erst mal als Dirigentenspiel. Man sollte ein ganzes Orchester mit de Controller dirigieren können, einfach indem man seine Hände entsprechend bewegt. Das gefiel uns zunächst ganz gut, aber irgendwann merkten wir, dass Opern-Konzept führt nirgendwohin. Es hätte nur wieder dazu geführt, dass die Leute versucht hätten, so präzise wie möglich zu sein, um die Highscores zu knacken. Wovon ich spreche ist, ich will das die Leute die reine Freude an der Musik spüren, mit ganz einfachen Möglichkeiten und der Wiimote.
Also beschlossen wir, ein anderes Experiment zu starten, nämlich musikalische Darbietung zu simulieren. Als wir das hinbekamen, traten wir in die nächste Phase ein und das war das gemeinsame Musizieren. Das brachte alte Erinnerungen zurück. Wie erwähnt spielte ich verschiedene Instrumente und gelegentlich auch in Bands. An diesem Punkt wurde ich immer nervös: Was, wenn ich einen Fehler mache und dait die anderen aus dem Konzept bringe? Ich dachte, wenn man diese Angst loswerden könnte, könnten alle Spass haben, egal wie die Performance ist. An diesem Punkt holten wir Musiker und Komponisten dazu, die bisher an Spielmusiken für Nintendo gearbeitet hatten. Am Ende stand dann die endgültige Fassung von Wii Music.

Valentina: Sie können sich auch vorstellen, Wii Music in Schulen oder Kindergärten einzusetzen?

Miyamoto: Was ich wirklich hoffe ist, das Wii Music Leute ermutigt, etwas über Musik wissen zu wollen und sich selbst darüber auszudrücken. Es ist doch so, dass Schüler erst mal eine Menge Grundlagen lernen müssen – Noten, wie man ein Musikstück liest – bevor sie anfangen, Musik einfach nur zu genießen. Bei Wii Music sind diese Schwierigkeiten einfach eliminiert. Man braucht nur fünf Minuten, dann erfassen die Leute, das sie mit Wii Music Instrumente spielen können und mit anderen gemeinsam musizieren. Wenn sie einmal verstanden haben, wie viel Freude es macht, sich mittels Musik auszudrücken, oder mit anderen gemeinsam zu musizieren, dann werden sie sich sehr wahrscheinlich auch dafür interessieren, Musikgrundlagen oder sogar ein echtes Instrument zu erlernen. Wenn man zuerst die Freude an der Musik lernt, hoffe ich, das die Menschen Lust haben mehr über Musik zu lernen.

Valentina: Sie erwähnten einige Male Super Mario: Wie wichtig sind Ihnen eigentlich Ihre Charaktere wie z.B. Super Mario?

Miyamoto: Die sind natürlich sehr wichtig!. Wann immer wir neue Hardware herausbringen, arbeite ich an einem neuen Super Mario Spiel. Zelda ist ebenfalls ein sehr wichtiges Spiel für mich. Wir haben immer ein Entwicklerteam das an einem Zelda-Spiel arbeitet und sie arbeiten mit mir zusammen. Es ist aber Nintendos Politik, keine Ankündigungen zu machen, bevor wir nicht auch sicher sagen können, wann genau der Titel kommt. Daher machen sich vielleicht manche Sorgen, um die Zukunftsperspektiven. Aber Sie können sicher sein, wir arbeiten immer an diesen Titeln.

Was Miyamoto zu Wii HD, Project Hammer und der ewigen Debatte Casual gegen Hardcore-Gamer sagt, könnt ihr demnächst bei Andreas nachlesen. Das waren seine Fragen, daher gefälligst dort nachlesen 😉

Ein Kreuzzug für Musikgenuss
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