Ja, ich weiss, es ist schon fast um die Ecke. Trotzdem: Angekündigt ist angekündigt und deswegen hier nun der Bericht vom EVE Online Fanfest 2007. Wie immer aus der subjektiven Sicht und mit den Worten von: Mir!
Es ging schon mal damit los, dass ich über Buxtehude, bzw. Oslo fliegen musste. Mit einer Fluggesellschaft, mit der ich nur sehr ungern nochmal fliegen würde. Es gab nämlich nichts zu essen und wer mich kennt weiß: Mit Hunger bin ich noch schwerer zu ertragen als sonst.
An Bord kann man Essen nur käuflich erwerben und dabei handelte es sich nicht um eine Billigfluggesellschaft, die auf einem Acker im Hunsrück landet, sondern immer noch Frankfurt Main. Nun ist es ja nicht so, dass ich nicht zähneknirschend bereit gewesen wäre, 5 Euro für eine Stulle zu bezahlen. Nur leider bin ich schon seit Jahren nicht bereit, etwas zu essen, was mich vorwurfsvoll anstarren könnte. Und Käsebrötchen gabs nicht. Ich könnte schon jetzt zu einer langen Schimpftirade ansetzen, aber es kommt noch besser.
In Oslo gelandet, 1 Stunde verspätet. Damit war der knappe Anschlussflug futsch. Schon an Bord hatte man mich deshalb auf einen späteren Flug umgebucht. Noch an Bord fiel der Chef-Luftwachtel ein, das eben diese Maschine ja nach Reykjavik weiterflöge. Also solle ich doch bitte einfach aussteigen, durchs Transit marschieren und wieder zurückkommen. „What about my luggage?“ „Don’t care about your Luggage, just care about yourself.“
Ah ja, das kriege ich grade so hin. Rein, raus, wieder rein. Dann im Sturmtief auf Island gelandet, begleitet von spitzen Angstschreien und kollektivem Ausseufzen, als wir sicher unten waren. Am Gepäckband begrüßt mich ein EVE Fanfest-Plakat, wie nett. Alles wird gut.
Eine dreiviertel Stunde später ist die Lage düster. Ich stehe zusammen mit einer Engländerin und einem Russen am einsam dahinrumpelnden Gepäckband. Kurz bevor ich in Hynose verfalle, fällt mir auf: Da tut sich nix mehr. Am Lost & Found Schalter stellt sich heraus, der Koffer steht in Oslo… Gegen 10 Uhr morgen Vormittag sei er in meinem Hotel zu erwarten. Was bedeutet, ich werde in den gleichen Klamotten wie heute den ersten Drehtag absolvieren. Ich bekomme einen Mini-Kulturbeutel und die Ansage, das Gepäck sei ja nur verspätet, nicht verloren. Nun hatte ich zwar nicht vor, mir einen Komplettsatz teure Outdoor-Kleidung zuzulegen, aber ein frisches T-Shirt wäre schon ganz schön. Auch so im Hinblick auf mein Umfeld. Aber gut, was will man machen. Im Mini-Kulturbeutel findet sich immerhin ein T-Shirt. In XL. Als ich damit vor dem Spiegel stehe und aussehe wie Hui Buh das Schlossgespenst, muss ich dann doch lachen.
Give me your Stuff! Erster Drehtag auf dem Fanfest
Am nächsten Tag, Treffen mit dem isländisch-deutschen Kamerateam. Chef-Kameramann Sigurður Grímsson alias Siggi ist gewissermaßen Ur-Isländer und hat vermutlich bereits mit jedem auf Island gedreht, der es wert ist, vor eine Kamera gezerrt zu werden. Was bei etwas mehr als 300.000 Isländern auch etwas überschaubarer ist als, sagen wir mal, China.
Siggis deutsche Gattin Angelika ist gleichzeitig Kameraassistentin, Logistik, Disponentin & Planung von Grimsfilm. Beide Grimsfilmer sind emotional nicht denkbar ohne das Grimscar. Ein Jeep mit 230.000 KM auf dem Tacho, aber nicht totzukriegen. Bis auf, naja, neulich: Als er mit dem ZDF-Wissenspapst Bublath im Fond liegenblieb. Aber der Austauschmotor liegt bereits in Siggis Garage und heute läuft das Grimscar prima.
Also auf zum Dreh in die Laugardahöll, eine große Event-Arena in Reykjavik. Hier hat, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, das legendäre Schachmatch des Amerikaners Bobby Fischer gegen Boris Spasski stattgefunden. Bobby Fischer hats gewonnen und ist übrigens heute Isländer. Und ein bisschen sonderbar, wie Siggi sagt.
Auf dem EVE Fanfest treffen wir den deutschen Spieler Erik, alias Ertai Vodalion. Vorab hatten wir telefoniert und verabredet, das wir in Reykjavik mit ihm drehen. Entweder hat man keine Protagonisten oder zu viele interessante Leute. So auch hier, denn wir hätten auch noch mit einem deutschen Spieler-Pärchen drehen können oder mit einem Fansite-Betreiber. Aber Erik erweist sich nicht nur als EVE-Datenbank auf Beinen sondern auch als eloquent.
Wir verpassen ihm also ein Mikro und heften uns an seine Fersen. Nach einigen Drehstunden machen wir um 16 Uhr erst mal Pause, um für die abendliche EVE-Show um 21 Uhr wiederzukommen. Wir wollen kurz zu Grimsfilm fahren, das bisher gedrehte Material sichten und einen Happen essen.
Mitten in der Rush Hour von Reykjavik, auf der linken Spur, passiert es: Das Grimscar geht einfach aus. Zu dritt also den Jeep auf den Grünstreifen geschoben, was nun? Ein freundlicher Isländer hält an und gibt Starthilfe. Siggi Und Angelika sind schwer getroffen: Das Grimscar ist wie gesagt ihr ein und alles. Immerhin kommen wir per Starthilfe angeschoben nach Hause.
„Name that thing“ – Ratespiele auf dem Fanfest
Abends muss kurzfristig Taxi gefahren werden. Wieder zurück auf dem Fanfest wird es richtig lustig: Nach zunehmender Verkostung diverser skandinavischer Biersorten ist die Stimmung, nun ja, stellenweise sehr gelöst. Auf dem Programm steht die EVE Spielshow, mit Geschäftsführer Hilmar „hellmar“ Peturrson und einigen weiteren CCP’lern als Kandidaten. Die erste Runde heißt „Name that thing“. Arend Stührmann, deutscher CCP-Mitarbeiter moderiert. Bei „Name that thing“ geht es um Raumschiffe raten, mit nur einem kleinen Ausschnitt als Hinweis. Wie jede Spielshow lebt auch diese davon, dass das Publikum mit-rät und alles besser weiß. Und hier darf lautstark dazwischen gebrüllt werden, die Stimmung kocht. Wie gesagt, die Zapfsäulen liefen heiß.
Neben mir und dem Team sitzen äußerst bierselige Amerikaner, die bei jedem neuen Raumschiff lautstark mitraten. Ihr Tipp lautet jedes Mal: Penis. Angesichts einer Kamera werden manche Leute ja noch lauter und „Team Penis“ gehört dazu.
Zeit für einen Standortwechsel, schließlich ist einstündiges Drehmaterial, bei dem aus dem Off ständig „Penis“ gebrüllt wird, schwer verwendbar. Weniger aus moralischen Gesichtspunkten (unter dem Oberbegriff „Kultur“ kann man vieles senden), aber ich will ja nicht über betrunkene Spacken berichten, sondern über das Fanfest.
Gegen 22:15 machen wir Feierabend, die Fanfest-Teilnehmer laufen dagegen jetzt erst zu großer Form auf. Wir lassen sie alleine und werden uns ins Taxi. Zurück im Hotel: Kein Koffer. Noch voll im EVE-Thema drin, schießen mir Dinge durch den Kopf, wie: „Wo ist meine Laserkanone? Ich überlege kurz, was ich jetzt vaporisiere: Vielleicht den Hoteltresen? Gottseidank kann CCP mit einem TShirt (Größe M immerhin) und – ja, das gibts tatsächlich – Socken, aushelfen. EVE-Socken. Um 22:30 kann man nämlich auch in Reykjavik nichts mehr kaufen. Jedenfalls nicht Klamotten…
I saw your Ship – Zweiter Drehtag auf dem Fanfest
Am nächsten Morgen hoffe ich auf den Koffer, doch der Gang zum Frühstück lässt keine Hoffnung. Nichts. Inzwischen hat das Ganze etwas kafkaeskes. Langsam schwächelt auch mein Handy, das Ladegerät ist natürlich im Koffer. Die Hotelrezeption telefoniert sich die Finger wund, ich selbst habe auch mehrfach telefonische Tobsuchtsanfälle gehabt. Inzwischen kann ich über das EVE-TShirt den Pulli von Vorgestern nicht mehr drüberziehen, der müffelt inzwischen. Also Jacke übers T-Shirt, man ist ja kaum draußen. Vielleicht rückt CCP noch einen Pulli vom Merch-Stand raus.
Grimsfilmer Siggi macht Nägel mit Köpfen und rast vor dem Dreh (mit dem Auto des Nachbarn) zum Gepäckterminal der isländischen Haupt-Fluglinie. Die zwar nicht schuld am Verschwinden des Koffers sind, aber dafür zuständig, ihn ins Hotel zu transportieren. Hier darf ich im Gepäcklager selbst nachschauen, finde das gute Stück aber nicht. Während ich noch durch das Gepäcklager schnüffle, taucht ein weiterer Mitarbeiter auf. Den Koffer habe man grade Richtung Hotel gefahren…
Also springen wir wieder ins Auto und rasen zum Hotel zurück. Unglaublich aber war, einen Tag vor der Rückreise ist der Koffer da. Flott umziehen und dann kanns endlich losgehen.
Wir interviewen noch Arend Stührmann, den deutschen Associate Producer von EVE und heften uns wieder an die Fersen von Erik. Der hat eine kurze Nacht hinter sich, will aber trotzdem mindestens zwei Vorträge hören. Immerhin gibts Einblicke in die grafische Zukunft von EVE. Inzwischen gibt es sogar einen Mac- und Linux-Client für das Spiel. Da ich am Mac spiele, natürlich hochinteressant. Leider geht das aber nur auf den allerneusten Macs, denn ohne Intel-Unterbau geht nichts. Den hat mein G4 nicht, außerdem ist mein Mac Mini nicht unbedingt ein Spiele-Bolide. Und in der Redaktion fliege ich minütlich vom Server. Möglicherweise ist die Firewall schuld, jedenfalls sieht es nicht so aus, als könnte aus mir in nächster Zeit ein Raumschiffpilot werden. Allerdings würde man mich vermutlich schnell in tiefkühlen, wie weiland Han Solo ob seiner Schulden bei Schwabbel-King Jabba. EVE ist nämlich nebenbei noch eine solide Wirtschaftssimulation und mich nennt man gerne auch Dispo-Queen.
Gegen 16 Uhr schalten wir die Kamera ab, für etwa 4 Minuten Bericht sind wir nun schon bei zwei Stunden Rohmaterial. Und am Ende heißt es: Kill your Darlings. Und das fällt mir jedesmal schwer.
Erik hat noch einen harten Abend vor sich: Abends soll die große EVE-Party steigen und angesichts des vorigen Abends wird der kommende sicher auch lustig.
Ich dagegen muss um 5:30 Richtung Flughafen fahren. Immerhin, diesmal komme ich in Frank gleichzeitig mit meinem Koffer an.
Zum Fanfest: Inzwischen lockt auch mich die Weltraum-Karriere. Verglichen mit meinem Lieblings-MMO ist EVE Online Gourmet-Kost. Solche, wo man auf riesigen Teller winzige Häppchen mit komplizierten Namen geboten bekommt. Dafür aber sieben Gänge.
Leider scheitert das bisher an meinen separatistischen Mac-Neigung plus der Laufschwierigkeiten von EVE in der Redaktion.
Mal sehen, wenn ich jemals das Geld für einen Monster-Mac haben, dann übernehme ich den Laden. Ich werde Industrie-Magnat. Oder auch nicht…
Update: Inzwischen soll gar die Hausband Röxör zu ganz grosser Form aufgelaufen sein. So beschreibt es Golem und da ist es auch zu sehen. Vor zwei Jahren war das noch etwas anders. Wie das vor zwei Jahren zuging, sieht man hier.
„Aber Erik erweist sich nicht nur als EVE-Datenbank auf Beinen sondern auch als eloquent.“
HoHo – da fühle ich mich aber ordentlich gebauchpinselt !
Besten Dank für die schöne Zusammenarbeit – mir hat es Spass gemacht.
Schöne Grüße – Erik
Bitte gerne, keine Ursache, ich fands auch witzig! Den hier zuletzt beschriebenen Dreh in Graz habe ich übrigens mit einer Kamerafrau gemacht, die auch EVE spielt. Und einen meiner WoW-Mitspieler habe ich ebenfalls an EVE verloren 😉 Vielleicht sollte ich doch mal ausprobieren, wie es auf meinem Macbook läuft…