Wohoo, ein neuer Blogbeitrag! Nach sehr langer Zeit! Aber das wissen langjährige Leser*innen ja schon: Hier gibt es Wellen – je nach dem, wie sehr ich eingespannt bin.
Ich neige womöglich dazu, vor der gefühlten Größe meiner Schreibpläne zu kapitulieren. Den Kopf voller Themen und Ideen verschiebe ich die Realisierung meist bis zum Sankt Nimmerleinstag. Und so kommt es gar nicht zum Äußersten, nämlich einem Blog-Post. Nun dachte ich mir: Mach doch mal was Kleineres, dafür aber regelmäßiger. Wie wär’s mit einer Rubrik?
Tada! Sie heißt: Gedankensprünge. Ich möchte sie einmal wöchentlich schreiben, zu zufälligen Themen, die gerade so herumflitzen: Kleine Beobachtungen aus dem Alltag, Popkulturfundstückchen, die mich gerade beschäftigen, Bücher, die ich lese oder was mich sonst gerade umtreibt. Gedankensprünge eben. Keine riesige Hintergrundrecherche oder aufwendige Bildergalerien. Die wird es hier immer wieder mal geben, wenn ich die Zeit finde oder sie mir einfach mal nehme.
„Über das Schreiben“ heißt dieser erste Beitrag, weil es gerade gut passt und weil das Buch fast so heißt, das ich gerade lese. „Über das Leben und das Schreiben“ ist von Stephen King, dessen Bücher mich gefühlt begleiten, seit ich 13 bin. Und das ist ja schon locker, äh, 15 Jahre her 😉
Das erste Buch von King, das ich las, müsste „Es“ gewesen sein. Auf jeden Fall ist es das, was vermutlich mit am meisten Eindruck auf mich gemacht hat und irgendwie immer bei mir ist. Ich weiß wirklich nicht mehr genau, wann ich das gelesen habe, aber ich weiß, dass ich wochenlang über keinen Gullideckel mehr geradelt bin. Man weiß ja nie!
Als Kind habe ich mir nonstop Geschichten ausgedacht. Kaum hatte ich genügend Worte die ich schreiben konnte, habe ich meine erste Geschichte geschrieben. Das weiß ich noch, weil ich mich bis heute frage, was meine wunderbare Grundschullehrerin gesagt hat, bevor sie begann, diese Geschichte in der Klasse vorzulesen. Ich habe nämlich zu diesem Zeitpunkt mit offenen Augen geträumt – was mir heute noch oft passiert. Zurück in der Realität war die Lehrerin schon mitten im Vorlesen. Ich weiß noch, dass ich wie beim aufwachen aus dem Tiefschlaf eine Weile brauchte, bis ich realisierte, dass das MEINE Geschichte ist, die sie da gerade liest. Meine unglaublich tolle Grundschullehrerin hat sie jedenfalls abschließend sehr gelobt.
Stephen Kings erste eigene Geschichte dreht sich um Zaubertiere. Meine war eine Geschichte erzählt in der dritten Person und mit einem wilden Pferd. Eine kleine Abenteuergeschichte und ja, ich habe das wilde Pferd eingefangen.
Es ist ein bisschen beruhigend, dass Stephen King in seinem Buch schreibt, stilistische Nachahmung sei eine ehrenwerte Möglichkeit, um erste Schritte als Autor zu machen. Und das habe ich damals natürlich auch getan. Heute hoffe ich, ich habe so etwas wie einen eigenen Stil gefunden. Also gut, ich bin mir da schon sehr sicher. Aber King schreibt auch mahnend:
Eines der schlimmsten Dinge, die man der eigenen Sprache antun kann, ist, das Vokabular schön herauszuputzen und nach komplizierten Wörtern zu suchen, nur weil man sich ein bisschen für die vielen einfachen schämt.
Stephen King
Das ist schön gesagt und es deckt sich außerdem mit meiner eigenen Erfahrung. Nicht, dass ich frei von Sünde wäre 😉 Im Gegenteil: ich habe stilistisch einige schreckliche Texte geschrieben und vermutlich gehört meine Magisterarbeit dazu. Das letztere nicht ganz fürchterlich gestelzt klingt, ist diesem Herrn hier zu verdanken. Es ist vermutlich noch genug latent gestelzte Wissenschaftssprache über geblieben, aber zumindest habe ich es nach seiner Ermahnung vermieden, nach jedem Komma mit „welches“ statt „das“ zu schreiben, wenn ich etwas genauer erklären wollte. Leider neige ich bis heute zur Passivität. Will sagen, ich verwende häufig passive Verben und das Subjekt lässt es über sich ergehen. Das ist nicht selten, aber auch nicht schön. Nochmal Stephen King:
Ich glaube auch, unsichere Menschen haben das Gefühl, das Passiv verleihe ihrem Text Autorität, vielleicht sogar etwas majestätisches. Wenn Sie Bedienungsanleitungen und Gesetzestexte majestätisch finden, dann ja.
Aus: Das Leben und das Schreiben. Stephen King
Ich schrieb meine Magisterarbeit übrigens über den Frankfurter Mundart-Dichter Friedrich Stoltze, den ich für sträflich zu wenig beachtet halte. Die Arbeit hieß: Der Freiheitsbegriff Friedrich Stoltzes – politische Lyrik unter den Bedingungen von Zensur.
Klingt gut, oder? Im Ernst: Das war ein tolles Thema und es hat sehr viel Spaß gemacht. Hätte ich Zeit und die 100 Seiten noch irgendwo digital, würde ich sie vielleicht mal stilistisch überarbeiten – aber nein: Es gibt sie nur noch auf Papier. Und ich habe ja doch so wenig Zeit!
Apropos Zeit: Stephen King schreibt, er lese im Jahr etwa 70 bis 80 Bücher. Tja. Dank der Goodreads-App weiß ich, realistisch sind es bei mir maximal fünfzehn. 15! Und ich würde von mir so gerne sagen, ich sei wirklich ein Bücherwurm. Aber ich verdaue vielleicht einfach nur viel langsamer als früher 😉