Ich bitte die markige Überschrift dieser Gedankensprünge-Folge zu entschuldigen. Eigentlich geht’s um Wrestling und das ist viel mehr als „auf’s Maul“. Aber exakt das wusste ich eben nie so genau. Aber von vorne:
Wrestling ist mir eigentlich sehr, sehr fremd. Aber irgendwie faszinierend fremd. Nachdem vor Monaten mal jemand die Serie Glow erwähnte, setzte ich sie mal auf meine Liste. Inzwischen habe ich die existierenden zwei Staffeln fast durch und kann die Empfehlung uneingeschränkt weitergeben. Und jetzt habe ich mich irgendwie an diesem Thema festgefressen.
Eigentlich ist Wrestling in der Serie „nur“ das Setting, der Rahmen für spannende Charaktere. Wir lernen in Glow zunächst Ruth kennen, eine hoffnungsvolle, ständig um die nackte Existenz kämpfende junge Frau. Die Serie spielt in den 80ern und wir haben gerade erst durch #metoo wahrgenommen, wie desaströs die Situation für Frauen in der Filmbranche jahrzehntelang war. Das erleben wir auch bei Glow. Ruth kämpft um jede noch so blöde Rolle. Nach dem xten Casting um eine der für Frauen typischen Rollen – Sekretärin, brave Hausfrau oder Geliebte – schickt die von den Klagen drüber entnervte Agentin sie zu einem Casting für „schräge Typen“. So nach dem Motto, vielelicht sei das eher was für sie.
Ruth landet bei einem mindestens ebenso schrägen Regisseur, Sam Sylvia, der eine Reihe obskurer Horrorfilme gedreht hat und nun Frauen für eine Wrestlingshow sucht. Glow steht für Gorgeous Ladies Of Wrestling. Ruth ist, wie die meisten anderen, davon ziemlich verwirrt, sieht aber doch eine Chance. Immerhin kann sie hier eine Rolle entwickeln. In der Folge lernen die Frauen wrestlen, entwickeln Charaktere und begreifen nach und nach, was Wrestling eigentlich ist. Und wir lernen mit. Natürlich ist das Wrestling nicht alleiniges Thema – jeder der eigenwilligen Charaktere hat eine Geschichte. Komplettiert von einem gloriosen 80er Soundtrack tauchen wir ein in eine vielleicht fremde, aber ganz sicher faszinierende Welt.
Ich habe Wrestling nie so wirklich verfolgt, gerade mal einige Namen sind mir irgendwie hängen geblieben, Hulk Hogan zum Beispiel. Oder der Undertaker – den ich als Kind irgendwie als Gruselfigur wahrnahm. Irgendwie wirkten die Wrestler immer alle wie Comicfiguren. Aber ich hab’s auch nie wirklich verstanden. Warum sieht sich jemand einen Wettkampf an, der keiner ist? Gut, die Show hat vielleicht was, aber die schien doch sehr banal und voller Stereotypen. Ich verstand es noch immer nicht.
Kurz gesagt: Wir gucken uns ja auch Sitcoms an, obwohl wir wissen, dass das Geschehen nicht echt ist. Das klingt sehr einfach, aber das ist es unter dem Strich. Eine Sitcom ist keine Drama Serie wie Breaking Bad, die feingliedrige Charakterentwicklungen darstellt. Und ähnlich funktioniert erzählerisch auch eine Wrestlingshow, die übrigens auch nicht nur im Ring ihre Story um Protagonisten & Antagonisten entwickelt. Und ich will jetzt unbedingt auch mal was live sehen!
Ach, übrigens: Ich hätte da eine Podcast-Empfehlung, die ich hier schamlos einbaue. Ich habe mit einem der Macher vom Ringfuchs-Podcast über das Thema gesprochen. Juhu!