Der letze Dreh ist durch und mittlerweile bin ich den vierten Tag im Schnitt. Wir kommen ziemlich flott voran, was aber nicht viel heißt. Am meisten hält eigentlich technischer Kram auf. Inzwischen tendieren die Publisher dazu, Screenshots, Videos und andere Materialien für die Presse auf Media-Servern bereitzustellen. An sich sehr praktisch, aber es ist leider wie in Forrest Gump. Der stellte bekanntlich fest, das Leben sei wie eine Pralinenschachtel: Man wisse nie, was man bekomme. So ähnlich ist es auch mit Videos, die ich mir für den Schnitt downloaden darf. Meist sind das irgendwelche Container-Formate, die Überraschendes bereithalten. Um bei dem Beispiel mit der Pralinenschachtel zu bleiben: Man bekommt halt auch mal was mit Eierlikör-Füllung. Also wenig Schmackhaftes. Das hat man erst auf Viren gecheckt, dann stundenlang gewandelt und am Ende ist es matschiges NTSC und die Bilder pro Sekunde passen nicht zur deutschen TV-Norm. Und alles nur, um 20 Sekunden Material zu kriegen. Am Ende ist es einfacher, einen Kameramann Ingame-Szenen von einem guten Monitor abdrehen zu lassen. Direkt capturen scheitert oft schon an den 60 Hertz der Spiele.

Trotz solcher Stolpersteine schneidet sich alles ganz gut. Am Ende ist noch viel Kleinkram zu machen, der sich, wie man so schön sagt, zusammenleppert: Alle Schriften müssen drauf, also Namens-Unterblender, Untertitel für die OTöne, der Titel und der Abspann. Dann muss die Cutterin noch alle Töne saubermachen und hier und da feilen. Am Donnerstag ist die erste Abnahme des Roh-Schnitts. Will sagen, jemand Schlaues kommt und guckt sich das ganze an. Erfahrungsgemäß schnippelt man dann hier und da noch mal um, fügt was dazu oder schmeißt was raus.

Zur Zeit basteln wir am Kapitel Lionhead. Basteln heißt übrigens: Ich spreche mit Cutterin Barbara grob die Szenen und die Reihenfolge der nächsten Passage durch. Meist hören und schauen wir uns auch noch mal einiges an. Bei Lionhead durften wir einige interessante Meetings mit der Kamera begleiten. Die Schwierigkeit: Da gings um ein Projekt, das noch nicht angekündigt war. Das bereits angekündigte Projekt war Milo & Kate. Gerade die Passagen, wo die Kameraeinstellung gut ist und der Tonmann nicht mit der Angel irgendwo angestoßen ist, enthalten oft streng Geheimes. Das wird also noch ein wenig Bastelei, bis wir uns da elegant herum gearbeitet haben.
Während Barbara am Rechner Bilder baut, baue ich parallel Text. Der ist zwar noch ziemlich roh, aber in Etwa muss ich natürlich entscheiden, was ich inhaltlich unterbringen will. Wenn ich 30 Sekunden für eine solide Erklärung brauche, habe ich garantiert nur 20 Sekunden genau dieses Einstellung. Die alten Leiden eines Redakteurs…

Und jetzt mal ein Nickerchen, damit ich morgen wieder ein paar Stunden lang nachdenken kann! Und alsbald wirds dann hier auch wieder einen neuen Tagebucheintrag geben. Schließlich muss auch das Online-Leben weitergehen.

Im Schnitt: Die Pixelmacher

Und jetzt ihr!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.