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DOOM Beta: Läuft…

Hölle, Hölle, Hölle!

Das Wochenende war die Hölle. Dabei habe ich allerdings immerhin gemütlich auf der Couch gesessen. Und in Doom Fallobst gespielt. Und das alles nur, weil ich an einem Beitrag über Doom als Teil der Popkultur-Historie arbeite. Normalerweise hätte es mir nämlich gereicht, nach Erscheinen des Spiels im Mai entspannt ein bisschen durch die Einzelspieler-Kampagne zu rumpeln.

Ich spiele ganz gerne GTA Online und habe durchaus Spaß an der ein oder anderen Arena-Schlägerei in World of Warcraft. Team Deathmatch oder ähnliche Multiplayer-Modi sind dagegen nicht so meins. Das ist fast so viel Stress wie ein überladenes Tablett mit Beilagen-Schälchen durch die volle ZDF-Kantine zu bugsieren, nur dass man zusätzlich auch noch laut angeschrien wird. Zumindest ist das immer meine größte Befürchtung, seit einer traumatischen Erfahrung mit Halo.

Fashion für Marines

Aber wenn ich vor Erscheinen schon ein bisschen was davon sehen will, bleibt nur ein Beta-Wochendende. Ich sitze also minutenlang vor dem Fernseher und starre auf den Menüpunkt „Partie finden“. Hilft ja nix, also rein in die Hölle. Erstmal hübsch machen: Ich kann meine Marine-Kluft immerhin farblich akzentuieren und gewagte Muster wählen. Da mein Marine ohnehin figurenmäßig viel von Biene Maja hat, bekommt er etwas primär gelbes, mit blauen Schrägstreifen und das raffiniert einseitig appliziert. Der Helm hat leider viel von einem Schnellkochtopf, aber nun. Aufs ins Gefecht. Ich entscheide mich für Team Deathmatch, weil das ein Prinzip voll simpler Schönheit ist: Machen Sie bitte alles platt, was sich bewegt.

Ich habe noch immer schreckliche Angst, dass man mich anschreit, stecke aber trotzdem das Mikro ein. Es heißt schließlich TEAM Deathmatch. Man muss sich doch sicher abstimmen. Hihihi.

Meine Sorge ist unbegründet. Ich höre italienische Sprachfetzen in der Lobby, irgendwo brüllt ein Kind, aber im Gefecht ist Ruhe. Stattdessen rennen alle wild los und ich habe als erstes die eine von zwei Maps erwischt, in der es wirklich zappenduster ist. Ich falle in Löcher, in Lava, renne vor Wände, im Kreis und feuere aus allen Rohren, nur zur Sicherheit. Vielleicht rennt mir einer vor die Flinte. Nun. Team Echo geht sang und klanglos unter – siehe Bild. Auf meinem Notizzettel, wo ich gedachte, Wichtiges für dieses Blogpost zu notieren, steht unter der Überschrift Runde 1 nur: Totales Versagen.

Verstecken mit Raketenwerfer

Ich atme kurz durch, wechsle wild durch meine Waffensets und schon droht Runde 2. Diesmal laufe ich einfach den anderen hinterher, das minimiert Ausfälle durch die Umgebung. Dann suche ich mir eine nette Stelle und warte, dass jemand vorbeikommt. Eigentlich eine Scharfschützen-Taktik, nur dass ich einen Raketenwerfer benutze. Ich setze auf breite Streuung. Vielleicht wird jemand von einem Eisenträger erschlagen, wenn ich die Umgebung kurz und klein schieße. Auf diese Art gelingt mir immerhin ein Kill und ein Assist. Letzteres klingt ein bisschen nach Fußball und eine Kommentatorenstimme trägt auch viel zu diesem Eindruck bei. Nur verkündet sie leider recht häufig mit dramatischem Bela-Rethy-Duktus: Auf halben Weg zur Niederlage!

Hoppla...
DOOM Beta_Heiß…

Ich spiele Runde für Runde und freue mich, wenn ich die Map erwische, in der wenigstens ein bisschen Beleuchtung ist und suche mir geeignete Stellen für Hinterhalte. Nachdem ich selbst weniger wuschig durch die Gegend renne, stelle ich fest, soo hektisch ist das hier alles gar nicht. Gelegentlich hat man Zeit, sich gegenseitig zu verhöhnen: Mit einem Tänzchen, Kusshänden oder mehr oder weniger eindeutigen anderen Gesten. Eigentlich ist das alles fast ein bisschen altmodisch, aber vermutlich geht es den Doom-Machern auch nicht anders, als den Star Wars-Regisseuren: Wer immer einen großen Namen erbt, erbt einen fetten Batzen an Traditionen und Erwartungen. Da sind die Menschen zufriedenzustellen, die Doom in den Neunzigern gespielt haben und die Leute, die 2011 erstmals ein schon deutlich hochglanzigeres Doom kennenlernten. Und die HD-verwöhnte Klientel, die heute um die 20 ist? Die in Sachen Shooter auf wenig verzichten mussten? Wir hatten ja nichts, damals! Heute gibt es da noch Battlefield oder Call of Duty und was-weiß-ich-noch-alles.

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DOOM Beta_Läuft!

Aber wer weiß: Wenn junge Indie-Devs gerne Spiele im Retro-Look erschaffen, warum sollen dann nicht auch heute noch Studenten ihren PC mit Doom ausreizen, statt die Grafikkarte mit der Bachelor-Arbeit zu unterfordern. Und vielleicht sind Marines in Mars-Laboren eine angenehme Abwechslung zu all den Virus-Ausbruchs-Zukunfts-Dystopien. Die Inspiration für das ursprüngliche Spiel waren Filme wie Alien und Evil Dead – heute Klassiker. Vielleicht gelingt eine glanzvolle Wiederbelebung? Meine Vermutung ist eher, Doom ist heute auf Normalmaß angekommen. Ein technisch brillanter Shooter, der ganz sicher unterhaltsame Multiplayer-Matches bietet. Der sich sehr geschmeidig spielt und erstaunlich Einsteiger-freundlich ist –  selbst wenn man einen Moment braucht, um sich mit den Vor- und Nachteilen der Waffensets und Hack-Modulen vertraut zu machen.

Man wird jedenfalls keinen Jugendschützer mehr hinter dem Solitair-PC hervorscheuchen. Doom ist selbstredend ein 18er-Titel, aber das war’s. Provokant, wie 1994, als man Beavis & Butthead schon für den Untergang des kulturellen Abend- und Morgenlandes hielt, wirkt Doom im Jahr 2016 eher nicht mehr.

Vom 15. bis 18. April könnt ihr den Spaß übrigens auch ohne extra Code erleben. Dann gibt’s noch mal 3 Tage Open Beta: dafür einfach auf der Plattform eurer Wahl einloggen und die Beta kostenlos herunterladen. Dann gibt’s die Multiplayer-Modi Team-Deathmatch und Kriegspfad auf den Karten „Hitzewelle“ (dunkel) und „Höllisch“ (auch dunkel).

Wer übrigens wissen möchte, wie man „wie ein junges Reh mit Doppelsprüngen über die Karte hüpft„, lese bei den Kollegen der Gamepro nach. Und jetzt entschuldigt mich, ich muss meinen Anzug bemalen.

 

 

 

 

 

 

It’s a Match. A Deathmatch.
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Und jetzt ihr!

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