Shtisel und Unorthodox sind nur zwei super-erfolgreiche Serien, die jüdisches Leben zum Thema haben. Sie thematisieren allerdings nur einen sehr bestimmten, eingeschränkten Blick auf jüdische Kultur und Communities.
Wusstet Ihr, dass Spocks vulkanischer Gruß auf ein Kindheitserlebnis von Schauspieler Leonard Nimoy in einer Synagoge zurückgeht? Nimoy, Sohn jüdisch-ukrainischer Einwanderer, erinnerte sich an Betende, die dort mit gespreizten Fingern den Aaronitischen Segen erteilten. Davon lies er sich für die Serie inspirieren. Und wusstet Ihr, dass „das Ding“, Teil des Superheldenteams Die Fantastischen Vier, aus einer armen jüdischen Familie stammt? Autor ist der berühmte Comic-Autor Stan Lee, eigentlich Stanley Lieber. Der Sohn rumänisch-jüdischer Einwanderer hat aus seinem jüdischen Background kein großes Thema gemacht, aber da Kultur nicht in einem luftleeren Raum entsteht, kann man wohl davon ausgehen, dass seine Biografie Einfluss auf sein Schaffen hat und Inspiration ist. Da wäre noch Magneto, der tragische Superschurke aus dem X-Men Universum. Der ist ein deutscher Jude mit Namen Max Eisenhardt, Shoa-Überlebender und immer wieder im Streit mit den anderen Superhelden. Trotzdem greift Magneto immer wieder mal rettend ein, um die Menschheit zu schützen. Magneto ist ebenfalls eine Figur von Stan Lee – und Jack Kirby, eigentlich Jacob Kurtzberg, Sohn jüdisch-österreichischer Eltern.
Und dann sind da ja noch die Coen-Brüder, die ihre jüdische Biografie auch immer wieder zum Thema machen. Zum Beispiel im Film A Serious Man, das von einem jüdischen Professor erzählt, der von einem Unglück ins nächste stolpert. Physik-Prof Larry Gopnik fühlt sich von Gott bestraft, weiß aber kafkaesk nicht, wofür eigentlich. In Deutschland gibt es generell eine kleinere Unterhaltungsindustrie und der wird, mit einigem Recht, mangelnde Diversität vorgeworfen und oft eher stereotypische Darstellung. Doch zunehmend bewegt sich was und Filmemacher wie Arkadij Khaet erzählen in Masel Tov Cocktail deutsch-jüdische Geschichten mit Witz & Wums. Wenn man einmal begonnen hat, sich durchzuforsten, taucht doch eine ganz Menge auf.
In dieser Ausgabe blickt der Popkulturfunk auf die vielfältigen Abbildungen jüdischen Lebens in der Popkultur. Gast: Sara Soussan, Judaistin, Pädagogin und Kuratorin für jüdische Gegenwartskultur am Jüdischen Museum in Frankfurt.